Einst gab es Krieg auf Stormarner Boden. Am 6. Dezember lädt die Gemeinde zu einer Gedenkfeier mit dänischem Heer und Bundeswehr – aber es soll ein Fest der Völkerverständigung sein.
Siek. Heldengeschichten hört fast jeder gern, selbst wenn die Geschichten blutig sind. Die Geschichte des Gefechtes bei Siek vor 200 Jahren ist blutig. In Siek wird am Freitag, 6. Dezember, trotzdem – oder gerade deswegen – Freundschaft gefeiert.
Zur Schlacht war es 1813 während der Napoleonischen Kriege gekommen, als russisch-preußische Truppen gegen das von Franzosen besetzte Hamburg vorrückten. Am 6. Dezember trafen bei Siek die auf französischer Seite kämpfenden jütischen Dragoner und russische Kosaken aufeinander. „Es handelt sich um eine bedeutende Schlacht, die Eingang in die Geschichtsbücher gefunden hat“, sagt Oliver Mesch vom Amtsarchiv Siek. „Manchmal wird sie auch als Schlacht bei Alt-Rahlstedt tituliert, aber wir sagen lieber: bei Siek.“ Hier ereignete sich die Geschichte, die nun als Heldengeschichte erzählt wird.
Sie handelt vom dänischen Oberst Bonniche Bonnichsen. Dessen Pferd war vom Kampf zu erschöpft, um bei der Flucht eine Hecke zu überspringen. Ein Trompeter namens Schuster bot ihm sein Pferd an, der Oberst lehnte ab. „Das Leben eines Trompeters ist so gut wie das Leben eines Obersten“, soll er gesagt haben. Schusters Antwort: „Vielleicht, aber nicht so wichtig. Ich werde meinen Obersten nicht verlassen. Und will der Herr Oberst mein Pferd nicht haben, so lasse ich es zu den anderen laufen.“ Bonnichsen starb beim Kampf, sein Grab soll in der Feldmark zwischen Stapelfeld und dem Braaker Krug liegen, heute ist es nicht mehr erkennbar. Der Trompeter Schuster gelangte drei Monate später zurück zu seiner Frau nach Jütland.
Es mag daran liegen, dass er überlebt hat. Oder daran, dass ein Trompeter dann doch weniger wichtig genommen wurde als sein Oberst. Auf der Gedenktafel an der Kirche Siek jedenfalls wird nur Bonniche Bonnichsen erwähnt. Und der Vorname des Trompeters Schuster wird auch in den Aufzeichnungen nicht genannt. „Bonnichsen ist eine zentrale Figur. Die Tafel wurde 1956 von einer dänischen Soldatenvereinigung angebracht“, sagt Oliver Mesch. Darauf ist auf dänisch und deutsch zu lesen: Zum Gedächtnis des letzten heldenmutigen Kampfes des dänischen Obersten Bonniche Bonnichsen. „Wir nehmen diese blutige Schlacht zum Anlass für Völkerverständigung. Die Feier hat keine militärische Ausrichtung, auch wenn Militär da ist. Es geht um Freundschaft.“
Zur Feier am 6. Dezember werden 30 Soldaten des dänischen Traditionsregiments und 30 Soldaten der Bundeswehr erwartet. „Und es ist ein öffentliches Gedenkfest, es sind also alle Bürger herzlich eingeladen“, sagt Oliver Mesch. „Besonders schön ist, dass so viele Menschen aus der Umgebung beteiligt sind.“ Die Freiwillige Feuerwehr Siek, der Männergesangverein Siek und der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Brunsbek zum Beispiel. „Mit der Planung sind wir schon länger beschäftigt, im Herbst 2012 gab es die erste Sitzung mit Vertretern aus Siek, Dänemark und von der Bundeswehr.“
Die Idee zu der Gedenkfeier habe der damalige Gemeindevertreter Volkmar Teetzmann zusammen mit einem dänischen Arbeitskollegen gehabt, „leider ist Teetzmann verstorben und kann bei der Feier nicht mehr dabei sein“, sagt Mesch. Nun, nach mehr als einem Jahr Planung, sind alle Vorbereitungen getroffen. „Wir haben das Essen bestellt, es wird unter anderem Gulaschsuppe und Kaffee und Kuchen geben.“ Die Freiwillige Feuerwehr Siek wird demnächst mit dem Schmücken der Mehrzweckhalle beginnen. Und die drei Kränze, die an der Gedenktafel niedergelegt werden sollen, sind auch organisiert.
Nun sind nur noch Kleinigkeiten zu überlegen, etwa, welche Lieder genau der Männergesangverein beim Gottesdienst singen will. Oder ob das bisschen Laub unter der Gedenktafel noch weggepustet werden muss. Und vielleicht findet bis kommenden Freitag ja noch jemand den Vornamen des Trompeters Schuster heraus.