Beim Ordnungsamt gingen immer wieder Beschwerden von Bürgern wegen zu lauter Musik ein. Zudem sollen Gäste Polizisten angegriffen haben. Das Jugendhaus befürchtet nun, dass ihr Sommerfest nicht genehmigt wird.

Bargteheide. Bürger, die sich über zu laute Musik beschweren, Polizisten die mit einer Bierflasche angegriffen werden – immer wieder hat das Autonome Jugendhaus (AJH) in Bargteheide in der Vergangenheit Probleme mit Ordnungsbehörden gehabt. Jetzt befürchten die Vereinsmitglieder des Jugendhauses, dass das Ordnungsamt deswegen das geplante Jubiläums-Festival zum 30. Geburtstag des AJH in diesem Sommer nicht genehmigt.

Ferner sieht sich der Verein wegen einer vom Amt geforderten Gaststättenkonzession unter Druck gesetzt. Die 40 Mitglieder wollen eine solche Vereinbarung nicht unterschreiben. Mit der Konzession solle sichergestellt werden, dass es beispielsweise genügend Parkplätze und Toiletten für die Anzahl der erwarteten Gäste gibt, und dass ein Ordnungsdienst im Einsatz ist. Zudem verspricht der Veranstalter, dass sich der Lärm in Grenzen halte. Und dies war in der Vergangenheit offenbar immer wieder ein Problem gewesen.

Das Ordnungsamt beschloss deswegen, Messungen bei Feiern zu machen und bat die Polizei, mit einem Gerät die Lautstärke vor dem Jugendhaus an der Straße Am Volkspark zu dokumentieren. Bei einer Party am 4. Januar fuhr eine Streife der Polizei zum Jugendhaus, um nach einer gemeldeten Ruhestörung den Lärm per Dezibel-Messgerät zu ermitteln.

„Als die Kollegen vor der Tür standen, wurden sie mit einer Bierflasche beworfen, die jemand aus dem Gebäude geschmissen hat“, sagt der Leiter der Bargteheider Polizeistation, Karsten Witt. Benedict Schöppl vom Verein Autonomes Jugendhaus sagt, dass die Beamten dies fälschlicher Weise als Angriff wahrgenommen hätten. „Ich glaube, der Gast wollte die Flasche lediglich im Gebüsch entsorgen“, sagt Schöppl. Er und die anderen Vereinsmitglieder, die der linken Szene zuzuordnen sind, würden sich von solchen Aktionen gegen die Polizei klar distanzieren, zumal sie unnötig seien, „besonders in ökologischer Hinsicht“.

Doch der Flaschenwurf blieb an diesem Abend offenbar nicht die einzige Aktion gegen die Beamten. Als Polizisten in das Jugendhaus gehen wollten, um den Täter zu stellen, wurde sie von Gästen daran gehindert. „Sie versperrten den Weg und sagten, dass es Stress gäbe, wenn die Kollegen hinein gingen“, sagt Karsten Witt. Seine Mitarbeiter wären daraufhin nicht ins Gebäude gegangen, weil es zu diesem Zeitpunkt zu spät gewesen wäre, den Täter zu stellen. Und weil die Beamten nicht wollten, dass die Situation eskaliert. „Dennoch ist Strafanzeige gestellt worden“, sagt der Polizeichef, der betont, dass das autonome Jugendhaus nicht zum rechtsfreien Raum werden dürfe.

Nach dieser Feier haben die Mitglieder des Autonomen Jugendhauses das Gespräch mit Polizei und Ordnungsamt gesucht. „Wir fanden es nicht in Ordnung, dass Messungen ohne unser Wissen gemacht wurden. Besser wäre es gewesen, wenn es Mitglieder des Jugendhauses zusammen mit der Polizei gemacht hätten“, sagt Benedict Schöppl. Vor rund einer Woche trafen sich die Parteien, um über die Vorfälle zu sprechen. „Es war ein konstruktives Gespräch“, sagt Witt, der bestätigt, dass die Mitglieder des Jugendhauses versprachen, in Zukunft darauf zu achten, dass es nicht mehr zu Lärmstörungen komme. „Wir wollen die Musik ab einer gewissen Uhrzeit leiser machen und vor Veranstaltungen lüften, damit wir während der Feiern Türen und Fenster geschlossen halten können“, sagt Schöppl.

Doch nicht in allen Punkten waren sich Polizei und Vereinsmitglieder einig. Das Jugendhaus forderte von der Polizei, dass bei künftigen Lärmstörungen die Beamten nicht mehr direkt mit dem Streifenwagen vor die Tür fahren, sondern sich diskret im Hintergrund halten. Grund für diese Forderung sei, dass die Vereinsmitglieder Eskalationen zwischen Gästen und Polizei verhindern wollten. Karsten Witt entgegnet: „Solch eine Forderung ist für uns jedoch völlig indiskutabel.“

Genauso sehen es die Autonomen in Hinsicht auf die Gaststättenkonzession, die jeder Veranstalter braucht, der Eintritt nimmt und Getränke verkauft. Die Vereinsmitglieder würden sich dann zu einer kommerziellen Gaststätte oder Diskothek degradiert fühlen.

Bürgermeister Henning Görtz hofft, dass es zu einer Einigung kommt

„Es ist keine Schikane. Und es stimmt auch nicht, dass die Stadt den Jugendlichen das Feiern verbieten will“, sagt Bargteheides Bürgermeister Henning Görtz. Die Auflagen seien ein völlig normaler Vorgang. Das Ordnungsamt habe dabei keinen Ermessensspielraum. „Außerdem müssen sich auch andere Vereine in Bargteheide an die Regeln halten, wenn sie eine Feier planen“, sagt Görtz. Zudem komme die Stadt dem AJH entgegen, verlange keine Gebühr für die Konzession.

Als das Autonome Jugendzentrum vor fünf Jahren sein 25-jähriges Bestehen feierte, hatten die Mitglieder zuvor ebenfalls keine Konzession unterschrieben. Aus dem Ordnungsamt heißt es sinngemäß, dass bei der Planung dieser Feier beabsichtigt war, keinen Alkohol auszuschenken.

„Dennoch wurden auch Auflagen eingehalten“, sagt Görtz. Doch künftig sollen die Autonomen nicht mehr an der Gaststättenkonzession vorbei kommen. Deswegen sucht Henning Görtz jetzt erneut das Gespräch mit den Vereinsmitgliedern. „Es wäre schade, wenn die Sache jetzt eskalierte“, sagt er und betont, dass das Autonome Jugendhaus ein Bestandteil der Stadt sei. Henning örtz: „Deswegen wünsche ich mir, dass das Jubiläumsfest dieses Jahr auch gefeiert werden kann.“ Das Gespräch zwischen Bürgermeister und den Autonomen fand am Donnerstag nach Redaktionsschluss statt.