Die Arbeiten im Bargteheider Freibad laufen auf Hochtouren. Bis zum Saisonstart am 9. Mai muss alles fertig sein. Die Kosten für den ersten Sanierungsabschnitt betragen rund 1,2 Millionen Euro.
Bargteheide. Der Bargteheider Buckel hat Konkurrenz bekommen. Auf dem Freibad-Gelände ragen Berge von Sand, Lehm und Geröll auf. Baubesprechung hin oder her: Die Schwimmmeisterinnen Tanja Butzin und Beatrix Jahn müssen da einfach mal rauf und erklimmen ungeahnte Höhen am Volkspark. Schön ist die Aussicht nicht. Alles ist aufgebuddelt. Rohre liegen herum. Ein Riesenloch klafft vor dem Technikhaus. Und der Rasen ist kaum noch zu erkennen, wären da nicht die jetzt fast putzig aussehenden Maulwurfhügel. Rund 1,2 Millionen Euro werden hier verbaut. Am 9. Mai muss alles fertig sein. Dann beginnt die Saison. Ist das zu schaffen?
„Es sieht wilder aus, als es ist“, sagt Tanja Butzin. „Aber ich kann verstehen, dass sich die Badegäste Gedanken machen“, sagt die Schwimmmeisterin, die seit 15 Jahren dabei ist und eine solche Baustelle im Freibad auch noch nie erlebt hat. Die Filteranlage wird ausgetauscht, ein neuer Schwallwasserbehälter gebaut. Und Rohre und Anschlüsse müssen neu verlegt werden. Vorher mussten die alten „Klamotten“ raus. Aber wo lag was? „Mit der Suche ging das Ganze hier im November los“, sagt Uwe Haaker, unter dessen Regie das marode Schwimmbad mit neuer Wassertechnik ausgerüstet wird.
„Es gab keine Pläne. Nichts“, sagt Haaker. „Zum Glück gab es Eingeborene wie Tanja Butzin, die uns sagen konnten, wo was zu finden ist“, schiebt der Elektriker mit norddeutschem Akzent hinterher. Der Mann kommt aus Geesthacht, vom Elbufer. Mit Wasser kennt er sich aus. Und als Elektriker auch mit Technik. Er ist der bauausführende Technik-Häuptling. „Man nennt mich Locke“, sagt Haaker. Seine Haare scheinen nicht gerade gebändigt werden zu müssen. „Locke. Kein Scherz“, sagt der Geesthachter. ,„Sind Spaghetti-Locken“, sagt Tanja Butzin und grinst.
Die Sanierung erfolgt in zwei Schritten und kostet rund vier Millionen Euro
Die Anfangsschwierigkeiten sind vergessen. „Wir sind voll im Zeitplan“, sagt der Schwimmbadtechniker „Locke“ , der eine Sieben-Mann-Firma hat, und selbst kräftig mit anpackt. „Eine Woche vor Eröffnung müssen wir spätestens fertig sein“, sagt er. „Die offizielle Parole lautet zwei Wochen. Und ich sage: Vier Wochen vorher ist besser.“ Ob das klappt, wird sich zeigen. „Mit Flitzpiepen kriegste das natürlich nicht hin“, sagt Locke. Das war als Kompliment gemeint. Die Stimmung ist bestens.
Planer Achim Rietz sitzt bei der Pause mit am Tisch und genehmigt sich einen Schluck Kaffee. Der Politik und der Verwaltung hatte der Diplomingenieur dagegen reinen Wein eingeschenkt. Ursprünglich war nur von 300.000 Euro für einen neuen Schwallwasserbehälter die Rede. Als Rietz dann 2010 als Sachverständiger seine Ergebnisse auf den Tisch legte, war das ein Schock: Auch die Filtertechnik und die Becken seien marode. Das Projekt werde 2,5 bis 3,5 Millionen Euro verschlingen. „Wir können jetzt ein bisschen einsparen“, sagt Rietz und deutet auf drei Betonklötze. „Das waren mal die Schwallwasserbehälter. Wir verwenden sie jetzt als Vorfilter.“
Trotzdem ist es sogar noch etwas teurer geworden. 1,25 Millionen Euro kostet der jetzige Bauabschnitt. 2,7 Millionen Euro kommen für den zweiten dazu, der am 8. September beginnen soll – also unmittelbar nach der Saison. „Das ist nötig“, sagt Detlef Müller vom Bürgerbüro. „Dann werden die Becken erneuert. Das wird richtig eng.“
Zurzeit scheint der Laden zu laufen. „Ich bin extrem begeistert, wie schnell das hier geht“, sagt Schwimmbadtechniker Uwe „Locke“ Haaker. Die Wände des Schallbehälters sind schon fertig. Künftig werden in dem gigantischen Behälter 630 Kubikmeter Wasser zur Filteranlage durchgepumpt – pro Stunde. „Das Wasser muss ständig im Umlauf sein und mit Chlor desinfiziert werden“, sagt Haaker. Früher wurde Chlorgas verwendet. Der Giftgasalarm vor einigen Jahren sei aber noch in Erinnerung. Deswegen werde nun umgerüstet – auf Tabs, wie bei Geschirrspülern. Allerdings in anderen Dimensionen. Haaker: „Eine Tonne braucht man wohl in der Saison.“
Das Herzstück der Sanierung erster Teil ist die 800.000 Euro teure Filteranlage. Haaker: „Die ist vom Feinsten.“ Sie verbrauche weniger Platz, weniger Wasser und das bei niedrigeren Betriebskosten. Der Trick: Statt durch Sand, werde das Wasser künftig durch Kieselgur geführt, durch Muschelkalk.
Die Sauberkeit des Wassers werde ständig überprüft. „Die Werte können bei der Aufsicht und an der Kasse abgelesen werden“, sagt Haaker. „Das geht über WLAN.“ Davon werden vermutlich auch die Freibadbesucher profitieren, die dann beim Sonnenbaden surfen können. Wie lange es dauert, bis sich die Seiten im Internet aufbauen, interessiert „Locke“ nicht. Ihm geht es um die „Keimtötungsgeschwindigkeit“, die Redox-Spannung. „Die Bakterien desjenigen, der vor Ihnen durch die Fluten geschwommen ist, muss in 30 Sekunden auf das richtige Maß reduziert werden.“ Deswegen sei ein Probelauf vor der Eröffnung so wichtig, sagt Haaker, nimmt den Spaten und macht weiter. „Keine Sorge. Das wird schon.“
Wer bis zum 15. März eine Freibad-Jahreskarte kauft, zahlt 85 statt 95 Euro. Eine Familienkarte kostet verbilligt 110 Euro, Kinder zahlen 36 Euro statt 44 Euro. Karten gibt es im Rathaus.