Nach monatelangem Streit und wochenlangen Verhandlungen wurde jetzt ein Vertrag zum Weiterbetrieb des Gotteshauses zwischen Kirchengemeinderat und Förderverein St. Johannes perfekt gemacht.
Ahrensburg. Die Turmuhr der benachbarten Schlosskirche schlägt zweimal, als Anja Botta, Ruth Wölber und Christian Werner die kleine Delegation in den Räumen der Gemeinde am Alten Markt begrüßen. Um Punkt 14 Uhr sind Hans-Peter Hansen, Klaus Tuch und die Juristin Susann Haberland vom Förderverein St. Johannes zur Vorsitzenden des Kirchengemeinderates und deren Finanzexperten gekommen, um einen monatelangen und teils nervenaufreibenden Streit um die Zukunft des Gotteshauses an der Rudolf-Kinau-Straße zu beenden. Mit Erfolg: Um 14.06 Uhr sind die Unterschriften geleistet, der Vertrag zwischen der Kirchenleitung und dem Förderverein ist perfekt.
Bis 31. Dezember 2019 ist der Weiterbetrieb der Kirche, von unvorhersehbaren Entwicklungen abgesehen, gesichert. 29.700 Euro bringen die zurzeit 187 Vereinsmitglieder und deren Unterstützer künftig jedes Jahr zu diesem Zweck auf. 17.100 Euro in bar, den Rest über ehrenamtliche Tätigkeiten.
Die Atmosphäre ist freundlich und entspannt an diesem Montag, als letzte Details zur Vereinbarung besprochen werden. Das Vertragswerk ist zuvor von der Abteilung Aufsicht und Recht des Kirchenkreises Ost und Propst Hans-Jürgen Buhl abgesegnet worden. Und das steht drin: Die Kirchengemeinde verpflichtet sich, St. Johannes wieder zu öffnen, für Gottesdienste, kulturelle Veranstaltungen oder Basare. Das Entwidmungsverfahren wird nicht weiter betrieben.
Aus dem Kostenplan geht hervor, dass der Verein jedes Jahr knapp 30.000 Euro aufbringen muss. 10.000 Euro entfallen allein auf die Heizkosten, für Strom, Wasser und Müll fallen zusätzlich 2200 Euro an. Der Winterdienst, Wartungsarbeiten an Heizung, Orgel und Glocken sowie die Kosten für den Schornsteinfeger und die jährliche Blitzschutzprüfung belaufen sich auf 2300 Euro. Die Kosten für Aushilfen an der Orgel schlagen noch einmal mit 2000 Euro zu Buche. Küsterdienste (5200 Euro), Grundstückspflege (5000 Euro) und Sachkosten für Blumen und Kerzen (2400 Euro) werden laut Vereinbarung als „vom Förderverein ehrenamtlich zu erbringende geldwerte Leistungen“ berechnet. Paragraf 3 des Vertrags regelt monatliche Abschlagszahlungen. 1425 Euro sind künftig bis zum dritten Tag jeden Monats auf ein Konto der Kirche zu überweisen. Und der Förderverein verpflichtet sich, einmal im Jahr mit 3000 Euro eine Investitions- und Sicherungsrücklage zu bilden. Im Vergleich mit der sogenannten Bauunterhaltungsrücklage von bisher 20.000 Euro im Jahr ein verhältnismäßig kleiner Betrag. Sollten größere Reparaturen nötig werden, sprechen sich die Finanzfachleute der Kirche mit dem Förderverein ab.
Ebenso im Hinblick auf die Nutzung des Gebäudes. Zunächst wird es mindestens alle 14 Tage einen Gottesdienst geben, den ersten am Ostersonntag mit Propst Buhl und Pastor Hans-Martin Bruhns. Der Geistliche ist auch der Wunschkandidat des Vereins „als fester Pastor“, wie der Vorsitzende Hans-Peter Hansen sagt. In Bezug darauf macht Anja Botta zurzeit nicht viel Hoffnung. Das sei „ein Knackpunkt“, die Kirche müsse sich beim Personal nach der Decke strecken.
Kommerzielle Veranstaltungen im Gotteshaus sind dem Förderverein in Abstimmung mit dem Hauseigentümer erlaubt, sofern sie den religiösen Grundsätzen der Gemeinde nicht widersprechen. Disco-Abende oder Ähnliches kämen ohnehin nicht infrage, sagt Hans-Peter Hansen: „Wir denken an Vorträge, Konzerte, Basare und alles Mögliche, das den Wiederaufbau des christlichen Geistes fördert.“ Er sei „ehrlich der Meinung, dass mit dem Vertrag der Frieden in der Gemeinde wiederhergestellt ist“. Mit den Kirchenoberen wolle der Verein weiterhin „konstruktiv Gespräche führen, auch über den Haushalt“.
Eine echte Chance für friedvollere Zeiten sieht auch Pastorin Anja Botta. Sie sagt: „Natürlich haben die vergangenen Monate Spuren hinterlassen. Aber ich habe die große Hoffnung, dass jetzt wieder Frieden einkehrt bei uns.“ Das Klima bei den Verhandlungen bezeichnet sie als „anfangs sehr angespannt, jetzt deutlich besser und fruchtbar“. Es bedürfe zwar noch vieler weiterer Gespräche, „aber wir werden den Dialog weiter beleben“. Erstaunt sei sie, wie viel Energie die umstrittene Entscheidung zu St. Johannes freigesetzt habe. Im Negativen anfangs ebenso wie jetzt im Positiven. Und weil Trennendes seit Montag Vergangenheit sein soll, hat Anja Botta auch den Abbau des Zaunes um das Kirchengelände von St. Johannes veranlasst. Sie verspricht: „Der kommt in den nächsten Tagen weg.“