Innenminister Andreas Breitner (SPD) kündigt Verlängerung des Wohnraumförderprogramms an. Glinde, Reinbek und Barsbüttel sind interessiert. In Glinde hat ein Investor bereits Pläne vorgestellt.

Glinde. Die Warteliste beim Glinder Sozialamt ist lang. Auf ihr stehen laut Bürgermeister Rainhard Zug 364 Namen. Es sind Menschen mit geringem Einkommen, die eine öffentlich geförderte Wohnung beziehen möchten, derzeit aber wenig Chancen auf Erfolg haben. Denn es mangelt an entsprechendem Wohnraum. Mit diesem Problem steht Glinde nicht allein da. In vielen Kommunen des Hamburger Umlandes sind die Mieten in den vergangenen Jahren explodiert, der Bedarf an Sozialwohnungen ist enorm.

Das Land hat auf diese Entwicklung bereits reagiert und stellt bis Ende 2014 im Rahmen eines Wohnraumförderprogramms 50 Millionen für den Bau von Sozialwohnungen im Hamburger Umland zur Verfügung – vor allem sind das Mittelzentrum Reinbek/Glinde/Wentorf, Ahrensburg, Norderstedt, Wedel und Pinneberg angedacht. Zugriffsberechtigt sind laut Kieler Behörde jedoch alle Städte und Gemeinden, die unmittelbar an der Landesgrenze liegen und in denen die Mieten durchschnittlich deutlich über sieben Euro kalt pro Quadratmeter liegen.

Laut Bürgermeister Zug sei das Prinzip einfach: „Wer zuerst kommt, greift die Fördermittel ab.“ Deswegen sei Eile geboten. Innenminister Andreas Breitner (SPD) will das Förderprogramm allerdings fortführen. Der Politiker zur Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn: „Die finanziellen Mittel dafür sind bereits gesichert. Wir sprechen über ungefähr zwei Jahre.“ Mit wie vielen Millionen Euro das Programm ausgestattet wird, wollte Breitner noch nicht sagen.

Dem Glinder Bürgermeister spielt diese Nachricht in die Karten. Er hat den öffentlich geförderten Wohnungsbau ganz oben auf seiner Agenda. Und zwar über einen längeren Zeitraum. Vom vorhandenen Fördertopf will der Verwaltungschef aber auch profitieren. Zug: „Wir prüfen derzeit diverse Grundstücke, darunter ist auch das sogenannte Gleisdreieck.“

Die Verwaltung hat der Politik genau jenen Standort zwischen der Straße Am Sportplatz und der Möllner Landstraße für die Realisierung eines Projekts vorgeschlagen. Auf einer Fläche von 2,1 Hektar sollen rund 160 Wohnungen gebaut werden, etwa die Hälfte davon öffentlich gefördert. Investor soll das Wohnungsunternehmen Semmelhaack mit Sitz in Elmshorn sein. Dessen Projektentwicklungsleiter Hartmut Thede stellte den Bauausschussmitgliedern in einer nicht-öffentlichen Sitzung bereits seine Pläne vor.

In der Glinder Politik will man das Thema jetzt anpacken. Marietta Exner von der SPD: „Die Fraktionen sind sich einig, dass etwas passieren soll. Wir brauchen sozialen Wohnungsbau.“ Der CDU-Fraktionsvorsitzende Rainer Neumann: „Die Notwendigkeit besteht. Über den geeigneten Standort und die Art der Ausführung diskutieren wir derzeit.“

Für Rainhard Zug ist die Schaffung von Wohneinheiten auf dem Gleisdreieck nur der Anfang: „Es kann nicht auf ein Einzelprojekt beschränkt bleiben. Wir müssen schauen, dass wir auch künftig sozialen Wohnungsbau realisieren.“ Denn der Bedarf dürfte nicht weniger werden: Bei rund zwei Drittel der 622 Sozialwohnungen in Glinde läuft in vier Jahren die Mietpreisbindung aus. Dann sind steigende Mieten für die Bewohner programmiert.

Auch in der Nachbarstadt Reinbek besteht Handlungsbedarf. Bei 67 von 280 öffentlich geförderten Wohnungen läuft die Mietpreisbindung im zweiten Halbjahr aus. Zudem stehen auf der Warteliste des Sozialamtes 150 Wohnungssuchende. Bürgermeister Axel Bärendorf: „Die Dunkelziffer ist noch höher. Viele ältere Menschen, die Anspruch haben, schämen sich, zum Amt zu gehen.“ Ziel der Verwaltung sei es, das Förderprogramm des Landes in Anspruch zu nehmen. Dem Verwaltungschef schwebt vor, sozialen Wohnungsbau mit der Schaffung von seniorengerechtem Wohnen zu verbinden.

Auch in Barsbüttel beschäftigt das Thema die Kommunalpolitiker. Die Suche nach geeigneten Grundstücken ist bereits in vollem Gange. Einiges deutet auf die Fläche am Steinbeker Weg hin. Dort könnten rund 100 neue Wohnungen entstehen, davon bis 30 staatlich geförderte Einheiten

Die Chancen, einen Investor für derartige Projekte mit ins Boot zu holen, sind dank des Förderprogramms der Landesregierung besser denn je. Denn die Zinsen der Darlehen, die von der Investitionsbank Schleswig-Holstein vergeben werden, sind attraktiv. In den ersten sechs Jahren zahlt der Kreditnehmer nur 0,5 Prozent für eine sogenannte Bearbeitungsgebühr per anno, danach steigt der Zinssatz alle drei Jahre um 0,25 Prozent.