Am 25. Mai wird nicht nur das Europaparlament gewählt. In Ammersbek, Bargteheide, Reinbek, Reinfeld und Trittau stimmen die Menschen auch über ihren Bürgermeister ab.

Stormarn. Am Sonntag, 25. Mai, wählen die Menschen in Deutschland ihre Politiker fürs Europaparlament. In fünf Stormarner Kommunen schweift der Blick aber nicht zuerst nach Brüssel, sondern fällt direkt vor die Haustür: In Ammersbek, Bargteheide, Reinbek, Reinfeld und Trittau steht zugleich die Bürgermeisterwahl an. Damit wird fast die Hälfte der elf hauptamtlichen Rathauschefs im Kreis Stormarn an einem Tag bestimmt.

Schon vier Monate vor dem Termin steht fest, dass es mindestens drei neue Bürgermeister geben wird, weil die Amtsinhaber nicht noch einmal antreten. In Trittau geht Walter Nussel in Pension. Mit Axel Bärendorf (Reinbek) und Gerhard Horn (Reinfeld) ziehen sich zwei erfahrene Verwaltungsfachleute aus freien Stücken zurück. In beiden Fällen spielten nicht zuletzt andauernde Meinungsverschiedenheiten mit den Kommunalpolitikern eine wichtige Rolle bei der Entscheidung.

In Ammersbek möchte Horst Ansén weitermachen, in Bargteheide Henning Görtz. Ob sie Gegenkandidaten bekommen, steht bisher nicht fest.

Die Bewerbungsfrist endet in allen fünf Orten am Montag, 7. April, um 18Uhr. Bis dahin müssen die kompletten Unterlagen eingereicht sein. Eine Voraussetzung ist, dass Bewerber zwischen 27 und 61 Jahre alt sind.

Die sechs weiteren hauptamtlichen Bürgermeister im Kreis haben noch viel Zeit bis zum nächsten Wahlkampf. Sowohl bei Michael Sarach (Ahrensburg) und Tassilo von Bary (Bad Oldesloe) als auch bei Rainhard Zug (Glinde) endet die sechsjährige Amtszeit erst 2016. Sogar bis Anfang beziehungsweise Ende 2019 sind Thomas Schreitmüller (Barsbüttel) und Jürgen Hettwer (Oststeinbek) gewählt.

In Großhansdorf sitzt der gerade mit 93 Prozent Ja-Stimmen bestätigte Janhinnerk Voß bis April 2020 fest im Sattel. Seit 1992 arbeitet Voß im Rathaus, seit 2002 ist er Bürgermeister.

Bis April 2016 leitet Landrat Klaus Plöger die Geschicke der Kreisverwaltung. 1998 und 2003 war der heute 65-Jährige von den Stormarnern mehrheitlich gewählt worden. Weil der schleswig-holsteinische Landtag die Direktwahl der Landräte wegen enttäuschender Bürgerbeteiligung aber wieder abgeschafft hat, wird Plöger als einziger vom Volk gewählter Landrat in die Stormarner Geschichte eingehen.

2009 bestätigte der Kreistag den Barsbütteler mit großer Mehrheit im Amt. Plögers Nachfolger wird ebenfalls vom Kreistag gewählt, voraussichtlich Ende 2015.

Ammersbek: CDU sucht noch Herausforderer von Horst Ansén

Schon seit Mitte Oktober sucht die Ammersbeker CDU nach einem Bewerber, der Bürgermeister Horst Ansén den Platz im Rathaus streitig machen soll. „Wir haben auch schon eine Reihe von Bewerbungen bekommen“, sagt der Ortsvorsitzende Bernd A. Sutter. Doch vollends überzeugt habe kein Interessent. Und so steht der Aufruf, mit der CDU Kontakt aufzunehmen, auch immer noch prominent auf der Internetseite der Partei.

„Wir werden auf keinen Fall nur um des Antreten-Wollens jemand aufstellen, sondern haben von Anfang an gesagt, dass wir einen ausgewiesenen Verwaltungsfachmann möchten“, sagt Sutter. Man stehe auch mit der FDP und der Wählergemeinschaft UWA in Kontakt. Es sei ein Nachteil für die vergleichsweise kleine Gemeinde (rund 9700 Einwohner), dass es allein in Stormarn am 25. Mai fünf Bürgermeisterwahlen gibt. Sutter: „Da sind wir mit unserer Besoldungsgruppe A14/A15 natürlich nicht erster Ansprechpartner.“

Auch bei Wahlleiter Holger Peters im Rathaus haben sich noch keine Bewerber gemeldet. „Die Frist läuft zwar erst am 7. April ab“, sagt er, „aber man sollte nicht auf den letzten Drücker kommen, damit wir noch überprüfen können, ob alles vollständig ist.“

Die SPD wird ihrem früheren Ortsvorsitzenden zwar keinen Gegenkandidaten vor die Nase setzen, hält sich aber auch mit einem klaren Bekenntnis zurück. „Wir sind ja nicht gezwungen, jemanden zu nominieren“, sagt die Ortsvorsitzende Rita Thönnes. Ursprünglich sollte die Frage der Unterstützung schon im Dezember beantwortet werden, jetzt stimmen die Sozialdemokraten voraussichtlich Ende Februar ab.

Auch die Grünen verzichten auf einen eigenen Bewerber. „Wir sind zufrieden mit dem Amtsinhaber“, sagt der Ortsvorsitzende Utz Wiese.

Die Wahl im November 2008 wurden von Ermittlungen wegen Kindesmissbrauchs gegen den von der CDU unterstützten parteilosen Bewerber überschattet. Die Vorwürfe wurden in der Woche vor der Abstimmung öffentlich, der Mann wurde später zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Er blieb mit 34,0Prozent der Stimmen deutlich hinter den Erwartungen zurück, Horst Ansén gewann im ersten Wahlgang mit 54,8Prozent. Zwei Einzelbewerber, Nicole Siegel aus Bünningstedt (6,7Prozent) und der Vorsitzende des Hoisbütteler SV, Manfred Grosstück (4,5 Prozent), waren chancenlos.

Bargteheide: Bisher will niemand gegen Henning Görtz antreten

Bürgermeister Henning Görtz würde gern im Bargteheider Rathaus weiterarbeiten. Das CDU-Mitglied kann sich auf die Unterstützung seiner Partei verlassen, die ihn erneut aufgestellt hat. Bis jetzt hat sich noch kein Gegenkandidat gemeldet. „Noch gab es auf die Wahlbekanntmachung keine Reaktionen“, sagt Herbert Szczech, Wahlleiter im Rathaus.

Vor sechs Jahren wollten gleich drei Kommunalpolitiker aus der Stadt die Seite wechseln, um die Verwaltung zu leiten und die Nachfolger von Werner Mitsch (pensioniert) anzutreten. Neben Görtz, der sich 22 Jahre lang ehrenamtlich als Kommunalpolitiker in seiner Heimatstadt engagiert hatte, schickten auch die SPD und die Wählergemeinschaft WfB eigene Kandidaten ins Rennen. Doch die beiden Frauen Susanne Danhier (SPD) und Marianna Janz-Wecke (WfB) mussten sich Henning Görtz schon im ersten Wahlgang deutlich geschlagen geben. Mit 59,7 Prozent holte Görtz die absolute Mehrheit, für Danhier votierten 28,8 Prozent und für Janz-Wecke 11,5 Prozent.

Ob die Sozialdemokraten erneut einen Herausforderer präsentieren, ist noch offen. „Henning Görtz hat sich bei uns bei einer Mitgliederversammlung beworben. Dabei haben wir ihn auch mit unseren Wünschen konfrontiert“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Weingärtner. Anfang Februar entscheiden die Mitglieder bei der Jahreshauptversammlung darüber, ob auch sie Görtz befürworten, neutral bleiben oder womöglich einen eigenen Kandidaten suchen. Die WfB hat den Bürgermeister zur Versammlung am 17. Februar eingeladen und entscheidet danach.

Der Rückendeckung von den Grünen kann sich Görtz dagegen jetzt schon sicher sein. Die Mitglieder haben mit großer Mehrheit beschlossen, den CDU-Mann zu unterstützen, aber nicht formell als Kandidaten zu präsentieren, da er einer anderen Partei angehöre. „Er hat gute Arbeit geleistet“, sagt die Ortsvorsitzende Martina Gammelien.

Ähnlich denkt die FDP. Der Ortsvorsitzende Gorch-Hannis la Baume sagt: „Wir haben beschlossen, Henning Görtz zu unterstützen.“

Reinbek: Schon der zweite Bürgermeister hört freiwillig auf

In Reinbek ist aus anfänglicher Begeisterung auf allen Seiten Enttäuschung geworden. Nach nur sechs Jahren zieht Bürgermeister Axel Bärendorf einen Schlussstrich. Selbst die CDU, die Bärendorf aus Ammersbek abgeworben hatte und für die er am Anfang „genau der richtige Mann“ war, der „einen neuen Geist ins Rathaus bringen kann“, wollte ihn am Ende nicht mehr halten. Er sei zwar ein guter Verwaltungsfachmann, aber nicht immer geschickt vorgegangen. Bärendorf selbst beklagt dagegen den fehlenden Rückhalt in der Politik.

Für die Reinbeker dürfte das ein Déjà-vu-Erlebnis sein: Auch Bärendorfs Vorgänger Detlef Palm (SPD) hatte sich freiwillig einen anderen Job gesucht – auch deshalb, weil sich die Zusammenarbeit mit den Reinbeker Stadtverordneten zunehmend unfreundlich gestaltete. Bei der Wahl im Mai 2008 setzte sich der von CDU und FDP unterstützte Axel Bärendorf dann mit 68 Prozent der Stimmen gegen den Einzelbewerber Stefan Dolg durch, einen Autoverkäufer aus Reinbek.

Jetzt stehen die Kommunalpolitiker wieder vor derselben Situation wie vor sechs Jahren: Sie suchen eifrig nach Bürgermeisterkandidaten. Die SPD ist schon fündig geworden. Wenn die Mitgliederversammlung am 27. Januar zustimmt, stellt sie den 38 Jahre alten Juristen Björn Warmer auf, der seit 2007 bei der Stadt Schwarzenbek arbeitet und 15 Jahre SPD-Gemeindevertreter in Wentorf war.

Interesse bekundet auch Jürgen Vogt-Zembol, als Büroleitender Beamter im Rathaus jetzt der zweite Mann hinter Bärendorf. „Ich werde mich den anderen Parteien außer der SPD vorstellen und sehen, ob mich jemand unterstützt“, sagt er. Bewusst unabhängig tritt Lars Bardua an, Leiter der städtischen Kindertagesstätte Schulstraße. „Ich sammele die nötigen Unterschriften selbst“, sagt Bardua, der seit 18 Jahren im Kindergartenbereich arbeitet, die Verwaltung gut kennt und dank seiner Ausbildung als Mediator „das Machtvakuum im Rathaus“ füllen möchte.

Die CDU wird auf jeden Fall einen eigenen Bewerber nominieren. „Noch sind eine Handvoll Interessenten im Rennen“, sagt der Ortsvorsitzende Patrick Ziebke. Wer es letztlich wird, entscheiden die Mitglieder am 24. Februar.

„Wir sehen das ganz gelassen“, sagt Heinrich Dierking, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft Forum 21. Die Mitglieder werden sich die Kandidaten anschauen und dann entscheiden, ob sie einen favorisieren. Ähnlich geht die FDP vor. Ortschef Uwe Rasch sagt: „Wir laden alle Bewerber ein.“

Dass der Wahlzettel noch länger wird, ist nicht ausgeschlossen. Rathaussprecherin Inga Burmeister sagt: „Zwei externe Interessenten haben schon Unterlagen aus dem Wahlbüro angefordert.“

Reinfeld: Alle Parteien wollen gemeinsamen Kandidaten finden

Die vier Parteien in der Reinfelder Stadtverordnetenversammlung wollen versuchen, sich auf einen gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten zu einigen. „Wir sind mit den anderen Fraktionen im Gespräch“, sagt Walter Engel, Vorsitzender der Wähler-Initiative Reinfeld (WIR). Die ist vorgeprescht, hat bereits einen Bewerber im Blick: einen Betriebswirt aus Hamburg. Engel: „Nach Möglichkeit wollen wir im Februar ein Ergebnis präsentieren.“

Mit dem Plan kann sich auch die CDU anfreunden. Ortsvorsitzender Lorenz Hartwig: „Wir wollen gemeinsam nach einem kompetenten Bürgermeister suchen.“ Hartwig ist dabei, wenn sich Vertreter aus allen Orten Schleswig-Holsteins, in denen Ende Mai ein neuer Bürgermeister gewählt wird, in der Kieler Parteizentrale treffen und das weitere Vorgehen abstimmen.

„Es ist für alle das Beste und erleichtert den Start, wenn wir einen kompetenten Bewerber finden“, sagt Ines Knoop-Hille, Fraktionsvorsitzende der Grünen. Jede Partei schaue für sich, dann werden sich die Fraktionschefs zusammensetzen.

Amtsinhaber Gerhard Horn räumt im September nach zwölf Jahren sein Büro. Ausschlaggebend dafür war ein Dauerstreit mit Teilen der im Mai 2013 neu gewählten Stadtverordnetenversammlung. „Elf Jahre lang haben Verwaltung und Politik gemeinsam für Reinfeld gearbeitet“, sagte Horn, „doch zuletzt wurde nicht mehr miteinander, sondern übereinander geredet.“ In den Ruhestand will der 59-Jährige aber noch nicht gehen. Was er künftig mache, lasse er jetzt auf sich zukommen.

Gerhard Horn war 2002 von CDU und SPD aufgestellt worden. Mit 67,8Prozent setzte er sich gegen den WIR-Vorschlag Otto-Uwe Schmiedt durch. 2008 gab es keinen Herausforderer und 82 Prozent Ja-Stimmen für Horn. 2010 wollten CDU und FDP in Bad Oldesloe den Reinfelder abwerben und nominierten ihn bei der Bürgermeisterwahl in der Kreisstadt. Doch 25,7 Prozent reichten nicht mal für die Stichwahl, in der sich Amtsinhaber Tassilo von Bary gegen Hagen von Massenbach (SPD) durchsetzte.

Trittau: Mindestens drei möchten Walter Nussel beerben

Mindestens drei Kandidaten wollen die Nachfolge des Trittauer Bürgermeisters Walter Nussel antreten, der pensioniert wird. Nachdem Katherine Nölling (von der SPD nominiert) und Amtsarchivar Oliver Mesch (parteiloser Einzelbewerber) ihr Interesse schon früh bekundet hatten, schickt jetzt auch die CDU jemanden ins Rennen. „Wir werden einen eigenen Kandidaten aufstellen“, sagt der Ortsvorsitzende Bernd Geisler. Er verrät nur, dass es sich um einen Mann handelt. Die CDU will ihren Hoffnungsträger zunächst allen Mitgliedern bei einer Versammlung am 12. Februar präsentieren.

Katherine Nölling kündigte ihre Kandidatur schon Mitte November an. Die promovierte Volkswirtin arbeitet seit 20 Jahren für eine Unternehmensberatung und war in der Zeit viel für öffentliche Verwaltungen tätig. Von 2005 bis 2009 lehrte sie Finanzwirtschaft an der Kulturakademie der lettischen Hauptstadt Riga. In ihrem Heimatdorf Grönwohld engagiert sich die SPD-Frau seit 2003 in der Gemeindevertretung.

Wie Nölling ist auch Mesch, der Ende November mit der Kandidatur nachzog, in der Region verwurzelt. Seit 2000 hat der Amtsarchivar sein Büro im Trittauer Verwaltungsgebäude. Mesch tritt bewusst als unabhängiger Kandidat an. Er muss mindestens 95 Unterschriften von Bürgern sammeln, damit seine Kandidatur akzeptiert wird. Parteien und Wählergemeinschaften haben ein direktes Vorschlagsrecht. Weitere Interessenten haben sich bei der Wahlleitung noch nicht gemeldet.

Wie sich die Grünen positionieren, entscheiden sie bei einer Mitgliederversammlung Mitte Februar. „Mit den bisher feststehenden Kandidaten haben wir uns schon getroffen“, sagt der Ortsvorsitzende Christian Graap.

Walter Nussel, seit mehr als drei Jahrzehnten Verwaltungsmitarbeiter in Trittau, räumt den Bürgermeisterstuhl im Herbst nach zwölf Jahren. 2002 war er einziger Kandidat für die Nachfolge von Jochim Schop und bekam 72,6 Prozent Ja-Stimmen. Wurde er da noch von SPD, Wählergemeinschaft BGT und Grünen unterstützt, so stand ihm 2008 die CDU zur Seite. Mit 56,3 Prozent setzte er sich gegen zwei Herausforderer durch: Der parteilose Anwalt Swen Faustmann, der für die SPD antrat, bekam 30,4Prozent, Horst Penner, Gründer der Bürgerinitiative Aktion Entlastungsstraße West (AEW), 13,3 Prozent.