Spitzenensembles wie das Artemis Quartett und Klarinettistin Sabine Meyer und Schauspieler wie Hannelore Hoger und verleihen der neuen Spielzeit des Vereins Theater und Musik Glanz
Ahrensburg. Drei Dinge braucht ein Weltklasse-Ensemble: eine hervorragende Akustik, ein stets volles Haus und gute Kontakte zu engagierten Konzertmachern. Ahrensburg hat das zu bieten. Und so machen die Spitzenmusiker des Artemis Quartett ohne zu zögern bei ihren Reisen durch die Metropolen einen Abstecher in die beschauliche Schlossstadt und geben der neuen Saison des Vereins Theater und Musik besonderen Glanz.
Die Zuhörer können sich auf Haydn, Bartok und Schubert freuen, wenn die Streicher am 17. November im Eduard-Söring-Saal aufspielen werden. Warum sie kommen? Der Konzertsaaal zählt zu den besten in Norddeutschland. Und das Publikum ist so begeistert und so treu, dass die Stühle nie reichen. „Wir sind immer zu 100 Prozent ausgelastet. Manchmal sogar zu 110 Prozent. Wenn das überhaupt geht“, sagt Hinrich Tramm und lacht. Der Leiter der Konzertreihe des Vereins Theater und Musik hat allen Grund zur Freude. Denn neben dem Artemis Quartett werden in der neuen Saison auch Stars wie die Klarinettistin Sabine Meyer gastieren. Die umjubelte A-Cappella-Gruppe LaLeLu wird kommen, ebenso das Trio con Brio Copenhagen, die israelische Pianistin Einav Yarden und als lokales Highlight wie immer das Ahrensburger Kammerorchester.
Auch das russische Duo Trossov wird zeigen, was es kann. Pianistin Alexandra Troussova und ihr geigender Bruder Kirill Torussov sind das erste Mal in Ahrensburg. Man darf gespannt sein. Angst vor populären Stücken haben die beiden jedenfalls nicht. Und so bieten sie mit Tschaikowskys Valse-Scherzo und mit Vitalis Chaconne dem Publikum auch ein bisschen Zucker – aber vom Feinsten.
Hochkarätige Künstler werden im Eduard-Söring-Saal für Begeisterung sind zu Gast. Und dass ist einem Mann zu verdanken, der die Konzertreihe des Vereins nach vorne gebracht hat. „Das Programm ist noch zu einem großen Teil von Karl-Heinz Färber eingefädelt worden“, bekennt sein Nachfolger Hinrich Tramm unumwunden.
Mit Färber, der in Vereinskreisen liebevoll „Carlos“ genannt wird, hängt der dritte, und vielleicht eigentliche Grund zusammen, der die Weltstars nicht zögern lässt, nach Ahrensburg zu kommen: die guten, fast freundschaftlichen Kontakte. Das Artemis Quartett hat hier schon gespielt, als es am Anfang stand, als es hier schon die Anerkennung und Achtung bekam, die später weltweit folgte. Färber hat das „eingefädelt“. Und so dankbar und treu das Publikum ist, so treu und dankbar sind auch die Künstler. So strömt das Publikum. Und die Streicher kehren immer wieder gern zur Stätte ihres Anfangs zurück.
Neben den Musikern sind auch hochkarätige Schauspieler zu Gast
Was für die Musik gilt, gilt auch für die zweite Sparte, die sich der Verein verschrieben hat – dem Theater. Ellen Schwiers wird sich die Ehre geben, Doris Kunstmann, Peter Bause und auch Hannelore Hoger, die als Bella Block Tausende von Zuschauern vor die Fernsehschirme lockt. In einer Sonderveranstaltung im Ahrensburger Park Hotel wird sie alles Kriminalistische ablegen. Die Kommissarin präsentiert sich als Märchenerzählerin. „Und sie liest so schön“, sagt Sabine Schwarz. Die Vereinsvorsitzende hat die Theaterreihe zusammengestellt. Über die Sonderveranstaltungen ist sie besonders glücklich. Am Herzen liegt ihr aber auch das Kindertheater. Diesmal steht ein Weihnachtsmärchen auf dem Programm. „Petersson kriegt Weihnachtsbesuch“ wird es passenderweise am 24.November heißen.
Ginge es nach der Vereinschefin, könnte ruhig noch ein Kinderstück ins Programm aufgenommen werden. Aber dieser Wunsch hat Tücken. Schwarz: „Wir müssen sehen, dass wir nicht ins Minus kommen. Das Kindertheater ist meist schlecht besucht.“ 150 Jungen und Mädchen kommen im Schnitt. „Und alle sind begeistert“, sagt Sabine Schwarz und fügt nach einer kurzen Pause mit einem kaum hörbaren Seufzen ein „Na ja“ hinzu. 150 Kinder sind finanziell gesehen einfach nicht genug. „Es wäre so wunderbar, wenn das Angebot mehr wahrgenommen würde.“
Insgesamt liegt die Auslastung der Theaterstücke bei 65Prozent und damit deutlich unter der Konzertabende. Der direkte Vergleich führt allerdings in die Irre. Denn der Alfred-Rust-Saal, in dem die Tournee-Theater auftreten, fasst 464 Plätze. In den Eduard-Söring-Saal passen dagegen nur 270 Zuhörer.
Rechnen muss der Verein dennoch. Die Kosten steigen. Und die Einnahmen müssen das ausgleichen, um plus minus null aus der Saison zu kommen. Bislang hilft die Stadt hilft dem Verein mit jährlich 48 000 Euro. Dafür ist der Vorstand dankbar. Sollte der Zuschuss jedoch sinken, könnte es kritisch werden.
Noch hat sich keine Fraktion explizit dazu geäußert. Aber die Haushaltsberatungen stehen an. „Und die Drei-Jahres-Garantie läuft 2013 aus“, sagt Petra Haebenbrock-Sommer vom Kulturmanagement der Stadt. Das bedeutet Zweierlei: Angesichts der erdrückenden Schuldenlast Ahrensburgs könnte der Zuschuss an den Verein sinken und die Bindung auf drei Jahre könnte aufgehoben werden.
Das wäre fatal. „Wir schließen die Verträge mit den Künstlern zwei Jahre im Voraus ab. Wir brauchen Planungssicherheit.“
An ihm solle es nicht liegen, sagt Bürgermeister Michael Sarach. „Ich habe schon gehört, dass viele Politiker sagen, an der Bildung dürfe nicht gespart werden. Für mich ist das Bildung, was der Verein im Auftrag der Stadt leistet.“ Der Wille, den Vereinsetat nicht zu kürzen, ist da. „Ich werde alles versuchen“, sagt Sarach. „Aber mir sind die Hände gebunden. Das entscheidet die Politik.“
Die Spielzeit für die nächste Saison steht. Und dass sich die Investition lohnt, zeigt der Blick auf das, was geboten wird. Bildung im übertragenen Sinn – Ja. Aber auch Spaß Dessous. Immer eine Gratwanderung. Mit dem neuen Programm ist sie gelungen.