15 Zentimeter Neuschnee innerhalb von acht Stunden sind sicherlich keine Katastrophe. Wohl aber ist das eine Menge, die geeignet ist, den Verkehr auf all seinen Wegen empfindlich zu beeinträchtigen.
Das Wetter macht vor der Bahn nicht halt, auch nicht vor ihren neuerdings zwischen Hamburg und Lübeck eingesetzten E-Loks, die angeblich so viel zuverlässiger sein sollen als frühere Modelle mit ihren anfälligen Dieselantrieben.
Dass RE 21424 auf offener Strecke liegen blieb, ist insofern durchaus verzeihbar. Was dieser Panne bei Tremsbüttel folgte, verdient dagegen durchaus die Bezeichnung Katastrophe. Erst zwei Stunden und 15 Minuten nach dem Zwangsstopp erfuhren Polizei und der Kreis Stormarn von dem Zwischenfall auf der Bahnstrecke. Das Schlimmste daran: Die Information kam von Fahrgästen, die in größter Verzweiflung den Notruf wählten. Weil sie sich wie Gefangene fühlen mussten in der Kälte, im Dunkeln, zwischen überlaufenden Toiletten, abgeschnitten von jedweder Information. Es war ein Notruf aus einem Gefängnis, in dem die ersten Passagiere kollabierten.
Die Bahn hätte so einen Notruf ganz offensichtlich niemals abgesetzt. Selbst als die Oldesloer Rettungsleitstelle nachhakte, was denn bei Tremsbüttel eigentlich los sei, wiegelte das Unternehmen ab: Alles unproblematisch, alles im Griff.
Von wegen! Aber ein Unternehmen wie die Bahn, das nahezu nie mit positiven Nachrichten von sich reden macht, stellt die Verhinderung weiterer schlechter Publicity ganz offensichtlich weit über das Wohl ihrer Kunden. Dass die öffentliche Wirkung nun ungleich größer ist, wird die Verantwortlichen bei der Bahn hoffentlich dazu bewegen, diesen Fall lückenlos aufzuklären und Konsequenzen daraus zu ziehen. Die in solchen Fällen unweigerlich folgenden Strafanzeigen derer, die kollabierten, werden den Druck auf das Unternehmen womöglich noch erhöhen. Der Tag, an dem 15 Zentimeter Schnee fielen, er wurde in Stormarn für die Bahn zu einer Image-Katastrophe.