Für dieses Jahr geplante Sanierung des Alten Lokschuppen wird um voraussichtlich ein Jahr verschoben. Die Stadt braucht das Geld anderweitig: für den Bau einer Kita im Neubaugebiet Erlenhof.
Ahrensburg. Alt, dunkel, überfüllt. Diese Wörter fallen Ahrensburgern ein, sollen sie das Parkhaus Alter Lokschuppen am Ahrensburger Bahnhof beschreiben. Es ist elf Uhr, später Vormittag am Bahnhof. Viele Menschen sind unterwegs. Im Parkhaus aber regt sich nichts. Alle Plätze sind belegt – sofern das zu erkennen ist. Denn selbst wenn die Sonne schiene: Drinnen wäre es, mit Ausnahme des obersten Decks, ziemlich duster. An diesem Zustand wird sich alsbald auch nichts ändern. Die eigentlich für dieses Jahr geplante Sanierung ist aufgeschoben worden. Die Stadt braucht das Geld anderweitig: für den Bau einer Kita im Neubaugebiet Erlenhof.
Denn einen Investitionskostenzuschuss von Land und Kreis in Höhe von 660.000 Euro und aus Bundesmitteln in Höhe von 73.000 Euro bekommt die Stadt nur, wenn die Kita bis Ende 2014 fertiggestellt ist. „Es ist eine Sache der Prioritätensetzung. Es gab keine andere Möglichkeit, um die Fertigstellung der Kita zu gewährleisten“, sagt Andreas Zimmermann, Sprecher der Ahrensburger Stadtverwaltung. Die Kita soll Anfang 2015 in Betrieb genommen werden, damit die höhere Anzahl an Kindergartenkindern mit der Fertigstellung des Neubaugebiets Erlenhof aufgefangen werden kann. Die Ahrensburger Stadtverordneten hatten unlängst beschlossen, das Geld umzuschichten. „Wir gehen davon aus, dass die Sanierung des Parkhauses am Bahnhof lediglich verschoben worden ist. Sie ist jetzt für das Jahr 2014 geplant“, sagt Zimmermann.
Dringend notwendig ist auch sie allemal. Die Verwaltung attestiert dem 30 Jahre alten Gebäude, das im Frühjahr vergangenen Jahres auch von Gutachtern untersucht worden ist, gravierende Mängel: Von Korrosion, Beton- und Mauerwerksausbrüchen, Rissen, Grünspan und Bemoosung, kaputter Beleuchtung und einem defekten Blitzableiter ist die Rede. „Der Sanierungsbedarf ist so hoch, dass kleine Aufbesserungen mehr ausreichen würden“, sagt Zimmermann. „Es handelt sich um substanzielle Schäden.“ Ein Grund dafür: Seit dem Bau im Jahr 1983 hat es am Alten Lokschuppen keine umfassenden Sanierungsarbeiten gegeben.
Ein Test des ADAC und der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn im Sommer vergangenen Jahres hatte ein ähnliches Bild ergeben. Außerdem hatte der Tester bemängelt, dass es zu wenig Parkplätze gebe.
Viele Ahrensburger sind genervt, sie meinen, mit dem Parkhaus müsse etwas passieren. „Ich komme jeden Tag um 6.30 Uhr ins Parkhaus, dann finde ich immer noch einen Parkplatz. Wenn ich mal nur 10 Minuten später da bin, wird es schon schwerer“, sagt Florian Buhrz aus Ahrensburg. „Früher habe ich immer die Bahn um acht genommen, dann musste ich in Nebenstraße parken“, sagt er weiter.
Aber nicht nur die Anzahl der Parkplätze ist ein Problem, auch die mangelnde Beleuchtung stört viele Ahrensburger. Auf die Frage welche Mängel ihm denn auffielen, antwortet Bernd Tibken: „Sie sehen es ja selbst: Draußen ist es hell, hier drinnen aber ist es vollkommen dunkel.“ Gerade für Frauen sei der Alte Lokschuppen kein gutes Pflaster, meint die Ahrensburgerin Jessica Wempen. „Wenn ich hier im Dunkeln umherlaufe, habe ich Angst. Die Frauenparkplätze sind ebenfalls zu dunkel. Und es gibt zu wenige.“ Auch sie sagt, dass es bereits gegen halb sieben am Morgen kaum noch Parkplätze gebe.
Leonie Martenson arbeitet mit behinderten Menschen zusammen, ihr fällt auf, dass das Gebäude nicht behindertengerecht ist. „Es gibt vom Parkhaus keine Fahrstuhl-Verbindung zu den Bahnsteigen. Man muss erst wieder in die Bahnhofshalle, um zu den Zügen zu gelangen“, sagt sie.
Allerdings dürfe man nicht nur die Mängel betrachten. Der Grund für die Verschiebung der Sanierung sei immerhin ein vernünftiger, da sind sich die Freundinnen Leonie Martenson und Jessica Wempen einig. Auch Bernd und Susanne Tibken sagen, dass gar nicht genug Geld in Bildung, Schulen und Kindergärten gesteckt werden könne. „Wir freuen uns generell, dass das Parkhaus kostenlos ist, das gibt es nicht überall“, fügt Bernd Tibken hinzu. Auch der Taxifahrer Ali Reza, der oft am Taxistand neben dem Parkhaus steht und dann beobachtet, dass Menschen keine Parkplätze mehr finden, sagt: „Es ist sinnvoll, das Geld für den Bau des Kindergartens zu verwenden.“
Die große Parkhaussanierung muss also erst mal warten. Kleinere Reparaturen an der Anlage sollen eventuell schon vorgezogen werden. „Wir werden auf jeden Fall alles erledigen, das notwendig ist, um die Verkehrssicherheit sicherzustellen“, sagt Stephan Schott vom Ahrensburger Bauamt. Er hofft allerdings darauf, dass nun bald das Geld für die große Sanierung freigegeben wird – weil es vorher keinen Sinn mache, über kleinere Arbeiten nachzudenken.