An der Anschlussstelle der Autobahn 1 soll ein Gewerbegebiet mit mehreren Fachmärkten entstehen. Politik berät schon am 18. Januar.
Ahrensburg. Der Teppichriese Kibek will in Ahrensburg eine Filiale bauen - auf einem drei bis vier Hektar großen Gelände an der Anschlussstelle der Autobahn 1. Dem Rathaus liegt eine Anfrage von Kibek-Chef Frank Sachau vor. Das bestätigte der Ahrensburger Bürgermeister Michael Sarach dem Abendblatt. "Das ist eine sehr interessante Anfrage", sagte er. "Teppich Kibek hat einen guten Namen, das Grundstück ist groß genug, liegt direkt an der Autobahn und ist daher gut erreichbar." Abgesehen vom Verkaufserlös und künftigen Gewerbesteuereinnahmen gebe es einen weiteren positiven Effekt. Sarach: "Die Rede ist von 100 neuen Arbeitsplätzen." Der Kibeck-Chef will außerdem einen Elektronikfachmarkt und einen weiteren Einzelhändler auf das Gelände holen. Das Investitionsvolumen soll bei 50 Millionen Euro liegen.
Sarach betont, dass nun zunächst Fragen des Lärmschutzes und der verkehrstechnischen Anbindung geklärt werden müssten. Erst wenn diese Hindernisse aus dem Weg geräumt seien, könne es weitergehen. "Wir werden das Vorhaben aber nach Kräften begleiten und sehen, ob die Ansiedlung möglich ist. Frank Sachau kennt sich ja aus mit diesen Themen. Das ist für ihn kein Neuland", sagt Sarach und spielt damit auf das jahrelange Bemühen des Kibek-Chefs an, in Barsbüttel einen Filiale zu bauen. "Wir werden auf jeden Fall im Osten Hamburgs einen Standort eröffnen", hatte Sachau noch im Januar dieses Jahres verkündet.
Der Kibek-Chef ist im Urlaub und war gestern nicht zu erreichen. Nach Aussage des Ahrensburger Verwaltungschefs setzt Sachau jedoch alle Hebel in Bewegung, um eine Lösung für den Lärmschutz und die verkehrstechnischen Probleme zu finden.
+++ Teppich Kibek will 50 Millionen Euro in Ahrensburg investieren +++
+++ Aus für zwei Gewerbegebiete +++
Im Kieler Innenministerium ist das "Ansinnen der Firma Kibek, sich an der A 1 in Ahrensburg ansiedeln zu wollen", bekannt, hieß es am Donnerstag auf Anfrage dieser Zeitung. Zum weiteren Verfahren könne man zurzeit allerdings wenig sagen. Nur soviel: Bereits zu Jahresbeginn 2012 werde es eine Vorprüfung geben, auch ein Verkehrsgutachten werde dann erstellt. Die Belange umliegender Gemeinden würden dabei selbstverständlich berücksichtigt.
Um an der Autobahn bauen zu können, müsste dort zunächst ein Gewerbegebiet ausgewiesen werden, in dem großflächiger Einzelhandel erlaubt ist. Dieses sogenannte Sondergebiet muss von der Landesplanungsbehörde in Kiel genehmigt werden, die dem Innenministerium untersteht. Allein dieser Planungsschritt dürfte mehr als ein Jahr in Anspruch nehmen.
Ahrensburgs Bürgermeister erhofft sich von der Kibek-Ansiedlung die Lösung zweier Verkehrsprobleme. "Die Anbindung des Ostrings an die Autobahn müsste verbessert werden. Vielleicht bekommen wir mit dem Kibek-Bauvorhaben eine breitere Fahrspur", sagt Sarach. Außerdem werde mit dem neuen Gewerbegebiet möglicherweise der Verkehr in Ahrensfelde und in der Siedlung Am Hagen zunehmen. "Das könnte eine Chance sein, für eine von vielen Anwohnern schon lange gewünschte Südumgehung Fördermittel zu bekommen, vom Investor und auch vom Land", sagte Sarach.
Norbert Leinius, der Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft (WAS), unterstützt das Vorhaben. "Ich finde den Standort für Stormarn ideal", sagte er auf Anfrage. "Und die Geschäfte in der Ahrensburger Innenstadt werden davon nicht berührt. Da gibt es keinen Teppichhändler. Wir sollten die Kibek-Investition nicht an Stormarn vorbeigehen lassen."
Der Ahrensburger Bauausschuss wird sich am 18. Januar mit der Kibek-Anfrage beschäftigen - unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Ausschussvorsitzender Jörg Hansen (Grüne): "Es liegt noch kein Bauantrag vor."
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WAS sichert 1091 Arbeitsplätze
Mehr Firmen, mehr Arbeitsplätze: Die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) hat auch im vergangenen Jahr dazu beigetragen, dass es den Stormarnern gut geht. Die kreiseigene Gesellschaft kauft Äcker und wandelt sie in Gewerbeflächen um. 22 Baugrundstücke hat sie in diesem Jahr an Firmen verkauft. "Dadurch wurden 1091 Arbeitsplätze neu geschaffen oder gesichert", sagte der WAS-Geschäftsführer Norbert Leinius. Ergebnis ist eine Zahl, auf die viele Kreise und Städte neidisch sein dürften: Die Arbeitslosenquote lag in Stormarn im November bei nur 3,7 Prozent.
Unter den Kunden der WAS war in diesem Jahr der Großhandel besonders stark vertreten. Von den rund 17 Hektar, die verkauft wurden, gingen gut zwölf Hektar an Großhandelsunternehmen. Dazu zählt zum Beispiel die Boltze Gruppe, die Ahrensburg verlässt und derzeit im Gewerbegebiet Braak eine neue Firmenzentrale baut. Neun Hektar hat der Geschenkehändler erworben. In Stormarns jüngstem Gewerbegebiet gibt es noch einige freie Flächen. "Aber das Interesse ist groß", sagt Leinius. "Ich vermute mal, dass es in drei Jahren voll sein wird." Zuletzt hatte sich ein Hamburger Einrichtungshaus gemeldet, das erweitern will.
Letztlich ist das ein typischer Fall. Hamburg kann vielen hansestädtischen Firmen nicht mehr bieten, was sie brauchen: Große, verkehrsgünstig gelegene Grundstücke. Deshalb blicken die Unternehmer über die Landesgrenze. Immobilienexperten bezeichnen das als "Überlaufeffekt". Gerade ist Stormarn in einem großen Gutachten zur Gewerbeflächenentwicklung attestiert worden, dass der Kreis als direkter Nachbar von diesem Überlaufeffekt besonders profitiert.
In den kommenden Jahren wird sich das fortsetzen. Leinius ist deshalb immer auf der Suche nach weiteren Grundstücken. Am besten dort, wo die Firmen auch hinwollen, also entlang der Autobahn.
Zum Beispiel nach Barsbüttel. Dort soll das Gewerbegebiet um 15 Hektar erweitert werden. Das haben die Gemeindevertreter in der vergangenen Woche beschlossen. Nun muss zunächst ein Zielabweichungsverfahren in Gang gesetzt werden - ein Planungsverfahren, für das die Landesplanungsbehörde in Kiel zuständig ist. Leinius hofft, dass die Barsbütteler Flächen angeboten werden können, wenn die Braaker Flächen allesamt verkauft sind. Auch in Hammoor werden die Gemeindevertreter noch im Januar den Beschluss fassen, im Autobahnkreuz Bargteheide eine Gewerbegebiet auszuweisen. 15 Hektar groß soll es sein. Vorgesehen ist, dass dort ein Autohof errichtet wird, der die Raststätten entlang der A 1 entlasten soll. Nachts parken Lkw dort teilweise in der zweiten Reihe. Wer keinen Platz finden, muss von der Autobahn abfahren und seinen Brummi irgendwo am Straßenrand abstellen.
Erweiterungsmöglichkeiten gibt es auch noch in Stapelfeld - südlich der Landesstraße, die Hamburg mit der A 1 verbindet. "Aber wir wollen erst einmal abwarten, was mit der Stapelfelder Müllverbrennungsanlage passiert", sagt Leinius. Ende 2016 laufen die Mülllieferverträge aus, möglicherweise wird die Anlage, die nördlich der Landesstraße steht, dann abgerissen. Die Fläche wäre frei - für neues Gewerbe.
Leinius blickt optimistisch ins neue Jahr. Den ersten Deal hat er schon unter Dach und Fach. Das Reinbeker Gastronomieunternehmen Partyrent will erweitern. 6000 Quadratmeter hat die Firma vor ein paar Tagen erworben.
Matthias Popien