Anwohner von Grundstück für Wohncontainer gründen Protestverein. Bürgermeister: Es ist eine Übergangslösung
Barsbüttel. Der Streit um die von der Gemeinde Barsbüttel geplante Unterkunft für Asylbewerber auf einem brach liegenden Grundstück an der Straße An der Barsbek spitzt sich zu. Die Anlieger, die sich schlecht über das Vorhaben informiert fühlen, haben ihren Widerstand in einem Verein organisiert, dessen Ziel die Erhaltung von Wohn- und Lebensqualität ist.
Die Vereinsvorsitzende Anja Schleef hat in einer Rundmail an Bürger, Medien und Politik erneut die Barsbütteler Verwaltung angegriffen, die ihrer Meinung nach lüge und Tatsachen und Fakten verschleiere, was die geplante Anzahl der Wohncontainer und der dort unterzubringenden Asylbewerber anbelange.
Auf diese heftigen Vorwürfe reagiert der verärgerte Bürgermeister Thomas Schreitmüller mit einer Klarstellung. „Wir wollen nur zwei Doppelwohncontainer auf dem Grundstück aufstellen, die wir mit maximal neun Menschen, wenn möglich Familien, belegen. Dazu kommt noch eine Versorgungseinheit.“ Alle Container werden für zwei Jahre gemietet. „Es ist also offensichtlich, dass wir keine nachhaltige Lösung suchen, sondern rasch reagieren, weil wir unsere Aufnahmequote erfüllen müssen“, sagt der Bürgermeister.
Zurzeit sind in der Gemeinde 40 Asylbewerber und 17 Menschen ohne Wohnung untergebracht. Gemäß der Zuweisung vom Kreis hat Barsbüttel momentan ein Minus von drei Flüchtlingen. Außerdem soll die Gemeinde in diesem Jahr durchschnittlich zwei Asylbewerber pro Monat zusätzlich aufnehmen, die vor allem aus Syrien und Afghanistan erwartet werden.
Der Bedarf an Wohnraum für Bedürftige ist also groß in Barsbüttel – und der freie Markt gibt wenig her. „Wir suchen dringend Wohnungen, um eine vernünftige Unterbringung zu ermöglichen. Unser Prinzip ist es, Asylbewerber dezentral an mehreren Orten einzuquartieren“, sagt Schreitmüller.
Das Grundstück An der Barsbek sei eine Notlösung. Bereits 2011 sei das etwa 2000 Quadratmeter große Areal als Bauland für ein Doppelhaus hergerichtet worden, so Kämmerer Holger Fischer: „Die Gemeinde hat sich einen Erlös von 400.000 Euro versprochen, im Planungsausschuss wurde aber beschlossen, dort vorerst die Möglichkeit einer Ausweichfläche zu bewahren, zumal die Obdachlosenunterkunft Am Akku in keinem guten Zustand ist.“
Bürgermeister Schreitmüller ist klar, dass die Kommunikation im Vorfeld der Containeraufstellung besser hätte sein können. Die Anwohner erfuhren zufällig von den Planungen, als sie von der Verwaltung aufgefordert wurden, ihre Gartenabfälle, die sie auf der städtischen Brachfläche entsorgt hatten, zu entfernen. Auf Nachfrage wurde ihnen der Grund genannt. Zudem ergab die Recherche der Anlieger, dass die Barsbütteler Verwaltung einen Bauantrag über zwölf Containereinheiten gestellt hatte – seither vergiftet Misstrauen den Dialog.
Thomas Schreitmüller sagt, dass es nicht ungewöhnlich sei, den Bauantrag groß zu stellen, um Spielräume zu haben. „Die beantragten Einheiten sorgen offenbar für Frust, Sorgen und Angst – doch wie gesagt: Wir haben nicht die Absicht, in dieser Größenordnung zu bauen.“ Er lässt jedoch keinen Zweifel daran, dass bis Mitte 2014 die Container im südlichen Bereich des Grundstücks stehen und rasch belegt werden sollen. „Wir warten auf die Baugenehmigung.“
„Bei all den Diskussionen über Räume sollte nicht vergessen werden, dass es hier vor allem um Menschen geht“, sagt Holger Strehl, als Fachbereichsleiter Öffentliche Sicherheit, Soziales und Bürgerbüro für die Asylbewerber zuständig. „Wir haben hier in Barsbüttel einige Beispiele dafür, wie gut die neuen Nachbarn angenommen wurden. Es gibt oft einen Aha-Effekt, wenn nicht anonyme Asylbewerber, sondern Menschen in Not nebenan einziehen.“
Verwaltung, Bürgerverein, Volkshochschule und Kirche in Barsbüttel seien sich einig, dass ein Netzwerk der Hilfe aufgebaut und die Unterstützung besser strukturiert werden müsse. Holger Strehl: „Ich wünsche mir, dass Asylbewerber sich hier willkommen fühlen und dass Bürger ihnen freiwillig helfen, sich in dem Ort zurechtzufinden.“