Wir stellen die sechs Nominierten für den Jugendprojektpreis der Bürgerstiftung Region Ahrensburg vor. Heute: Die Medienscouts des Gymnasiums Trittau. Am 13. März wird der Gewinner bekannt gegeben.

Trittau. Sie kichern und tuscheln, während sie ins Klassenzimmer laufen. Dann zückt eines der Mädchen sein Smartphone und fotografiert einen Mitschüler. „Wie sieht der denn aus?“, kommentiert eine Freundin die Aufnahme spöttisch. Wird das Foto anschließend, versehen mit gemeinen Kommentaren, in einem sozialen Netzwerk hochgeladen, ist es der Beginn eines Falles von Cybermobbing. Im Gymnasium Trittau unterdessen ist die Szene der Auftakt zu einem Aufklärungskursus über die Gefahren des Internets. Das Besondere daran: Es sind selbst Schüler, die ihn halten. Die sogenannten Medienscouts sind nun für den Jugendprojektpreis der Bürgerstiftung Region Ahrensburg nominiert.

Geboren wurde die Idee 2011. Lehrerin Luise Mikolajczyk ließ eine Gruppe Schüler zu Handyscouts ausbilden. „In einer Zeit, in der Handys immer wichtiger wurden, ging es mir darum, die Schüler aufzuklären“, sagt sie. Anschließend gingen die Jugendlichen in die Klassen und gaben ihr Wissen weiter. Die 13-Klässlerin Dorothea Behr war eine der ersten Handyscouts. „Das war ein gutes Projekt, aber irgendwann wollten wir mehr Bereiche abdecken“, sagt die 19-Jährige. So wurden aus den Handyscouts in diesem Schuljahr die Medienscouts.

Zu neunt sind sie, alle besuchen die Oberstufe. Im ersten Halbjahr haben sie je eine Doppelstunde lang alle Sechstklässler unterrichtet. Im laufenden Halbjahr ist der achte Jahrgang an der Reihe. Dabei gehe es nicht nur um Cybermobbing, sagt Svea Josenhans, 17. Die Elfklässlerin trägt ein blaues T-Shirt, auf dem Rücken prangt das Wort „Medienscout“. „Wir sprechen mit den Kindern auch über Spielsucht. Oder darüber, ob es erlaubt ist, Filme im Internet anzuschauen, ob CDs und DVDs kopiert werden dürfen.“ Weitere Themen: Bildrechte, Altersfreigabe für Filme und Spiele.

Lehrer haben während der Präventionskurse nichts im Klassenzimmer verloren. Dorothea Behr: „Ohne die Lehrer verhalten sich die Schüler anders, sie trauen sich mehr und stellen andere Fragen.“ Überhaupt seien die Jugendlichen im Projekt sehr eigenständig, sagt Luise Mikolajczyk. „Sie erarbeiten ihre Lehrkonzepte für die Kurse und organisieren auch ihre Vorbereitungstreffen in Eigenregie.“

So haben die Jungen und Mädchen beispielsweise zum Thema Spielsucht einen Comic gezeichnet. Um die Kinder für die Altersbeschränkung zu sensibilisieren, veranstalten sie ein Quiz. „Wir zeigen ihnen die Vorspänne unterschiedlicher Filme, und die Kinder müssen raten, ab welchem Alter der jeweilige Film frühestens angeschaut werden sollte“, sagt Medienscout Lena Kollortz. Doch auch weniger ernste Themen seien Bestandteil des Medientrainings, sagt sie. So lehren sie ein kleines Lexikon mit Abkürzungen, die häufig in Kurzmitteilungen verwendet werden. „lol“ etwa steht für „laughing out loud“, zu deutsch: lautes, spontanes Lachen. Und wer „tgif“ schreibt, meint: thank god it’s friday, zu deutsch: Es ist Freitag, Gott sei Dank.

Über die Nominierung freuen sich die Medienscouts und ihre Lehrerin besonders. Luise Mikolajczyk: „Mit dem Preisgeld könnten wir Material für die Kurse anschaffen und einen Medienpädagogen bezahlen, der die Medienscouts schult.“ Anschließend sollen sie ihr Wissen jeweils an ihre Nachfolger weitergeben.

Wie erfolgreich die Kurse bei der Verhinderung von Cybermobbing und Spielsucht sind, das lässt sich schwer sagen. Doch einem Fall von Cybermobbing haben die Handyscouts, die Vorgänger der Medienscouts, ein Ende bereitet. Nachdem die Schüler eine Klasse unterrichtet hatte, kam heraus, dass ein Mädchen mit einem bearbeiteten Foto im Internet bloßgestellt worden war. Die Jugendliche vertraute sich nach der Schulung einem Lehrer an.