Trotz Konjunkturflaute zeigt sich der Arbeitsmarkt in Hochform wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr. Problem: Vermittlung von Älteren.

Kiel. Die Zahl der Arbeitslosen in Schleswig-Holstein ist auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren gesunken. 92.700 Arbeitslose waren im Oktober gemeldet und damit 3100 weniger als im Vorjahresmonat, teilte die Agentur für Arbeit am Dienstag in Kiel mit. Auch im Vergleich zum Vormonat September sank die Zahl um 1000 oder 1,1 Prozent. Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 6,4 Prozent. Im September hatte sie noch 6,5 Prozent betragen und vor einem Jahr 6,7 Prozent.

„Es gibt noch keine Bremsspuren am Arbeitsmarkt. Die Herbstbelebung hält an, und der insgesamt positive Trend setzt sich auch im Oktober fort“, sagte Margit Haupt-Koopmann, Chefin der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur. Besonders die Zahl der Arbeitslosen unter 25 sei im Vergleich zum September mit 8,8 Prozent überproportional gesunken.

Dagegen nahm die Arbeitslosigkeit bei den über 50-Jährigen im Vorjahresvergleich um 1,5 Prozentpunkte zu. Ihre Zahl liegt nun bei 28.400. „Für mich ist das ein inakzeptabler Wert, denn hinter dieser Zahl verbirgt sich ein Potenzial an Lebens- und Berufserfahrung, das die Betriebe im eigenen Interesse nutzen sollten“, sagte Haupt-Koopmann. Die Arbeitsagentur könne bei Einstellungen mit Qualifizierungen, Lohnkostenzuschüssen und Trainingsmaßnahmen helfen, betonte sie.

Nach Ansicht von Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) müssen die Betriebe erkennen, „dass insbesondere auch ältere Arbeitnehmer geeignet sind, um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken“. Im Rahmen der neuen Fachkräfteinitiative Zukunft im Norden gelte es hier noch mehr Überzeugungsarbeit zu leisten, sagte Meyer am Dienstag. Erfreut zeigte sich der Minister über die positive Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Hier entstanden im Vorjahresvergleich 1,7 Prozent oder 14.200 mehr Arbeitsplätze. „Dies zeigt, dass im Land trotz der bundesweiten Konjunkturabschwächung weiter neue Arbeitsplätze entstehen“, betonte der Minister.

Die niedrigste Arbeitslosenquote verzeichnete der Kreis Stormarn mit 3,9 Prozent (unverändert), die höchste die Stadt Flensburg mit 10,9 Prozent (September: 10,8).

Für November und Dezember erwartet Haupt-Koopmann „einen leichten, saisonal jedoch typischen Anstieg der Arbeitslosigkeit“. Insgesamt sei der Arbeitsmarkt im Norden robust.

Die im Vergleich zu Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern bisher günstigere Entwicklung in Schleswig-Holstein führt Haupt-Koopmann auf die gesunde Betriebsstruktur zurück, die klein- und mittelständisch geprägt ist. „Ein Rückgrat ist – und hier steht Schleswig-Holstein bundesweit an der Spitze – die Gesundheitswirtschaft.“ Dieser Sektor entwickle sich „weiter sehr, sehr positiv“. Auch das verarbeitende Gewerbe erweise sich als sehr robust, was aber auch für Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern gelte. „Insgesamt macht sich in Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern ein Stück weit die nachlassende wirtschaftliche Dynamik bemerkbar, für Schleswig-Holstein kann ich das noch gar nicht feststellen“, sagte Haupt-Koopmann.