Björn Warmer tritt bei der Bürgermeisterwahl in Reinbek für die SPD an. Der Verwaltungsexperte, derzeit Justiziar im Rathaus der Stadt Schwarzenbek, war lange Zeit Kommunalpolitiker in Wentorf.

Reinbek. So viel ist sicher: Am 25. Mai, einem Sonntag, steigt im Haus von Björn Warmer eine Party. Mit Luftballons und allerhand Leckereien. An jenem Tag wird Marie, die Tochter des ehemaligen Wentorfer Kommunalpolitikers, sieben Jahre alt. Womöglich hat der Jurist sogar doppelten Grund zu feiern – Gewissheit darüber wird er aber erst am späteren Abend haben. Nämlich dann, wenn die Stimmen bei der Bürgermeisterwahl in Reinbek ausgezählt sind. Warmer, 38, ist der Kandidat der SPD. Auf der entscheidenden Mitgliederversammlung votierten jetzt 29 Genossen bei einer Enthaltung für ihn.

Schon allein aufgrund seiner Qualifikation hat Warmer berechtigte Hoffnungen, Amtsinhaber Axel Bärendorf am 1. September zu beerben. Schließlich kann er, das wird ihm von vielen Seiten bescheinigt, sowohl Verwaltung als auch Politik.

Derzeit ist SPD-Mitglied Warmer, der mit Ehefrau Katja, 35, Tochter Marie sowie den Stiefsöhnen Benjamin, 13, und David, 9, in einer beschaulichen Einzelhaussiedlung in Wentorf lebt, Justiziar in Schwarzenbek. 2007 hatte er dort angefangen, zuvor sechs Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundestag gearbeitet.

Nun soll der nächste Schritt auf der Karriereleiter folgen. Warmer will Chef von 250 Mitarbeitern im Reinbeker Rathaus werden. Was ihn am Job des Verwaltungschefs so fasziniert? „Ein Bürgermeister hat große Handlungsfreiheit, das ist ein Privileg. Eine Idee zu initiieren und diese bis zum Ende zu begleiten, das sagt mir zu.“

Und Warmer hat bereits konkrete Vorstellungen, wie er das Amt ausüben würde. Er sagt: „Ich werde viel unterwegs sein, zu den Menschen gehen. Und ich trete für Mitsprache-Möglichkeiten der Bürger ein.“ Lösungswege wolle er aufzeigen und ein guter Moderator sein. Doch Warmer kann auch anders: „Es gibt Situationen, da muss man auch mal auf den Tisch hauen.“

Es heißt, Warmer hätte in Schwarzenbek sehr gute Chancen gehabt, die Nachfolge von Bürgermeister Frank Ruppert anzutreten. Doch das wollte er nicht. „Es reizt mich, in der Region zu arbeiten, wo ich lebe“, sagt der ehemalige DLRG-Rettungsschwimmer. Ruppert kann seinen Mitarbeiter verstehen: „Ich finde, er hat mit Reinbek die richtige Entscheidung getroffen.“ Die Chemie zwischen dem ersten und zweiten Mann im Rathaus der Europastadt stimmt: Warmer sei jung, frisch, kommunikationsstark und mit seiner offenen Art bei den Menschen gut angekommen, lobt Ruppert. Auch bei der Politik genießt der Wentorfer hohes Ansehen. Heike Wladow, Fraktionsvorsitzende der CDU und deren Bürgermeisterkandidatin: „Herr Warmer ist sehr zuverlässig und verfügt über große Fachkompetenz. Wir haben konstruktiv zusammengearbeitet. Für Schwarzenbek wäre sein Abgang bedauernswert.“

Weitaus größere Erfahrung als in der Verwaltung hat Warmer jedoch in der Kommunalpolitik. 15 Jahre wirkte er in Wentorf bis Mai 2013, jeweils fünf davon als Vorsitzender im Planungs- und Hauptausschuss. Unter anderem war er an der Umgestaltung des Bundeswehrgeländes zu einem Wohnquartier beteiligt. „Das war damals mit 50 Hektar die größte Baustelle Schleswig-Holsteins“, sagt Warmer. „Bei so einem Projekt kann man als Mitentscheider vieles falsch machen.“

Offenbar hat er auch als Politiker eine gute Figur gemacht. Wentorfs Bürgermeister Matthias Heidelberg (CDU): „Ich hätte Warmer gern in meiner Verwaltung gesehen. Er hat die Gabe, von Menschen gehört zu werden und vor allem zuhören zu können.“ Wenn ein Bürgermeister wisse, wie Politik tickt, habe er definitiv einen Vorteil.

Das Faible für Politik sei ihm, so Warmer, in die Wiege gelegt worden. Sein Vater Wolfgang, Vorsitzender der Wentorfer SPD, ist seit 40 Jahren in der Kommunalpolitik aktiv. Er habe ihn in der Meinungsbildung aber nie beeinflusst. „Ich kann mich während meiner Kindheit an die eine oder andere Fraktionssitzung bei uns im Keller erinnern“, sagt Björn Warmer. „Der Umgang war gut und für mich schnell klar, dass ich da einmal mitmachen will.“ Streit habe er in der Kommunalpolitik nie gehabt, „nur mit meinem Vater“. Warmer setzt auf Zusammenhalt – auch privat. Im Erdgeschoss seines Hauses lebt die Großmutter, die Eltern gleich nebenan.

Dass die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Politik in Reinbek einer Verbesserung bedarf, ist kein Geheimnis. Warmer: „Probleme müssen nicht immer im Ausschuss diskutiert werden. Ein Anruf vorher kann vieles klären.“ Zu dieser lösungsorientierten Einstellung passt auch sein Lebensmotto. Er zieht aus dem Wohnzimmerregal ein Buch über die verstorbene SPD-Politikerin Regine Hildebrandt hervor und zeigt mit dem Finger auf den Titel. Er lautet „Erzählt mir doch nich, dasset nich jeht!“