Die Politiker stimmen dem Neubaugebiet Erlenhof mehrheitlich zu. Die Bewohner des Hofes Rademacher wollen wegziehen.
Ahrensburg. "Hier wird dann der Bus durchfahren", sagt Niels Rademacher und deutet auf den Platz zwischen der Scheune und dem alten Wohnhaus des Hofes Rademacher. "Dort drüben werden Mietshäuser stehen. Und dort der Supermarkt", fährt der 25 Jahre alte Student fort. Er zeigt auf zwei Punkte in nächster Nähe des zweistöckigen Hauses, das inmitten der Ackerflächen an der Bundesstraße 75 in Ahrensburg steht. Es ist das Haus, in dem Niels Rademacher noch wohnt. Doch schon im kommenden Jahr werden die beiden alten Gebäude voraussichtlich abgerissen. Nach Aussage von Jörg Hansen (Grüne), dem Vorsitzenden des Ahrensburger Bauausschusses, ist ihr Fortbestand im Neubaugebiet Erlenhof nicht vorgesehen.
Der Bauausschuss und der Umweltausschuss stimmten in teilweise gemeinsamer Sitzung für den entsprechenden Bebauungsplan und einen geänderten Flächennutzungsplan. Der Bauausschuss gab auch grünes Licht für den Abschluss von städtebaulichen Verträgen mit den beiden Investoren, der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) und dem Unternehmen GfG Hoch-Tief-Bau. Folgen die Stadtverordneten den Empfehlungen der Ausschüsse, dann ist für die seit Jahren diskutierte Bebauung des Gebietes nur noch ein Erschließungsvertrag nötig, in dem Details wie die Finanzierung der Kanalisation und der Gasanschlüsse geregelt sind. Die Verhandlungen sollen beginnen, wenn die Beschlüsse der Stadtverordneten vorliegen. Die Verwaltung geht davon aus, dass die Investoren sämtliche Erschließungskosten tragen.
Im Bauausschuss und im Umweltausschuss kam eine breite Mehrheit für das Projekt zustande, die Vertreter von CDU und SPD stimmten geschlossen dafür. Die Grünen lehnten das Projekt ab. Uwe Grassau (Wählergemeinschaft, WAB) stimmte ebenfalls dagegen - obwohl er zuvor gegenüber dem Abendblatt signalisiert hatte, dass es in der WAB-Fraktion eine "positive Tendenz" in Bezug auf das Projekt gebe. Hinrich Schmick (WAB), der als Gast im Ausschuss war, kündigte an, in der Stadtverordnetenversammlung gegen das Baugebiet zu stimmen, das rund 800 Neubürger für Ahrensburg bedeuten würde.
Die Abstimmung über die städtebaulichen Verträge, die die Investoren zur Übernahme eines Großteils der Kosten verpflichten, ist schon für Montag, 10. Dezember, vorgesehen. Am Montag, 17. Dezember, soll über den Flächennutzungsplan und den Bebauungsplan abgestimmt werden. CDU und SPD verfügen gemeinsam über 20 der 34 Mandate, könnten das Projekt also auch ohne die Stimmen der WAB auf den Weg bringen, sofern es nicht mehr als zwei Abweichler gibt. Die FDP ist wie die Grünen-Fraktion gegen das Vorhaben in der jetzt geplanten Form.
Constanze Göttsche, die zuständige Projektleiterin bei der LEG, zeigte sich erfreut über die Mehrheit zum Erlenhof-Projekt. Zum ausstehenden Erschließungsvertrag sagte sie: "Die LEG wird 100 Prozent der Kosten übernehmen." Bisher sei noch nicht geklärt, ob die LEG auch die Erschließung der Grundstücke der GfG übernehmen werde, der der kleinere Teil des Gebietes gehört. Die GfG werde darüber bis zum Frühjahr entscheiden. Bei dem in Henstedt-Ulzburg ansässigen Unternehmen konnte gestern niemand zu dem Thema Stellung nehmen.
Constanze Göttsche sagt, dass es bereits eine "unheimlich hohe Nachfrage" nach Grundstücken gebe. Wenn es ein positives Votum der Politik gibt, will die LEG schon im Frühjahr mit den Erschließungsarbeiten beginnen. Das alte Herrenhaus auf dem Gebiet des ehemaligen Erlenhofes, das auf einem LEG-Grundstück liegt, könnte erhalten werden. "Ich denke, dass wir dafür einen Käufer suchen werden", so Constanze Göttsche.
Für Diskussionen sorgte im Bauausschuss erneut die Frage, welche Kosten auf die Stadt zukommen werden. Nach Auffassung der Grünen sollten die Investoren stärker an den Umbaukosten der Grundschule am Schloss beteiligt werden. Die Erweiterung wird unter anderem deshalb nötig, weil auch Kinder aus dem Neubaugebiet in die Schule gehen werden. Die Grünen beziffern die Umbaukosten auf 900 000 Euro, die Investoren haben eine Zuzahlung von etwa 400.000 Euro zugesichert. Der Antrag der Grünen, die Investoren stärker in die Pflicht zu nehmen, scheiterte.
Niels Rademacher wird die Frage nach Schulen und Kitas in dem Gebiet nicht mehr betreffen. Wie seine Mutter will er wegziehen. "Ich bin hier aufgewachsen. Es ist merkwürdig, sich die Veränderungen auszumalen. Da ist es besser, einen Schnitt zu machen."