Am Ostersonntag feierten rund 350 Menschen nach acht Monaten die Wiedereröffnung der St. Johanneskirche in Ahrensburg mit einem Gottesdienst. Doch ein weiterer Streit steht dem Gotteshaus bevor.
Ahrensburg Viele Monate lang waren sie verstummt. Doch am Ostersonntag ertönten die Glocken der Ahrensburger St. Johanneskirche wieder über der Stadt und läuteten damit nicht nur einen Gottesdienst sondern auch die Wiedereröffnung der Kirche an der Rudolf-Kinau-Straße ein. „Als ich die Glocken hörte, hat es in mir vibriert“, sagt Cordula Dürmann voller Freude: „Es ist erstaunlich, wie viel Potenzial in dieser Gemeinde steckt.“
Auch Björn Robinson hat das Geläut genossen: „Das haben wir hier alle sehr vermisst“, so der 73 Jahre alte Ahrensburger, der um 9.30 Uhr zum Gottesdienst gekommen war und in der überfüllten Kirche Platz nahm. Genauso wie etwa 350 weitere Menschen, für die die hölzernen Sitzbänke vor dem Altar nicht ausreichten. Helfer stellten deswegen Dutzende Klappstühle am Eingang auf.
„Ich habe die Kirche schon tot gesehen“, sagt Pastor Hans-Martin Bruns zu Beginn des Gottesdienstes. Er hatte seinen Dienst angetreten, als die Kirche aus finanziellen Gründen geschlossen war. Erst nach heftigen Protesten und zähen Verhandlungen zwischen Kirchengemeinderat und dem eigens gegründeten Förderverein gab es eine Einigung, die vorsieht, dass der Verein künftig einen Großteil der Kosten trägt. „Welch schönes Gefühl war es deswegen, diese Tür heute wieder aufzuschließen“, sagt der Geistliche und findet damit die passende Überleitung zu der Ostergeschichte: Die Auferstehung von Jesus. Wie ein roter Faden zieht sich die Wiedereröffnung des Gotteshauses durch diese biblische Geschichte, die Propst Hans-Jürgen Buhl sogar von Laiendarstellern in der Kirche nachspielen lässt.
Eine Frau mimt Maria, die am Grab von Jesus steht und nicht glauben kann, dass er wieder auferstanden ist. Sie wendet sich zu ihm, erkennt Jesus aber nicht. „Manchmal braucht es eine Wendung mehr, um etwas zu erkennen“, kommentiert Propst Buhl an dieser Stelle. „Nach den schmerzlichen Erlebnissen der vergangenen Monaten bin ich froh, dass wir eine Lösung gefunden haben und jetzt sogar drei Gottesdienste im Monat in der Kirche gefeiert werden“, sagt Buhl. Lauter Applaus. „Weiterhin können hier auch Laienandachten in der Kirche stattfinden“, so der Propst weiter. Erneut applaudieren die Besucher des Ostergottesdienstes. Buhl: „Aber nur von Montag bis Sonnabend.“ Buhrufe. Der Geistliche versucht, diesen Wunsch zu erklären: „Die Kirche möchte, dass Sonntagsgottesdienste nur von ordinierten Personen gehalten werden.“ Braucht der vermeintlich beigelegte Streit um die St. Johanneskirche also noch eine weitere Wendung? „Da gibt es auf jeden Fall noch Gesprächsbedarf“, sagt Björn Robinson, der an diesem Tag daran aber nicht denken möchte.
Genauso wie der SPD-Stadtverordnete Rafael Haase, 52, der von einem Wunder spricht, dass diese Kirche wieder geöffnet ist. 1962 ist der Ahrensburger in dem Gotteshaus getauft worden. „Als Kind fand ich diese Kirche eigentlich langweilig, doch heute liebe ich diese schlichte Architektur, deswegen freut es mich umso mehr, hier wieder zum Gottesdienst kommen zu können“, sagt Haase. „Das heute war ein Auferstehungsgottesdienst für die Kirche in Ahrensburg.“
Großes Lob und Anerkennung bekommen die Mitglieder des Fördervereins. „Sie haben für ihre Kirche gekämpft und nicht aufgegeben“, sagt Gerhard Hübner, der schräg gegenüber der Kirche wohnt. Er hat mitbekommen, wie die Menschen sich an 43 Sonntagen nach der Schließung vor der Kirche versammelt haben. Vor der großen Holztür stellten sie einen kleinen Altar auf, auf den gerade einmal eine Vase mit Blumen und eine Kerze passten, und beteten gemeinsam.
Die Andachten schweißten die Menschen zusammen, die den Glauben, ihre Kirche retten zu können, nicht verloren hatte. Selbst als ein Bauzaun um das Gebäude gezogen wurde, ließen sich die Menschen nicht vertreiben. „Das fand ich ganz toll“, sagt Anna Martens. Die 42 Jahre alte Berlinerin hat die Entwicklung aus der Ferne verfolgt. „Meine Schwiegermutter war noch nie der Mensch, der gegen das, was ihm nicht passt, auf die Straße geht und demonstriert. Aber als die Kirche geschlossen wurde, setzte sie sich für etwas ein. Mit Erfolg“, sagt Martens, die mit ihrem Mann Helge, einem gebürtigen Ahrensburger, und ihren drei Kinder über Ostern die Familie besuchtr.
Das Thema Andachten werden sie auch von der Hauptstadt aus weiter verfolgen. Denn: „Es gibt noch Gesprächsbedarf“, sagt Hans-Peter Hansen, Vorsitzender des Fördervereins. Er möchte an der „Tradition festhalten, die uns so zusammengeschweißt hat“, und weiter an Sonntagen, an denen kein Gottesdienst in der St. Johanneskirche gefeiert wird, Andachten halten. Auf einen anderen Wochentag ausweichen möchte der Förderverein nicht.
Ein Mediator soll nun zwischen dem Kirchengemeinderat und dem Förderverein vermitteln und eine Lösung finden. „Ich verstehen nicht, warum jetzt ein Mediator bestellt wird. Wieso fragen sie uns nicht, ob wir mal reden können“, sagt Hansen nach dem Ostergottesdienst vor der Kirche.
Wie berichtet, hatten sich Kirche und der Verein Ende März geeinigt und einen Vertrag geschlossen. Darin wurde vereinbart, dass die Kirche wieder geöffnet wird. Die Kosten für den Unterhalt des Hauses, pro Jahr etwa 30.000 Euro, trägt der Verein. In der Vereinbarung steht auch, dass es weiterhin Laienandachten geben darf – allerdings nicht wann. Darauf stützt sich der Verein und plant eine Laienandacht für Sonntag, 4.Mai.