Auch die Pläne für ein abgespecktes Fachmarktzentrum südlich des Beimoorweges erhöhen das Stau-Risiko auf der B 75 deutlich. Gutachter: „Wir sind eigentlich schon am Limit“. Neue Diskussion um Nordtangente?
Ahrensburg. Neue Berechnungen zur Verkehrsentwicklung stellen den geplanten Umzug des Ahrensburger Famila-Marktes vor erhebliche Probleme. Auch die schon deutlich abgespeckten Pläne für ein Fachmarktzentrum südlich des Beimoorweges würden das Staurisiko auf der Lübecker Straße (B 75) und dem Ostring deutlich erhöhen – das geht aus den Berechnungen des Lübecker Planungsbüros Urbanus hervor.
„Mit dem Erlenhof sind wir eigentlich schon am Limit angelangt. Jeder Schluck mehr aus der Pulle macht das Ganze unkalkulierbarer“, sagte Urbanus-Gutachter Stefan Luft. Er stellte seine Berechnungen jetzt im städtischen Bauausschuss vor.
Der Umzug des Famila-Marktes, zurzeit im nördlichen Teil des Gewerbegebietes ansässig, wäre das dritte Projekt, das für mehr Verkehr auf dem schon jetzt stark belasteten Knotenpunkt B 75/Ostring/Beimoorweg sorgen würde. Da ist zum einen das jetzt begonnene Neubaugebiet Erlenhof, das Wohnraum für rund 1000 Menschen schaffen soll. Da ist zum anderen der südliche, neuere Teil des Gewerbegebietes Beimoor, in dem sich immer mehr Betriebe ansiedeln. Zudem plant der Berliner Investor Aldinger und Fischer ein Fachmarktzentrum östlich der Straße Kornkamp-Süd, das neben Famila auch Aldi und dem Futterhaus neue Räume bieten soll. Außerdem soll sich ein Möbelhaus ansiedeln.
Bauausschuss sprach sich für das Projekt aus
Ursprünglich war geplant, dass der Hagebaumarkt mit hineingeht – doch Aldinger und Fischer überarbeitete die Pläne, nachdem das Büro Urbanus eine erste Berechnung der Verkehrsströme vorlegte, die Probleme prognostizierten. Das Fachmarktzentrum wurde um 25.000 Quadratmeter verkleinert, der Bauausschuss sprach sich im Februar für das Projekt aus (wir berichteten). Doch nun liegen die Berechnungen für die aktuelle Variante vor.
„Gegenüber der ursprünglichen Variante ist das Mehraufkommen an Verkehr um 25 bis 30 Prozent gesunken“, sagt Stefan Luft. Doch es sei immer noch damit zu rechnen, dass etwa 1000 zusätzliche Autos täglich auf der Lübecker Straße fahren werden, wenn das Fachmarktzentrum wie geplant kommt. Luft weiter: „Zurzeit fahren etwa 20.000 Autos auf der B 75. Mit dem Erlenhof und einem voll entwickelten Gewerbegebiet wären es 24.000, mit dem Fachmarktzentrum 25.000 Autos.“
Eine Realisierung aller drei Projekte würde, so heißt es im Fazit des Gutachtens, „das Risiko einer sehr kritischen Verkehrssituation auf der Lübecker Straße, der B 75 und an der Autobahn-Anschlussstelle unkalkulierbar machen“. Verkehrsstaus würden deutlich wahrscheinlicher werden. Es sei denn, es komme eine Entlastung – und zwar mit der lange diskutierten Nordtangente. Die auch von der Wirtschaft geforderte zweite Verbindung zwischen B 75 und Beimoorweg würde Abhilfe schaffen – auch das geht aus Lufts Berechnungen hervor. Ahrensburgs Bauamtsleiterin Angelika Andres nahm die neuen Zahlen mit Besorgnis auf: „Da sind Verkehrsprobleme aufgezeigt, die man nicht ignorieren kann.“
Noch im Februar waren alle Parteien für die Verlagerung
Das sagt auch Hartmut Möller, SPD-Fraktionsvorsitzender in Ahrensburg. „Ich persönlich plädiere dafür, die Umzugspläne nicht weiter zu verfolgen, auch wenn die Nordtangente gebaut wird. Denn die brauchen wir schon jetzt, um die Situation zu entlasten, die Zufahrten stehen unter Stress. Ob ich diese Meinung in der Fraktion durchsetzen kann, weiß ich nicht“, sagt er.
Noch im Februar hatten Vertreter aller Parteien die Verlagerung des Einzelhandels an den Kornkamp-Süd befürwortet. Thomas Bellizzi (FDP) ist noch immer dieser Meinung. „Ich bin weiterhin dafür, dass Famila umgesiedelt wird. Die Bedenken von Herrn Luft teile ich in dieser Stärke nicht. Die Verkehrsprobleme sind nicht so dramatisch, wie sie dargestellt werden.“ Wer Tobias Koch von der CDU fragt, hört Ähnliches. „Ich wundere mich immer, wenn ich von der Verkehrsproblematik höre. Es geht doch darum, bestehende Geschäfte umzusiedeln.“ Weshalb es deshalb zu einer größeren Verkehrsbelastung kommen solle, sei ihm nicht klar. „Alle Fraktionen haben für die Umsiedelung gestimmt, warum die Verwaltung nun immer neue Hürden aufbaut, verstehe ich nicht.“ Und auch Jörg Hansen (Grüne) sagt: „Die Situation hat sich im Vergleich zum letzten Gutachten verbessert. Wir sind nach wie vor dafür.“
Jochen Ehlers vom Investor Aldinger und Fischer ist ebenfalls zuversichtlich, dass gebaut werden kann. „Die Stadtverwaltung hat uns gesagt, dass die Verkehrssituation dort schwierig ist. Dies sei aber kein K.O.-Kriterium für den Bau.“