WAS-Chef Norbert Leinius sieht Bedarf für mehr Gewerbeflächen. Kommunen müssten auch in bezahlbaren Wohnraum investieren.
Reinbek. Hans Martin Lutz hat gut Lachen. Für das Familienunternehmen Lutz Aufzüge mit Sitz in Reinbek ging es in den vergangenen Jahrzehnten immer nur aufwärts. 180 bis 220 Aufzuganlagen fertigt der Betrieb pro Jahr - Personen- und Lastenaufzüge für Gebäude, aber auch in Schiffen und Yachten. Derzeit baut das Unternehmen nach eigenen Angaben einen Zehn-Tonnen-Aufzug für das größte Schiff der Welt. "Eine schwimmende Fabrik für Shell, die in Gasfeldern vor der Küste Australiens eingesetzt werden soll. Und wir liefern die Beförderungstechnik", erklärt Hans Martin Lutz, Enkel des Unternehmensgründers und Geschäftsführender Gesellschafter. Auch, wenn das Unternehmen nur ein mittelständisches sei und der Marktanteil der großen Konzerne bei 70 Prozent liege, stehe Lutz sehr gut da. "Wir sind gut ausgelastet. Der Auftragseingang ist in Ordnung", sagt Lutz.
"Lutz Aufzüge ist einer der gut aufgestellten mittelständischen Betriebe, die Stormarn ausmachen", sagt Norbert Leinius, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS). "Stormarn ist mittlerweile ein Superplatz für Unternehmen. In Bezug auf die Arbeitslosenzahlen können wir locker mit Bayern und Baden-Württemberg mithalten", so Leinius weiter, der gestern gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Lübeck einige Stormarner Unternehmen besuchte. Auch um zu erfahren, welche Ansprüche Betriebe heute an Standorte stellen. Ein Fazit: Gewerbeflächen zum Expandieren, aber auch für Neuansiedlungen werden knapper. "Es ist ein richtiger Engpass entstanden", so Leinius. "Die Nachfrage nach Flächen ist höher als das Angebot."
So gebe es etwa in Reinbek derzeit nur noch drei Hektar im Gewerbegebiet Haidland, die jedoch auch bereits reserviert seien. Das Hamburger Umland, vor allem dort, wo es auch noch die Hamburger Vorwahl gibt, sei nach wie vor ein Zugpferd. "Reinbek, Glinde, Barsbüttel. Hier wollen die Unternehmen hin. Wir brauchen dringend neue Flächen", sagt Leinius, der nun auf die Fläche zwischen Michaelis und Schönningstedt setzt. Durch den Bebauungsplan 96, den Reinbeks Stadtverordneten Anfang September auf den Weg brachten, kann das Gewerbegebiet Haidland erweitert werden.
Lutz Aufzüge musste bereits eine Lagerhalle außerhalb anmieten. "Wir wollen jetzt aber versuchen, mit den Flächen, die wir haben, auszukommen. Auch wenn es eng wird", sagt Lutz, der vorsichtig in die Zukunft planen will. Schließlich habe das umsichtige Vorausschauen das Unternehmen stets ausgemacht. "Wir hatten immer viel zu tun und mussten nie wegen Arbeitsmangels Mitarbeiter entlassen", sagt Seniorchef Hans-Jürgen Lutz.
Ein Problem, das Unternehmen im Kreis immer häufiger ansprechen: Neue Mitarbeiter finden kaum noch bezahlbaren Wohnraum. Auch WAS-Chef Leinius hört das seit Monaten zunehmend. Betroffen seien vor allem Berufsanfänger, die sich von ihren Einstiegsgehältern nur schwerlich Wohnungen leisten können. "Und dann gibt es generell viel zu wenige", sagt Leinius weiter. Das gelte nicht nur für Reinbek, auch für Ahrensburg. "Das Problem wird nicht richtig angegangen. Mittlerweile muss man ja auch fürchten, dass das Neubau-Projekt Erlenhof gar nicht mehr kommt."
Ein weiteres Problem, mit dem Stormarner Betriebe allerdings nicht alleine dastehen: der stärker werdende Fachkräfte-Mangel. Und nicht nur Monteure und Ingeniere werden gesucht wie etwa bei Lutz Aufzüge in Reinbek. Auch Hermann Wendelstadt von dem Ahrensburger Unternehmen Wieners + Wieners ist auf der Suche nach Mitarbeitern. "Für uns ist es sehr schwer, Englischlektoren zu finden", sagt der Geschäftsführer.