Die Fitnessbranche profitiert von den guten Vorsätzen der Menschen. Wir haben Studios im Kreis gefragt, was sie dafür tun, dass aus Neukunden langfristig aktive Mitglieder werden.
Ahrensburg. In fünf Wochen um 11,7 Jahre jünger werden? Oder in vier Wochen den Bauchumfang um 8,4 Zentimeter reduzieren? Alles kein Teufelswerk, sondern eine Folge methodischen Trainings und bewusster Ernährung. Maren Höfermann weiß, wie es geht. Die Chefin des Frauen-Fitnessstudios Inform sucht zurzeit Kandidatinnen für zwei Studien.
Unter dem Motto „Wie fit ist Ahrensburg?“ können 80 untrainierte Frauen ein maßgeschneidertes fünfwöchiges Fitnessprogramm absolvieren, ihre Testdaten werden in Kooperation mit der Hochschule für Gesundheit und Sport in Berlin ausgewertet. Weitere 80Frauen werden für eine Vier-Wochen-Studie gesucht, die mit einem leichten Ausdauertraining und Ernährungstipps gegen ihr Übergewicht arbeiten und rasche Erfolge sehen wollen.
Branche rührt dieser Tage die Werbetrommel
Angebote, die zu dieser Jahreszeit besonders aufmerksam gelesen werden. Denn die besten Vorsätze fürs neue Jahr warten darauf, in die Lebenspraxis umgesetzt zu werden. Zum üblichen Katalog gehören mehr Bewegung und die Befreiung vom Übergewicht, idealerweise beides schnell und auf einmal. Ein Schelm, wer einen Zusammenhang mit den verstärkten Werbeaktivitäten der Fitnessbranche in diesen Tagen sieht. Eine Win-win-Situation wäre es, wenn die Mitgliederzahlen der Clubs rasch zu- und die Mitglieder rasch abnehmen würden. Ob das in der Praxis so funktioniert, wollten wir von einigen Fitnessstudios in der Region erfahren.
„Der Januar und der Februar sind für uns immer eine große Chance, weil es viele gute Vorsätze gibt und wir als Fachleute bei der Umsetzung helfen können“, sagt Susanne Greve, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Siegfried das Parador Ahrensburg betreibt, mit etwa 2500 Mitgliedern das größte Studio im Kreis. Sie schätzt, dass in dieser Zeit ein Drittel der Neuverträge abgeschlossen wird. „Die meisten Neukunden wünschen sich einfach, ihre Gesundheit zu verbessern. Wir können auf allen Ebenen helfen, egal ob es um Abnehmen, Herzkreislauf, Ausdauer, den Aufbau der Muskulatur, Ernährung oder schlichtes Abnehmen geht.“
Susanne Greve empfiehlt, sich feste Zeiten vorzunehmen, am besten zweimal wöchentlich beispielsweise ein kurzes, intensives Zirkeltrainingsprogramm mit Ausdauerübungen zu kombinieren – gern auch in Workouts wie den „Zumba“-Kursen, einer tänzerischen Fitness-Choreografie: „Das ist Training im niedrigen Pulsbereich, da purzeln die Pfunde – und es macht auch noch Spaß“, sagt sie.
Silvia Hugo vom Ahrensburger TopFormClub setzt auf „ein unschlagbar günstiges Angebot“, das den Neukunden drei Monate Zeit gibt, herauszufinden, ob sie sich vorstellen können, regelmäßig ihr Studio zu besuchen.
Kunden sollen einen „Kick im Kopf“ bekommen
„Es soll bei ihnen einen Kick im Kopf geben, wenn sie merken, dass unser Angebot ihnen gut tut“, sagt die Argentinierin. Sie rät den Kunden je nach Bedarf und Temperament zu Stressabbau mit Yoga und Pilates oder zum Abreagieren beim Tae Bo.
Kolja Böhnstedt, Inhaber von Wellness & Fitness in Bad Oldesloe, braucht nicht mal Extra-Werbung im Januar. „Es läuft auch so. Bei uns steigen neue Kunden eher im Oktober und November ein, wenn der Outdoor-Sport mühsamer wird.“ Wer dauerhaft Spaß und Erfolg im Studio haben will, so sagt er, sollte sich „kleine, also erreichbare Ziele“ setzen – „und lieber häufiger in der Woche und kürzer trainieren als einmal lang.“
Auch Bastian Kühn von medifit in Bargteheide empfiehlt einen wohldosierten Einstieg: „Man muss beim Training langsam vorgehen, wenn man dauerhaft am Ball bleiben möchte. Wer gleich drei-, viermal die Woche volles Programm machen will, dem sagt der Körper rasch, dass er keine Lust mehr hat. Wichtig ist ein realistisches Erstprogramm. Das gilt übrigens genau so für Menschen, die früher im Studio jahrelang Kraft gebolzt haben und nach längerer Unterbrechung gleich wieder voll einsteigen wollen.“
Maren Höfermann, die Inhaberin von Inform - Fitness für Frauen, hat für ihre niedrigschwelligen Angebote zur Teilnahme an begleiteten Studien bereits 50 Neuanmeldungen bekommen und registriert großes Interesse nach Infos und Probetrainings. Die Kunst, die Kunden zu halten, so sagt sie, bestehe darin, sie nicht in „die lockere Phase" kommen zu lassen - zum Beispiel durch oft aktualisierte Trainingspläne.
Wer das alles in den kommenden zwölf Monaten konsequent umsetzt, kann an der Schwelle zum kommenden Jahr einen ganz simplen neuen Vorsatz fassen: sich nämlich für 2015 nicht mehr vorzunehmen, als sein neues gefühltes Alter und den aktuellen Bauchumfang zu halten.