Die Ergebnisse der Volkszählung zeigen: Der durchschnittliche Stormarner ist weiblich, verheiratet, evangelisch und hat keinen Migrationshintergrund. Der Zensus zeigt, wie Menschen leben, wohnen und arbeiten.

Ahrensburg. Es gibt da eine Frau in Stormarn, nennen wir sie mal Gisela Meiners. Gisela Meiners ist verheiratet, in ihrem Ausweis steht unter dem Punkt Staatsangehörigkeit „deutsch“, einen Migrationshintergrund hat die Stormarnerin nicht. Gisela Meiners ist evangelisch, ob sie aber tatsächlich regelmäßig einen Gottesdienst besucht oder vor dem Zubettgehen betet, ist nicht bekannt. Denn Gisela Meiners gibt es nicht, sie ist ein Konstrukt aus den ersten Ergebnissen des Zensus 2011 – der typische Stormarner Bürger sozusagen.

Die Statistischen Ämter der Länder Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern haben jetzt ausgewählte erste Ergebnisse des Zensus 2011 in der Metropolregion Hamburg vorgelegt. Im Unterschied zu bisherigen Volkszählungen erfolgte der Zensus durch ein registergestütztes Verfahren. Dabei wurden bereist vorhandene Daten, wie etwa aus Melderegistern oder denen der Agentur für Arbeit, herangezogen.

Ergänzend lieferten stichprobenartig rund acht Millionen Menschen in Deutschland Angaben unter anderem zu ihrer Ausbildung und Arbeit. Ziel der Volkszählung, deren Stichtag der 9. Mai 2011 war, ist es, zu belegen, wie Menschen in Deutschland leben, wohnen und arbeiten.

Menschen: Hier leben mehr Jugendliche und Rentner als etwa in Hamburg

Neben dem Wirtschaftszentrum Hamburg umfasst die Metropolregion alle Kreise und kreisfreien Städte in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Dort leben knapp fünf Millionen Menschen.

Von den 230.556 Menschen, die am Zensus-Stichtag in Stormarn lebten, sind 51,5 Prozent weiblich. Damit liegt der Frauen-Anteil im Kreis knapp über den Durchschnitt in der Metropolregion (51,3 Prozent), aber knapp unter dem in Hamburg (51,6 Prozent).

Gisela Meiners, sofern sie denn existierte, teilt sich einen Quadratkilometer Fläche mit rund 300 weiteren Stormarnern. Damit hat sie deutlich mehr Platz als etwa die Hamburger: Dort kommen auf einen Quadratkilometer 2260 Einwohner. In Stormarn ist Gisela Meiners auch von mehr Jugendlichen und Rentnern umgeben als es in Hamburg der Fall wäre. 17,7 Prozent der Stormarner (Hamburg: 15,7) sind jünger als 18 Jahre, 21,8 Prozent (19) sind älter als 65.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Gisela Meiners deutsche Staatsbürgerin ist, ist nach den Zensus-Ergebnissen sehr hoch. Denn nur 3,9 Prozent der Stormarner haben eine andere Staatsangehörigkeit, 12,7 Prozent haben einen Migrationshintergrund. Insgesamt sind es in der Metropolregion mit 16,9 Prozent mehr, in Hamburg sogar mehr als doppelt so viele (27,5 Prozent).

Wie fast jeder zweite Stormarner ist Gisela Meiners evangelisch. Katholiken machen im Kreis nur einen geringen Anteil von 6,9 Prozent aus. Während sich die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund in Hamburg offenbar auch auf die Konfessionen niederschlägt (dort sind 33,6 Prozent evangelisch), sind aufgrund der hohen Zahlen in Kreisen wie beispielsweise Dithmarschen (65,8 Prozent) in der gesamten Metropolregion immer noch 45,2Prozent evangelisch.

Bildung: In Hamburgs Umlandkreisen wohnen viele Hochschulabsolventen

Als Verheiratete oder als Frau, die sich in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft befindet, gehört Gisela Meiners der deutlichen Mehrheit von 49 Prozent an. 37,3 Prozent der Menschen im Kreis sind ledig, in Hamburg sind die Zahlen mit 47,5 Prozent Ledigen und 37,8 Prozent Verheirateten nahezu umgekehrt.

Die Menschen mit Hochschulabschluss beziehungsweise Hochschulreife leben nach den Zensus-Ergebnissen konzentriert um die Stadt Hamburg herum. In Stormarn haben 31,8 Prozent der Einwohner ab 15 Jahren eine Hochschulreife, 17,1 Prozent verlassen eine Hochschule mit Abschluss. Die Mehrheit von 32,4 Prozent jedoch hat die Schule wie Gisela Meiners mit der Mittleren Reife abgeschlossen und eine Ausbildung absolviert (60,1 Prozent).

Während im Kreis 5,2 Prozent der über 15-Jährigen ohne Schulabschluss sind, haben 22,7 Prozent im selben Alter keinen beruflichen Abschluss.

Arbeit: Die deutliche Mehrheit ist im Dienstleistungsbereich tätig

Die typische Stormarnerin Meiners arbeitet vermutlich im Dienstleistungssektor, so wie drei viertel der Erwerbstätigen, von denen rund 80 Prozent in einem Angestelltenverhältnis stehen. Die Erwerbslosenquote (hier gilt eine andere Definition als bei der Arbeitslosenquote der Agentur für Arbeit) ist im Vergleich niedrig: Während am Zensus-Stichtag in Stormarn 4130 (1,8 Prozent) der Erwerbspersonen keine Arbeit hatten, waren es in der Metropolregion insgesamt 2,8 Prozent und in Hamburg 3,5 Prozent.

Wohnen: Stormarner Wohnungen sind größer als der Durchschnitt der Region

Um eine Übersicht über den Gebäude- und Wohnungsbestand zu schaffen, wurden auch Verwalter und Eigentümer befragt. Was den Wohnkomfort angeht, hat Gisela Meiners es im Kreis Stormarn gut getroffen: Sie hat mit einer Wohnung, die vier oder mehr Zimmer und rund 100 Quadratmeter Fläche hat, deutlich mehr Platz als der Durschnittseinwohner der Metropolregion, dem drei bis vier Räume und 88,9 Quadratmeter zur Verfügung stehen.

Vermutlich ist das Gebäude, in dem die typische Stormarnerin lebt, auch neuer als die Häuser im Umland. Während in Hamburg und in der übrigen Metropolregion ein Großteil der Gebäude aus den 1950er- und 60er-Jahren stammt, wurden in Stormarn die meisten Häuser (32,7 Prozent) zwischen 1970 und 1989 gebaut.

Knapp zwei Drittel der Gebäude in Stormarn sind freistehende Ein- und Mehrfamilienhäuser, in Hamburg sind es dagegen lediglich 39,2 Prozent. Gut möglich also, dass Gisela Meiners in einem solche Haus lebt – wenn es sie denn wirklich gäbe.