Hagener Allee, Specht- und Pionierweg stehen auf Prioritätenliste. Doch der Stadt fehlt das Geld für die Sanierung. Anwohner genervt.
Ahrensburg. Alle fünf Jahre wieder fällt der strenge Blick von Thomas Wittor auf jedes Schlagloch und jeden Riss in den Ahrensburger Straßen. 2010 war Wittor wieder unterwegs und beurteilte sämtliche Straßen der Schlossstadt. Seine Erkenntnisse wurden in die Datenbank der Stadtverwaltung eingespeist. Sie soll helfen, die Übersicht zu behalten und Prognosen zu geben.
Bei jeder Beurteilung wird deshalb auch eine Prioritätenliste erstellt mit den zehn schlechtesten Straßen. Im vorherigen Bericht aus dem Jahr 2005 gehörten dazu unter anderem die Hagener Allee, der Spechtweg und der Pionierweg. Diese Straßen wurden jedoch bis jetzt nicht saniert und finden sich daher erneut auf der Negativliste.
So steht der Spechtweg mit der Note "Mangelhaft" in der Datenbank. Die Oberfläche der Fahrbahn ist übersät mit Schlaglöchern und Asphalthügeln, die von notdürftigen Flickarbeiten zeugen. Marie-Therese Lindner wohnt im Spechtweg und fährt mit ihrem Motorroller zur Schule. "Eigentlich müsste hier etwas passieren", sagt die 17-Jährige. "Andererseits fahren die Autos wegen des schlechten Zustands langsamer."
Marita Fleischer vermisst vor allem einen befestigten Bürgersteig. Die Tagesmutter sagt: "Es ist gefährlich für die Kinder, mit denen ich jeden Tag einen Spaziergang mache." Seit 1997 wohnt die 53-Jährige im Spechtweg. "Außer ein paar Ausbesserungsarbeiten ist hier seitdem nichts passiert."
Ähnlich ist die Lage in der Hagener Allee. Teilweise ist ein Fahrradweg nicht mehr erkennbar. An einigen Stellen neben den Alleebäumen fehlt der Asphalt. "Dort mit dem Rad zu fahren, ist fast lebensgefährlich", meint Renate Lembke, die häufig mit dem Fahrrad unterwegs ist. Die Rentnerin wohnt seit mehr als 20 Jahren an der Sackgasse Forsthof Hagen direkt an der Hagener Allee. "Ich verstehe aber, dass das Geld für eine Sanierung fehlt", sagt Lembke. "Außerdem müssen wir als Anwohner dann zahlen." Wenn es sich nicht um eine Durchgangsstraße handelt, kann eine Sanierung für die Anwohner teuer werden und mit einer vier- bis fünfstelligen Summe zu Buche schlagen.
Eine komplette Neuanlage der Hagener Allee wurde in der Kommunalpolitik immer wieder thematisiert. "Sie ist ganz oben auf unserer Prioritätenliste", sagt Jörg Hansen (Grüne), Vorsitzender des Bauausschusses. "Der Zustand der Straße kann eigentlich gar nicht mehr schlechter werden." Daher komme es auf ein Jahr nicht an. Eine Sanierung würde einige Millionen Euro kosten, schätzt der Ausschussvorsitzende. "Zu der Sanierung gehören auch Radwege, die Beleuchtung sowie der Tiefbau", sagt Hansen.
Doch er sagt auch: "Je länger man bei der Straßensanierung wartet, desto teurer wird es." Der Grünen-Politiker hält den Zustand der Ahrensburger Straßen aber insgesamt für "relativ gut". Das bestätigt auch Stephan Schott, Ingenieur beim Bauamt. Er würde den Straßen in der Schlossstadt im Durchschnitt die Schulnote "Befriedigend" geben. "Ahrensburg steht besser da als viele andere Städte." Zudem könne nicht immer allein von der Oberfläche auf den Zustand der Straße geschlossen werden, so Schott.
In den vergangenen Jahren hat die Stadt allerdings wenig Geld in den Bereich investiert. Nach einem Richtwert der Verwaltung müssten jedes Jahr 3,3 Kilometer des rund 130 Kilometer langen Ahrensburger Straßennetzes saniert werden. Dabei wird eine Lebensdauer pro Straße von 40 Jahren zugrunde gelegt.
In den vergangenen fünf Jahren hat die Politik jedoch nur die Erneuerung von 3,3 Kilometern beschlossen und umgesetzt. Und das Straßennetz wächst aktuell weiter. Jörg Hansen: "Das Netz wurde etwa durch das neue Wohngebiet am Ahrensburger Redder erweitert. Und auch mit dem Projekt Erlenhof wird es weiter wachsen." Im aktuellen Haushalt ist etwas mehr als eine Million Euro für Unterhaltungsmaßnahmen der Gemeindestraßen veranschlagt. Damit sei, so warnt die Verwaltung, eine "Zustandsverschlechterung der Verkehrsinfrastruktur schwer zu verhindern", wie es in der Beschlussvorlage für die nächste Sitzung des Bauausschusses heißt.
Am morgigen Mittwoch (19 Uhr, Rathaus) wird Stephan Schott die Ergebnisse des jüngsten Zustandsberichts des Ingenieurbüros Wittor vorstellen und Kommunalpolitiker sowie Öffentlichkeit über die Straßen informieren. Der Ausschuss muss dann darüber entscheiden, ob die Ergebnisse in den Haushaltsberatungen für 2012 sowie die für die mittelfristige Finanzplanung berücksichtigt werden sollen.