Umweltgutachten im Ausschuss vorgestellt. Reinbeker Bauprojekt stellt „erheblichen Eingriff“ in die Natur dar. Anwohner und Politiker reagieren entsetzt. Beschlussfassung wurde vertagt.
Reinbek. Nicht schlecht gestaunt haben Politiker und Anwohner bei der Sitzung des Reinbeker Bau- und Planungsausschusses. Dort wurden das Umweltgutachten und der Bebauungsplanentwurf zum umstrittenen B-Plan 48 Schwesterngarten vorgestellt. Fazit des Gutachtens: Das Vorhaben ist als erheblicher Eingriff in den Naturhaushalt und das Landschaftsbild zu bewerten.
„Auf dem südlichen Teil des Geländes liegt nämlich ein gesetzlich geschütztes Biotop, für dessen Bebauung eine Ausnahmegenehmigung durch den Kreis erforderlich ist“, sagt Till Krüger von der Interessengemeinschaft (IG) Böge. Die IG hatte sich von Beginn an gegen die aktuell geplante Variante mit der Erschließung von der Böge aus gerichtet (wir berichteten). Allerdings spielten in ihrer Argumentation bisher verkehrstechnische Aspekte eine Rolle. „Das liegt daran, dass im bisherigen Entwurf das Biotop nicht thematisiert wurde“, sagt Krüger. Durch das Umweltgutachten bekommt das Bauprojekt nun also eine neue Dimension.
Damit die Bebauung nach dem aktuellen Entwurf durchführbar ist, wurden laut Umweltbericht Ausgleichsflächen von rund 11.500 Quadratmetern eingeplant, die bisher aber nur zu einem kleinen Teil gefunden wurden.
Vertreter von Grünen, FDP und vom Forum 21 zeigten sich geschockt über die Ergebnisse. „Der vorgelegte Bebauungsplanentwurf zeigt erstmals, dass dort ein geschütztes Biotop liegt. Das war uns so vorher nicht bekannt“, sagt Bauausschussvorsitzender Heinrich Dierking (Forum 21). Auf dieser Basis wäre der Vorentwurfsbeschluss laut Dierking wohl nicht so verabschiedet worden. Gar als „katastrophales Umweltgutachten“ bezeichnen es die Grünen. FDP-Chef Bernd Uwe Rasch fügt hinzu: „Hier profitiert nur der Bauherr.“ Das sei nicht verhältnismäßig.
Die IG Böge trug zur kommunalpolitischen Fragestunde ihre Stellungnahme vor, in der sie ebenfalls auf den Umweltaspekt einging. „Das Biotop würde im Fall einer Ausnahmegenehmigung vollständig zerstört“, kritisiert Krüger. Fiele die Entscheidung aber für die Erhaltung des Biotops aus, erübrigte sich die weitere Diskussion über die aktuelle Erschließungsvariante. „Wenn nur der nördliche Teil des Geländes bebaut wird, muss die Erschließung sowieso von der Hamburger Straße und nicht von der Böge aus verlaufen“, sagt Günter Hess, ebenfalls Mitglied der IG.
Aufgrund vieler ungeklärter Fragen beantragten die Grünen die Vertagung der Beschlussfassung. Diesem Antrag wurde stattgegeben. Das Forum 21 forderte zudem zahlreiche Veränderungen des Entwurfs – unter anderem, das Biotop als geschützte Fläche auszuweisen. Ernst Dieter Lohmann (CDU) äußerte dafür Unverständnis: „Die Planung wird unnötig verzögert.“ Die nächste Sitzung des Bauausschusses ist für den 10. Juni vorgesehen.