Lungenklinik will die jährlich 100.000 Euro für das unwirtschaftliche Therapiebecken nicht mehr aufbringen. Nutzer der Schwimmhalle wie die Volkshochschule und der Sportverein sind verzweifelt.
Großhansdorf. Warm ist es in der Schwimmhalle der Großhansdorfer LungenClinic. Es ist eine Temperatur, bei der sich der Badegast im Becken austoben, anschließend auf der langen Sitzbank vorm Fenster ausruhen könnte, ohne nur annähernd eine Gänsehaut zu bekommen. Doch ein Element fehlt zum Badespaß: In dem 84 Quadratmeter großen Therapiebecken ist derzeit wegen Reparaturarbeiten – eine Pumpe ist defekt – kein einziger Tropfen Wasser. Es ist ein Anblick, an den sich die Großhansdorfer wohl gewöhnen müssen. Im Sommer will die Klinikleitung das Schwimmbad, das kaum noch von Patienten, dafür aber von umso mehr Großhansdorfer Bürgern genutzt wird, endgültig trockenlegen.
Wolfgang Gerckens ist der kaufmännische Leiter der Klinik. Er nennt die Gründe dafür, dass das Lehrschwimmbecken bald zum Leerschwimmbecken wird: „Da sich der therapeutische Ansatz gewandelt hat, nutzen wir das Bad nicht mehr für unsere Patienten“, sagt er. Und: „Die Betriebskosten sind zu hoch, um das Schwimmbecken nur für externe Nutzer offenzuhalten.“ Er als Geschäftsführer habe schließlich eine Kostenverantwortung für die Klinik. Mit rund 100.000 Euro belaste das Bad die Klinikkasse jährlich. Gerckens: „Ein Großteil geht für Energieversorgung drauf.“ Das Wasser in dem sieben Meter breiten, zwölf Meter langen und 1,10 Meter tiefen Schwimmbecken werde konstant auf 32 Grad Celsius geheizt, in der Halle sei es etwa genauso warm, und auch die Pumpen verbrauchten viel Strom.
Lediglich eine Gruppe von Patienten kommt noch einmal in der Woche in das Schwimmbad im Therapieflügel der Spezialklinik. Rund 2400 Schwimmgäste im Jahr, 95 Prozent der Nutzer, seien – so sagt Gerckens – keine Patienten der LungenClinic. Und die sind seit der angekündigten Schließung des Bades mächtig traurig.
Volkshochschulkunden sind schon richtig verzweifelt
Darunter auch die Kunden der Volkshochschule der Gemeinde. Geschäftsführerin Elisabeth Fiehn: „Wir bieten Schwimmkurse für Kinder und Wassergymnastik für Erwachsene im Therapiebecken der Klinik an. Die Schließung der Halle wäre eine Katastrophe für uns.“ Fiehn hat seit der Zwangspause aufgrund der Reparatur schon ungezählte Anrufer am Telefon beruhigen müssen. „Einige“, so sagt sie, „sind richtig verzweifelt. Sie sagen, ohne die Wassergymnastik gehe ihnen ein großes Stück Lebensqualität verloren.“ Fiehn weiß, warum das so ist: „Insbesondere für ältere Großhansdorfer ist die Wassergymnastik oft der einzige Sport, den sie noch betreiben können.“ Seit 20 Jahren nutzt die Volkshochschule das Therapiebecken in der Klinik, dafür zahlt sie eine Gebühr. Einen Beitrag, der – so sagt Wolfgang Gerckens – nicht annähernd die Kosten für die Nutzung decke.
Kostenfrei kann unterdessen der Sportverein Großhansdorf von 1942 die Schwimmhalle nutzen. Vorsitzender Norbert Burmeister: „Wenn sie schließt, wird es schwierig für uns.“ Eine gesamte Abteilung, die Lungenabteilung des Sportvereins, ist auf die Schwimmhalle angewiesen. Dennoch können Burmeister wie auch Elisabeth Fiehn die Entscheidung der Klinikleitung nachvollziehen. Burmeister: „Das Krankenhaus muss natürlich vernünftig wirtschaften.“
„Das Schwimmbecken hat eine große Bedeutung für die Gemeinde“, sagt Bürgermeister Janhinnerk Voß. Das ist der Grund, weshalb Voß die Zukunft des Bades zur Chefsache gemacht hat: „In dem Schwimmbecken hat halb Großhansdorf schwimmen gelernt“, sagt er.
Verwaltung beschäftigt sich mit Rettungsvorschlägen
Auch die Klinikleitung habe vorab schon Anläufe unternommen, um den Erhalt des Therapiebeckens zu sichern. Erfolglos. Gerckens: „Wir hatten versucht, Kooperationspartner zu finden.“ Voß hofft nun darauf, dass sich noch andere Geldgeber auftreiben lassen. „Würden sich beispielsweise Sponsoren oder ein Verein an den Kosten beteiligen, dann sehe ich eine Chance.“ Bliebe nur ein Restbetrag von den 100.000 Euro, könne er, so sagt der Verwaltungschef, der Politik vielleicht schon vermitteln, dass die Gemeinde selbst Kosten übernehme. Und vielleicht auch, dass noch einmalig beispielsweise 30.000 bis 50.000 Euro hinzukämen. Voß: „Ein Gutachter hat festgestellt, dass das Schwimmbad prinzipiell in einem guten Zustand ist, doch es gibt auch einen Sanierungsstau.“ Voraussichtlich am 1.April soll die Thematik Therapiebad im Sozialausschuss der Gemeinde besprochen werden.
Wolfgang Gerckens begrüßt die Bemühungen des Verwaltungschefs sehr: „Es wäre schön, wenn das Bad erhalten bleiben könnte.“ Er sei für Lösungen offen. Bis die gefunden sind, müssen die Großhansdorfer in Unsicherheit baden. Im März soll das Schwimmbecken nach der Reparatur geöffnet werden. Findet sich bis zum Sommer keine Lösung, ist nach 20 Jahren Schluss mit Baden.