Bargteheide macht es anders als andere Städte. Hier hat der Volkstrauertag keinen Auslaufcharakter. Er wird mit großen Aufwand begangen: Gottesdienst, Kranzniederlegung und zentraler Veranstaltung.

Bargteheide. Zuerst ein Gottesdienst, dann eine Kranzniederlegung und danach eine zentrale Veranstaltung im Stadthaus: Bargteheide macht es am 17. November anders als andere Städte. „Mancherorts hat der Volkstrauertag einen Auslaufcharakter. Bei uns nicht“, sagt Bürgermeister Henning Görtz. Und das Konzept gehe auf. Görtz: „Das zeigt die positive Resonanz. Und zwar von älteren und jüngeren Menschen.“ Dass die Stadt den Gedenktag im großen Stil begehen kann, macht eine Arbeitsgruppe engagierter Bürger möglich. Seit den 80er-Jahren sorgt sie dafür, dass der Toten der Weltkriege in würdigem Rahmen gedacht werden kann. Das Motto in diesem Jahr: „S’ist Krieg – und ich begehre, nicht Schuld daran zu sein.“

„Unser Motto ist die Zeile aus einem Lied von Matthias Claudius“, sagt Heidburg Behling. „Wir wollen diesmal weg von den politischen und theoretischen, hin zu stärker literarischen Texten und Gedichten.“ Seit mehr als 25 Jahren gehört Heidburg Behling zur Arbeitsgruppe. „Am Anfang waren es Vertreter verschiedener Parteien und Institutionen. Es ging um Proporz. Jetzt sind wir einfach nur Bürger, die die Veranstaltung vorbereiten.“ Auch der Länderschwerpunkt, der früher gesetzt wurde, um gezielt an Kriegsgeschehen und -folgen beispielsweise in Frankreich, Polen oder der ehemaligen Sowjetunion zu erinnern, ist verschwunden.

Vieles habe sich verändert, sagt Behling, die sich auch noch gut daran erinnern kann, dass die 80er-Jahren eine friedensbewegte Zeit war. „Ich habe mich damals auch auf die Kreuzung am Ende der Rathausstraße gesetzt.“ Das sei vorbei. „Aber die Gräueltaten des Krieges, die sind zeitlos. Die Thematik ist entsetzlich gleich.“ Der angesichts des besonderen Tages etwas verkürzte Gottesdienst in der evangelischen Kirche wird um 10 Uhr beginnen. Eine halbe Stunde später folgt die Niederlegung des Kranzes am Mahnmal. Und um 11 Uhr beginnt die große Veranstaltung im Stadthaus. Texte von Gryphius, Borchert, Hesse, Huch und Mühsam werden zu hören sein. Bilder von Nussbaum, Schmitt-Rottluff, Weber und Beckmann werden zu sehen sein und zu meditativer Betrachtung einladen. Musik von Bach, Mozart, Beethoven, Chopin und Distler wird erklingen. Und Louise Natorp wird Klavier spielen.

Auch der Chor Vocalis aus Bad Oldesloe macht mit, begleitet von Hartmut Morgenroth (Klavier) und Bernd Walkowiak (Gitarre). „Es ist nur eine kleine Gruppe des Chores“, sagt Birgitt Gartenschläger. „Für viele ist es zu schwer, die Lieder zu singen und sich mit den Texten zu beschäftigen. Das geht unter die Haut.“

Die Veranstaltung am Sonntag baut auf drei Säulen auf: Erinnerung, Mahnung, Hoffnung. „Eine Welt ohne Krieg gibt es noch immer nicht“, sagt Heidburg Behling. „Aber wir hoffen, dass wir zum Nachdenken anregen können.“ Im April kommenden Jahres geht es weiter. Denn dann beginnen schon die Vorbereitungen für den Volkstrauertag 2014.