Sachlich, objektiv, fair? Nein! Unser ganz exklusiver Rückblick auf das, was da auf die Menschen zwischen Ahrensburg, Ammersbek, Bad Oldesloe und Reinbek zukommen mag.
Ahrensburg. Denk mal an: 2013 ist vorbei. Ob es nun ein gutes Jahr war oder nicht – unter Schutz gestellt gehört es allemal. Wegen seiner Beispielhaftigkeit für eine ganze Epoche von 365 Tagen zum Beispiel. Was ganz konkret bedeutet: Ab Mitternacht sind an 2013 keinerlei Veränderungen mehr möglich! 2014 ist noch nicht da. Nichtsdestotrotz hat auch das kommende Jahr das Zeug zum Denkmal. Zuvor allerdings muss daran noch mächtig geplant und gebaut werden. Was und wie genau? Nun, die Damen und Herren, die Verantwortung in und für Stormarn tragen, lassen sich leider nicht immer in die Karten schauen. Vielleicht wissen sie selbst noch nicht so genau, was sie machen. Und warum. Aber wir wissen es, wir haben einige Karten aufgedeckt und einen flüchtigen und äußerst exklusiven Einblick in die Zukunft erhalten. Wenn das mal gut geht ...
Januar 2014
Am Morgen nach der ersten Frostnacht des Jahres kommt der Verkehr auf der A 1 zum Erliegen. Autofahrer beklagen massive Sichtbehinderungen. Kreisbrandmeister Gerd Riemann sagt: „Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Winterdienst irgendetwas anders macht als in früheren Jahren.“ Auf Nachfrage räumt ein Sprecher des Landesbetriebs für Straßenbau und Verkehr (LBV) später ein, die Streufahrzeuge hätten Brausepulver ausgebracht. „Bei Minusgraden schäumt das einfach besser.“ Landrat Klaus Plöger schäumt ebenso und beruft einen Krisengipfel ein.
Auch Ahrensburg steht in engem Kontakt mit den Behörden in Kiel. Eine Mitarbeiterin des Landesamts für Denkmalpflege sitzt im denkmalgeschützten Büro des Bürgermeisters und erklärt, ihre Behörde habe nunmehr auch das Parkhaus Alter Lokschuppen am Bahnhof im Blick. Es sei beispielhaft für die Epoche zunehmender Mobilität und, anders als vergleichbare Bauwerke in der Region, zum Glück noch nie saniert worden. „Die nach oben und unten gerichteten Betonrampen symbolisieren das stetige Auf und Ab in den frühen 80er-Jahren. Aber auch Licht und Luft spielen eine große Rolle.“
Februar 2014
Nachdem Ammersbeks Politiker die Bebauung eines Biotops an den Timmerhorner Fischteichen mit Wohnhäusern abgelehnt haben, zeigt sich der Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft kompromissbereit. Er werde jetzt auf die Gemeinde zugehen und ihrem Wunsch nachkommen, denn: Neueste Planungen sähen nun ein Kreuzfahrtterminal vor. „Über den Bunsbach, die Ammersbek, die Alster und die Elbe haben wir hier eine perfekte Verbindung aufs offene Meer.“
Von so viel Wasser können auch die Oldesloer nur träumen. Das seit September befüllte große Becken des Travebades ist leergelaufen, die zuletzt für Januar angekündigte Eröffnung verzögert sich insofern weiter. Seitens der Stadtwerke heißt es, offenbar habe jemand vergessen, den Stöpsel fürs Schwimmbecken zu bestellen. Voraussichtlicher Liefertermin: Mitte August.
März 2014
Brausepulver-Gipfel beim Landrat. Die LBV-Chefs räumen Fehler ein: „Wir haben daraus gelernt.“ Das Gemisch mit Waldmeistergeschmack werde nicht mehr verwendet, bis auf Weiteres setze das Land auf Zitrone.
Oldesloes Bürgermeister Tassilo von Bary kündigt an, „noch in diesem Monat“ werde er bekannt geben können, wer die neuen Pächter des Cafés am Markt in der Innenstadt seien.
April 2014
Die „Ex & Hopp Nachf. GmbH“ aus Bruchsal bekommt als günstigster Anbieter den Zuschlag, sich an der im Vorjahr gescheiterten Sanierung der A 1 zwischen Bad Oldesloe und Reinfeld zu versuchen. Am Tag vor Karfreitag richten die Mitarbeiter die Baustelle ein. Der NDR-2-Verkehrsfunk meldet einen Rückstau bis Osnabrück.
Unterdessen haben die Bürgermeisterwahlen in etlichen Stormarner Kommunen schon vorab einen überraschenden Ausgang genommen. Axel Bärendorf in Reinbek und Gerhard Horn in Reinfeld, die beide mangelnden Rückhalt in der Politik beklagen, haben den Ammersbeker Horst Ansén mit ins Boot geholt und zu einem Ringtausch überredet: Ansén wechselt, wie schon sein Amtsvorgänger Bärendorf, nach Reinbek. Bärendorf selbst wird Verwaltungschef in Reinfeld, und Horn zieht nach Ammersbek um. „Super“, sagt Bärendorf, „wenn wir das in sechs Jahren noch mal machen, bin ich wieder in Ammersbek.“ Die Idee mit dem Kreuzfahrtterminal habe Stil.
Mai 2014
Der Ahrensburger Kirchengemeinderat beschließt, den Alten Lokschuppen als Ersatz für die geschlossene St. Johanneskirche zu nutzen. Auf dem oberen Parkdeck sollen an jedem zweiten Sonntag um 9.30 Uhr Gottesdienste unter freiem Himmel gefeiert werden.
Juni 2014
Dass Stadtfest und Helikopterrundflüge nicht zueinander passen, hat sich im vergangenen Jahr gezeigt. Ahrensburg handelt umgehend: Das Stadtfest wird gestrichen. Die Hubschrauber starten wie gehabt auf dem Stormarnplatz.
Juli 2014
Pünktlich zu Beginn der Sommerferien reißen die Mitarbeiter der „Ex & Hopp Nachf. GmbH“ die Fahrbahn der A 1 auf – versehentlich auf allen sechs Fahrstreifen. In aller Eile wird eine großräumige Umleitung durch den Trittauer Ortskern eingerichtet. Der NDR-2-Verkehrsfunk meldet einen Rückstau bis Köln, mit dem um diese Jahreszeit niemand gerechnet hat.
August 2014
Der Stöpsel-Hersteller macht Betriebsferien. Der Termin für die Eröffnung des Oldesloer Travebades wird auf Ende November verschoben.
Oldesloes Bürgermeister Tassilo von Bary gibt auf Nachfrage genervt zu Protokoll, er werde noch in diesem Jahr bekannt geben, wer die neuen Pächter des Café am Markt seien.
September 2014
Innenminister Andreas Breitner besucht Ahrensburg und kritisiert den hohen Schuldenstand. „Die dauerhafte Leistungsfähigkeit der Stadt ist nicht gegeben“, sagt er. Und da das nun mal so sei, falle es auch gar nicht mehr ins Gewicht, dass Ahrensburg bei der Neuordnung des kommunalen Finanzausgleichs noch zweieinhalb Millionen Euro mehr pro Jahr verlieren werde.
Die Stadtverwaltung verschiebt daraufhin die eigentlich für dieses Jahr geplante Sanierung des Alten Lokschuppen. Die Mitarbeiterin des Landesamtes für Denkmalschutz ist begeistert: „Korrosion, Beton- und Mauerwerksausbrüche, Risse, Grünspan und Bemoosung sind beispielhaft für die Qualität der Bauausführung in den frühen 80ern.“ Aber auch Licht und Luft spielten eine große Rolle.
Oktober 2014
Ammersbeks Politiker lehnen das Kreuzfahrtterminal fast geschlossen ab. Lediglich die FDP ist dafür, zeigt sich „grundsätzlich mit allen Vorhaben des Investors einverstanden“. Die Politik sollte „mutig sein und etwas zulassen“.
November 2014
Der Stöpsel passt nicht, er ist zu klein. Die Eröffnung des Oldesloer Travebades wird auf unbestimmte Zeit verschoben. Bürgermeister Tassilo von Bary sagt: „Ich hoffe, noch während meiner Amtszeit bekannt geben zu können, wann die Schwimmhalle öffnet. Und wer die neuen Pächter des Café am Markt sind.“
Noch ein Brausepulver-Gipfel beim Landrat. Die LBV-Chefs erklären, dass sie immer auf Waldmeister gesetzt hätten und das auch weiterhin tun werden. Ein neuartiges Schäumfahrzeug soll für eine noch bessere Qualität des Winterdienstes sorgen. Es werde allerdings erst im Sommer 2015 geliefert.
Kulturministerin Anke Sporendonk spricht sich in Ahrensburg für eine Unterschutzstellung des Parkhauses am Bahnhof aus. Zwar kenne sie das Gebäude nur von Fotos, architektonisch sei es aber „schon spannend“. Sporendonk: „Allgemein muss gesehen werden, dass nicht nur Bauhaus, sondern auch Rathaus und Parkhaus unter Denkmalschutz gestellt werden können.“
Dezember 2014
Die nur für Taxis geeigneten Funksysteme aus den neuen Mercedes-Streifenwagen der Polizei sind nach nur zwölf Monaten gegen neue ausgetauscht worden, da wird bekannt: Alle Wagen müssen erneut in die Werkstatt. Die auf den Dächern montierten gelben Leuchtschilder mit schwarzer Schrift sollten gegen Blaulicht ersetzt werden, heißt es aus dem Landespolizeiamt. Ferner entspreche die eierschalenfarbene Lackierung nicht den Vorschriften. Dass mit den Autos etwas nicht stimmt, ist aufgefallen, nachdem zwei Beamte am Ende einer Verfolgungsjagd von Barsbüttel nach Reinfeld eine Rechnung über 62 Euro und 80 Cent erhalten haben.
Der Alte Lokschuppen muss wegen Einsturzgefahr gesperrt werden. Aus dem Landesamt für Denkmalpflege heißt es dazu: „Herrlich. Das ist beispielhaft für die Epoche der Sanierungsstaus in den Kommunen.“ Aber auch Licht und Luft spielten eine Rolle.