Das Rote Kreuz plant eine Krippe im Erdgeschoss des von älteren Menschen bewohnten Hauses Gartenholz in Ahrensburg. Das bereitet den Senioren Sorgen.
Ahrensburg. "Ich mag ja Kinder", sagt Helga Heinemeyer. "Aber das hier geht einfach zu weit." Sie und ihr Mann Herbert Heinemeyer leben im Haus Gartenholz in Ahrensburg, das betreutes Wohnen anbietet. Was ihnen Sorge bereitet: Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) baut die bisher leer stehenden Räume im Erdgeschoss zu einer Kindertagesstätte um. Das DRK ist der Träger der Krippe. "Die Lage und auch die Größe der Räumlichkeiten sind einfach sehr günstig", sagt Annette Schröder. Sie ist zuständig für die pädagogische Bereichsleitung und die Kindertagesstätten beim DRK. "Und die Stadt muss nun einmal das Krippenplatzangebot ausbauen."
"Der Baulärm ist nicht auszuhalten für uns, die wir direkt darüber wohnen", sagt Helga Heinemeyer. "Und wenn die Kinder da sind, na ja, die sind eben auch nicht leise dann." Sie lauscht kurz. "Da, das Bohren fängt schon wieder an", sagt sie. Marianne Elkers kranke Tochter Jutta lebt ebenfalls in der Wohnanlage. Wegen des Baulärms sei sie nun umgezogen. Bewohner Bernd Bode sagt: "Was mich am meisten stört, ist, dass das hinter unserem Rücken passiert." Eine Mieterversammlung habe gefehlt.
Die Vermieterin habe Schreiben verschickt, in denen die Baumaßnahmen angekündigt wurden, wendet Frank Piatkowski, Hausmeister der Wohnanlage, ein. "Das Problem war nur, dass der Postbote die Briefe in meinen Hausmeisterbriefkasten geschmissen hat." Zu der Zeit sei er aber im Urlaub gewesen.
97 Wohnparteien gibt es in der Anlage. Das Gebäude bildet ein U, im weitläufigen Innenhof winden sich Wege durch grüne Rasenflächen, der Blick fällt auf der einen Seite auf Balkone der Wohnanlage, auf der anderen beginnt ein Waldrand. Geplant ist ein Spielplatz in diesem Innenhof. "Genau darüber haben vier Wohnparteien ihre Balkone", sagt Helga Heinemeyer. "Und auch Wohn- und Schlafzimmer. Spielende Kinder sind nun einmal laut. Wir brauchen aber unsere Ruhe."
Hausmeister Piatkowski schätzt Helga Heinemeyers Engagement: "Bei Festen zum Beispiel war sie immer eine super Organisatorin. Aber hier verschwendet sie ihre Kraft und Energie. Die Krippe kommt, ob sie will oder nicht."
"Beschwerdebriefe gegen einen Spielplatz oder eine Kindertagesstätte gehören leider schon zur Normalität", sagt Ingo Loeding, Geschäftsführer des Deutschen Kinderschutzbunds in Stormarn. Er wisse aber auch, dass viele ältere Menschen sich sehr über Leben in der Nachbarschaft freuten. "Gesellschaftspolitisch ist es wichtig, sich klar zu machen: Wir sind auf unsere Kinder angewiesen. Wer zahlt denn unsere Renten? Und ohne Kitas und finanzielle Hilfen für Eltern gibt es immer weniger Geburten, das ist klar." Er wünsche sich, dass die Bewohner der Anlage die positiven Aspekte sehen, die die Störungen überwiegen würden.
"Ich weiß, dass die Menschen vom DRK sehr erfahrene Träger solcher Projekte sind", sagt Loeding. "Die werden das Projekt sicher auch generationenübergreifend gestalten. Ich sehe schon Rentner vor mir, die Kinder auf dem Schoß haben und ihnen vorlesen. Und einen kleinen Kinderchor, der den Bewohnern zu Weihnachten Lieder singt." Ältere und Jüngere müssten in der Gesellschaft zusammenkommen. Ingo Loeding wünscht den Anwohnern aus Gartenholz, dass sie die Kleinsten der Gesellschaft nicht als Störfaktor, sondern als Bereicherung ansehen können.
Annette Schröder vom DRK betont: "Wir werden sicher nicht gegen die Senioren arbeiten, sondern wir wollen mit ihnen arbeiten." Sogar der Vorstandsvorsitzende Udo Finnern habe Helga Heinemeyer besucht und versucht, ihr die Lage zu erklären. "Ich kann verstehen, dass sich einige der Bewohner Sorgen um ihre Ruhe machen", sagt Schröder. Es gebe zwei Krippengruppen mit je maximal zehn Kindern statt, wie von der Stadt geplant, eine Krippen- und eine Elementargruppe mit Kindern von drei bis sechs Jahren. "Die jüngeren Kinder sind leiser", sagt Schröder. "Während der Mittagszeit schlafen sie sowieso."
Bis Ende dieses Jahres sollen die Räume fertig sein. Zur Sorge der Senioren, dass vom Spielplatz sehr viel Lärm zu den Balkonen ziehe, sagt Schröder: "Sie kennen doch unser norddeutsches Wetter. Wie oft können Kinder, vor allem in dem Alter, denn bei Regen und Kälte lange draußen spielen?"
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