Neues Sprühfahrzeug für die Autobahnmeisterei Bad Oldesloe ist endlich einsatzbereit. Landrat und Feuerwehrchef äußern Kritik nach Verkehrschaos am Nikolaustag. Landesbehörde verteidigt den Winterdienst.
Bad Oldesloe. Autofahrer sollen bei Eis und Schnee jetzt sicherer durch Stormarn kommen. Die Autobahnmeisterei Bad Oldesloe setzt auf der A 1 und der A 21 ab sofort einen neuen Sprühwagen ein, der hundertprozentiges Flüssigsalz verteilt. „Damit wurden in Bayern und auch bei uns in Elmshorn gute Erfahrungen gemacht“, sagt Torsten Conradt, Direktor des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr (LBV). Die sogenannte reine Solestreuung sei effektiver als die übliche 30-prozentige Feuchtsalzmischung. „Außerdem kann die Sole auch vorbeugend eingesetzt werden“, so Conradt. Dann legt sie sich wie ein Film auf die Fahrbahn und verhindert Eisbildung.
Am 6. Dezember kamen Lastwagen eine Steigung auf der A 21 nicht hinauf
Der LBV-Chef hofft, dass damit die Klagen aus Stormarn über einen schlechten Winterdienst ein Ende haben. Gemeinsam mit Jens Sommerburg, Leiter der LBV-Niederlassung Lübeck, stellte sich Conradt im Verkehrsausschuss des Kreistags den Fragen von Kommunalpolitikern, Landrat Klaus Plöger und Kreiswehrführer Gerd Riemann. Die hatten das Treffen anberaumt, weil am 6. Dezember auf Stormarns Straßen zeitweise nichts mehr ging – nur wenige Tage nach dem Streusalz-Gipfel im Kreishaus und dem Versprechen, dass alles besser werde.
„Am Nikolaustag waren die Autobahnen und die anderen Straßen bei uns spiegelglatt“, so der Ausschussvorsitzende Lukas Kilian (CDU). Um 17.30 Uhr hätten Lastwagen die A 21 vor der Ausfahrt Bad Oldesloe-Süd blockiert, weil sie die leichte Steigung nicht schafften, ergänzt Feuerwehrchef Riemann. Gegen 18.30 Uhr sei der Verkehr auf der A 1 auf 30 Kilometern zwischen Hamburg und Lübeck zusammengebrochen. Riemann: „Der Wetterdienst hatte schon am Vorabend gewarnt. Da muss man doch mit dem Spaten in der Hand bereitstehen.“
Genau wegen dieser Unwetterwarnung sei die Autobahnmeisterei Oldesloe am Nikolaustag schon um 0 Uhr ausgerückt. „Bis 14.45 Uhr war der Streudienst unterwegs“, sagt Jens Sommerburg. Als das Orkantief stärker wurde, seien die Fahrzeuge ab 16.30 Uhr nach und nach wieder ausgerückt. Ab 17 Uhr habe der starke Regen das Salz aber sofort wieder von den Straßen gespült.
Sommerburg: „Dazu kamen Minusgrade. Und weil etliche Autos quer standen, kam selbst der Winterdienst teilweise nur mit Polizeihilfe voran.“ Solche Wetterphänomene werde man niemals ausschließen können. LBV-Chef Conradt: „Blitzeis bekommen wir nicht deutlich anders in den Griff.“
Landrat Plöger mag sich damit nicht abfinden. „Bei 30 Kilometer Stau stellt sich doch die Frage, ob wir vielleicht von Österreich, der Schweiz und Bayern lernen können“, sagt er. „Und warum wurde an dem Freitag um 14.45 Uhr aufgehört? Die eindreiviertel Stunden Pause fehlten doch?“ Zu dem Zeitpunkt hätten alle Messstellen auf der Fahrbahn einen ausreichenden Salzgehalt gemeldet, erwidert Jens Sommerburg: „Es bringt nichts, in den strömenden Regen hineinzustreuen. Das Salz wird sofort wieder weggeschwemmt.“ Laut Torsten Conradt gibt es auch keine Alternative: „Granulat erzielt zum Beispiel keine besseren Ergebnisse.“
So ruhen die Hoffnungen für die Zukunft vor allem auf dem neuen Sprühwagen. Er kann auch noch bei Tempo 80 arbeiten und ist damit deutlich schneller als die alten Autos, hält den Verkehr also nicht auf. „Außerdem verkürzen sich die Umlaufzeiten, die jetzt im Bereich von zwei Stunden liegen“, so Conradt. Ein weiterer Vorteil: Der Wagen streut von der mittleren Spur alle drei Fahrbahnen auf einmal.
Ab minus sechs bis minus acht Grad Celsius wirkt Feuchtsalz nicht mehr
Das Feuchtsalz verliert allerdings ab minus sechs bis minus acht Grad Celsius an Wirkung. Dann bleibt einzig die reine Trockenstreuung von Natriumchlorid. Auf allen Straßen außer den Autobahnen ist das Kochsalz ohnehin die einzige Wahl. Der LBV kümmert sich im Auftrag des Kreises auch um Bundes-, Landes- und Kreisstraßen.
Für den Winter wurden Personal und Ausstattung aufgestockt. Die 27 Mitarbeiter der Autobahnmeisterei Bad Oldesloe setzen sieben eigene und neun externe Fahrzeuge ein. Die Autobahn- und Straßenmeisterei Grande hat 25 Beschäftigte, fünf eigene und acht externe Fahrzeuge, kümmert sich aber auch um Teile des Kreises Herzogtum Lauenburg.
Die Straßenmeisterei Bargteheide (13 Mitarbeiter, sechs eigene und vier externe Fahrzeuge) betreut das westliche Stormarn. Die Straßenmeisterei Lübeck (21 Mitarbeiter, vier eigene und zehn externe Fahrzeuge) ist auch für den östlichen Kreis bis Bad Oldesloe zuständig. In den Städten müssen die eigenen Bauhöfe für frei Straßen sorgen.