Die Journalistin Elke Güldenstein soll als Nachfolgerin von Bernd Kraske ein Zukunftskonzept für Theater und Musik entwickeln.
Reinbek. Bernd Kraske geht. Elke Güldenstein kommt. Das hört sich einfach an und war doch ein mühevolles Unterfangen. Die Reinbeker Politik tat sich schwer, die Nachfolge für den Schlossleiter und Kulturmanager der Stadt zu regeln. Zwischenzeitlich war von einer Halbtagskraft die Rede. Einige Politiker lehnten eine Neubesetzung der Stelle sogar komplett ab. Nun fiel die Entscheidung für die 50 Jahre alte freie Journalistin, die seit 1991 in Reinbek lebt. Damit steht fest: Die Vollzeitstelle von Kraske, der nach 30 Jahren Ende November in den Ruhestand geht, bleibt bei vollen Bezügen erhalten.
"Ich bin fest verwurzelt mit der Stadt und gut vernetzt", sagt Elke Güldenstein, die auch die Akteure in der Reinbeker Kulturlandschaft stärker vernetzen möchte. "Und es geht mir um die Kooperation in der Metropolregion. Die Mittel für Kultur sind knapp, aber gemeinsam ist man stärker."
"Das ist ein Neuanfang", sagt Bürgermeister Axel Bärendorf. "Reinbeks Kulturszene soll ganz anders gestaltet werden. Das ist die Vorgabe der Politik. Und es muss diesen Wandel auch geben, sonst nehmen wir Schaden", fügte der Verwaltungschef hinzu - ein Hinweis auf die Kosten des Sachsenwald-Forums. Das Defizit des Theaterbetriebs belaufe sich auf 43 000 Euro. Die Stadt zahlt jährlich 300 000 Euro Miete. Weitere Ausgaben kämen dazu.
Ein Wandel diesbezüglich ist schon eingeleitet: Im Sommer 2013 wird der letzte Vorhang fallen. Allerdings läuft der Mietvertrag bis Mitte 2014. Was soll in diesem Jahr im Forum kulturell passieren? Wird es künftig in der Stadt überhaupt noch Theater geben? Und wo bleibt die Bibliothek, die im Forum untergebracht ist? Die geplante Umstrukturierung der Reinbeker Kulturszene lässt noch viele Fragen offen.
Zumindest in der zentralen Personalfrage ist Licht ins Dunkel gekommen. 102 Bewerbungen aus Deutschland und sogar aus dem europäischen Ausland waren auf die Stellenausschreibung eingegangen. Zehn Kandidaten wurden zum Gespräch geladen, unter ihnen auch Museumsleiter und Kulturmanager. Drei Bewerber kamen in die engere Auswahl. Letztlich fiel die Entscheidung für Elke Güldenstein - und das einstimmig. Bürgermeister Bärendorf: "Elke Güldenstein ist für uns die Idealbesetzung. Sie kennt die Reinbeker Verwaltung, die Politik und die Verbände. Andere hätten ein, zwei Jahre Einarbeitungszeit benötigt. So kann es sofort losgehen."
Ideen sind schon da. "Ich möchte die breite Bevölkerung ansprechen und Menschen ins Schloss holen, die noch nicht da waren", sagt die neue Schlossleiterin, die in Göttingen Germanistik, Geschichte und Spanisch studiert hat und sich an der Hamburger Universität im Bereich Kultur- und Bildungsmanagement fortgebildet hat. "Wir könnten das Schloss mehr für Familien öffnen oder das Musikangebot breiter anlegen. Bis jetzt gibt es nur Klassik. Warum nicht auch Jazz oder Blues?" Da das Sachsenwald-Forum wegfalle, müssten neue Formate entwickelt werden. Güldenstein: "Genaues kann ich noch nicht sagen. Ich muss erst tiefer einsteigen und hoffe auch eine gute Zusammenarbeit mit dem Team und auf Tipps von Bernd Kraske."
Der Neuanfang hat ein neues Vorzeichen. "Wir wollten auch jemanden fürs Marketing finden. Es geht darum, Kultur zu verkaufen und Strategien zu entwickeln, die in die Zukunft führen", sagt Bürgermeister Bärendorf. Die Wirtschaftlichkeit ist wichtig. Dass es ums Geld geht, zeigte schon die Entscheidung, die Ausgaben für das Sachsenwald-Forum zu streichen. Mit dem Zerschlagen der Reinbeker Kultur habe das jedoch nichts zu tun. "Im Gegenteil, das fördert die Kultur", lautet Bärendorfs Antwort. Er rechnet vor: 100 000 Euro zahlt die Stadt als Zuschuss ans Forum. Wenn das eingespart werde, könnte die Förderung des Schlosses - jetzt 50 000 Euro ohne Personalkosten - erhöht werden. Bärendorf: "Die Politik wird da noch was drauflegen." Und wenn nicht? Wie so viele Entscheidungen in Sachen Kultur ist auch diese noch nicht gefallen. Gute Nachricht für die drei Vollzeitkräfte des Forums: Ihre Stellen bleiben erhalten.