Zum zweiten Mal kam Choreograf John Neumeier nach Großhansdorf. Diesmal brachte er drei Solisten mit. Auch Bischöfin Kirsten Fehrs war erneut in der Auferstehungskirche, um das Orgelprojekt zu befördern.

Großhansdorf. So nah waren die Stars, dass atemlose Stille herrschte. Die Zuschauer in der Schmalenbecker Auferstehungskirche in Großhansdorf waren fasziniert und dankbar. Wofür Fans in den Metropolen dieser Welt Schlange stehen – und das auch noch oft vergebens – bekamen sie in der kleinen Waldgemeinde exklusiv geboten.

Drei erste Solisten des Hamburg Ballett tanzten im Altarraum Szenen aus der Matthäus-Passion. Zum Greifen nah. Der Atem war hörbar, die Schritte. Fast der Herzschlag, konnte man meinen. So unmittelbar war das Erlebnis und der Blick in die Gesichter der Künstler, die sich ganz in die biblische Geschichte um Glaube, Verrat und Liebe versenkten. Und dazu ihr „Meister,“ der Ballettintendant und Choreograf John Neumeier, der sich genauso ungeschützt dem Publikum stellte und im Gespräch mit Bischöfin Kirsten Fehrs viel Persönliches preisgab – in der für ihn schon vertrauten Atmosphäre.

Zum zweiten Mal war der Weltstar nach Großhansdorf gereist, um dem Orgelverein bei der Anschaffung eines neuen Instrumentes zu unterstützen. „Wir rechnen auch jetzt mit ungefähr 10.000 Euro“, sagte Pastor Christoph Schroeder, der noch immer ganz unter dem Eindruck des Erlebten stand.

So wie alle. Kai Greve, der Vorsitzende des Orgelvereins, wurde von einem Fernsehteam des NDR umringt und brachte es auf den Punkt: „Ich bin sprachlos. Das war ein kulturelles Highlight.“ Nur für die Großhansdorfer.

„Lieber John. Welch ein Geschenk“, hatte sich kurz zuvor auch Bischöfin Fehrs beseelt an Neumeier gewandt, der selbst angerührt schien. Während seine Tänzer wenige Meter von ihm entfernt seine Choreografie lebendig werden ließen, ging er mit dem Körper mit. „Du musst ja völlig erschöpft sein“, sagte die Bischöfin. „Wenn es mich selbst nicht bewegt, wie sollte es andere bewegen“, antwortete Neumeier. Die Rollen würden emotional durchdrungen. „Die Emotion ist nicht die Sahne, die oben drauf kommt.“

Hoch professionell und fast liebevoll gingen auch die drei Techniker des Hamburg Ballett ans Werk. Am Vortag hatten sie die Bühne aufgebaut, am Tag der Aufführung kamen sie mittags und blieben bis 23 Uhr. Alles unentgeltlich, so wie auch der Auftritt der Großhansdorfer Ulrike und Clemens Rasch, Julia Barthe und Silja von Kriegstein.

Warum setzt ein Weltstar wie Neumeier sich so ein? „Großhansdorf will für seine Kirche nur das Allerbeste. Das finde ich toll.“ Auch er versuche immer auf höchster Ebene zu agieren. Sprach’s und erinnerte das verzauberte Publikum an das Profane: „Nicht vergessen, für die Orgel zu spenden.“