Der Beschluss des Ahrensburger Kirchengemeinderats, aus juristischen Gründen die geschlossene St. Johanneskirche mit einem Bauzaun zu sichern, hat für Empörung auf Seiten des Fördervereins gesorgt.

Ahrensburg. Die Fronten zwischen dem Ahrensburger Kirchengemeinderat, der Kirche und Gemeindehaus aus finanziellen Gründen geschlossen hat, und dem Förderverein, der sich für eine Wiedereröffnung einsetzt, sind verhärtet.

Das Abendblatt gibt beiden Seiten Gelegenheit, zu den wichtigsten Fragen Stellung zu nehmen – und einen Vorschlag für eine Lösung zu machen.

Für den Kirchengemeinderat antwortet dessen Vorsitzende, Pastorin Anja Botta, und für den Förderverein dessen Vorsitzender, Hans Peter Hansen.

1. Gibt es aus Ihrer Sicht Alternativen zur Errichtung des Schutzzaunes? Warum (nicht)?

Anja Botta: Leider gibt es keine Alternative zu einem Zaun. Würde es die geben, hätte der Kirchengemeinderat mit Sicherheit anders entschieden. Aber Gesetze und Vorgaben der Versicherungen schreiben uns diese Maßnahme vor.

Hans Peter Hansen: Das Naheliegendste ist, keinen Zaun zu errichten, weil dadurch der fatale Eindruck vermieden würde, die Kirche sperre ihre Gläubigen aus. Ein Zaun vermittelt darüberhinaus den Eindruck, als handele es sich bei der unter Denkmalschutz stehenden Kirche um ein marodes Gebäude. Eine Begrenzung der Absperrung auf das Pastorat bzw. Gemeindehaus und Offenhalten der Zufahrt zur Kirche und zum Parkplatz ist möglich. Diese Bereiche sind versicherungstechnisch nicht relevant.

2. Können (werden) weiterhin Andachten an oder vor dem Gelände an der Rudolf-Kinau-Straße stattfinden?

Anja Botta: Warum sollten sich in der Rudolf-Kinau-Straße keine Menschen treffen können? Wir betonen noch einmal, dass der Zaun auf dem Kirchengelände aus den oben genannten Gründen aufgestellt werden muss – nicht aber um Menschen zu vertreiben.

Hans Peter Hansen: Andachten werden weiter gehalten, weil das Bedürfnis danach besteht, der Zuspruch groß ist und wir die Hoffnung nicht aufgeben, dass die Idee, einen Zaun zu bauen, fallen gelassen wird.

3. Ist es möglich, dass ein finanzielles Engagement des Fördervereins oder eine multifunktionale Nutzung gegen Gebühren/Eintritt den Weiterbetrieb von Kirche und/oder Gemeindehaus sicherstellen können?

Anja Botta:Gerne spricht der Kirchengemeinderat mit Trägern, die die volle finanzielle und rechtliche Verantwortung übernehmen wollen.

Hans Peter Hansen: Der Förderverein hat eine Übernahme eines Kostenanteils für den Betrieb der Kirche und des Gemeindezentrums angeboten, dieses wurde vom Kirchengemeinderat (KGR) abgelehnt. Die finanziellen Mittel des Fördervereins und ein gemeinsam mit dem KGR erarbeitetes Konzept, evtl. sogar zusammen mit der Stadt, die an der Einrichtung eines Kinderhorts interessiert ist, könnten ein Weiterbestehen sichern. Eine multifunktionale Nutzung wurde vom Förderverein bereits vorgeschlagen, aber bisher zurückgewiesen. Die Weigerung, Mittel des Fördervereins für den Erhalt von St. Johannes zu akzeptieren, hält möglicherweise viele Menschen davon ab zu spenden.

4. Was ist aus den Gruppen (Kantorei, Orchester, Kinderbetreuung, Konfirmanden etc.) geworden, die vor der Schließung die Gebäude genutzt haben?

Anja Botta: Allen Gruppen, die vor der Schließung die Gebäude an der Rudolf-Kinau-Straße genutzt haben, konnten alternative Raumangebote unterbreitet werden. Viele Gemeindegruppen haben sich umorientiert und an den anderen Standorten neue Räume für ihre Arbeit gefunden. Manche Gruppen konnten sich bisher dazu nicht entschließen.

Hans Peter Hansen: Orchester und Kantorei St. Johannes proben seit August im Gemeindezentrum am Hagen und gestalten dort die Gottesdienste musikalisch mit. Für Konzerte steht ihnen die Schlosskirche zur Verfügung. Der Besuchsdienstkreis Ahrensburg West trifft sich jetzt in der Mittagsbude Am Alten Markt, das Geburtstagscafé findet an der Schlosskirche statt. Der Konfirmandenunterricht findet ab diesem Jahr an den Standorten Haus der Kirche im Gartenholz und Gemeindezentrum Am Hagen statt. Der Spielstundenverein JoKids e.V. hätte in Kooperation mit den Kinderspielstunden am Hagen e.V. weiter existieren können. Allerdings hat die Mitgliederversammlung im letzten Jahr die Auflösung des Vereins beschlossen.

Auch externe Gastgruppen sind untergekommen. So hat der Freundeskreis Suchtkrankenhilfe nun seinen Raum Am Alten Markt und die Musikalische Früherziehung trifft sich derzeit im Haus der Kirche im Gartenholz.

5. Welche Möglichkeiten sehen Sie, den Konflikt zwischen Kirchengemeinderat und Förderverein zu entschärfen?

Anja Botta: Im Kommentar des Hamburger Abendblattes vom Donnerstag stand die Voraussetzung sehr treffend: Barrieren in den Köpfen aller müssen abgebaut werden. Wir versuchen dies, in dem wir immer wieder Gesprächsbereitschaft anbieten und zudem auch Angebote für die Menschen und Gruppen machen und umsetzen. Auch wenn es nicht immer leicht ist, weil man als einzige Forderung nur die Öffnung der St. Johannes-Kirche hört, aber keine konstruktiven Vorschläge zur Umsetzung, bleiben wir weiterhin für zielführende Diskussionen offen.

Hans Peter Hansen: Nur gemeinsame Gespräche können eine Annäherung der Standpunkte bringen. Es muss eine echte Beteiligung an Entscheidungen und Lösungsfindungen praktiziert werden nach dem Grundatz „Die Betroffenen beteiligen.“ Transparenz ist eine Voraussetzung. Der Kirchengemeinderat sollte sich der Gemeinde gegenüber nicht als geschlossenes Gremium begreifen, sondern auch Rechenschaft über die Entscheidungen ablegen. Die Beschlüsse der letzten Gemeindeversammlung müssen berücksichtigt werden. Ein von der Bischöfin seit einem halben Jahr zugesagtes Gespräch zwischen Kirchengemeinderat und dem Förderverein sollte jetzt stattfinden.