SPD lehnt jedoch den Vorstoß des Bildungsministers ab, acht- und neunjährige Gymnasialzeiten gleichzeitig anzubieten.
Bad Oldesloe. Nur zwei Jahre nach ihrer Einführung soll die Profiloberstufe nach Plänen des Landesbildungsministers Ekkehard Klug (FDP) in einigen Punkten wieder abgeschwächt werden. So sollen die Möglichkeiten der Fächerkombination erhöht und die Prüfungsfächer von fünf auf wieder vier reduziert werden (wir berichteten). Auch die Verkürzung der Gymnasialzeit von neun auf acht Jahre ("G8") soll zum kommenden Schuljahr korrigiert werden. Der Minister will, dass beide Modelle parallel angeboten werden. Nun äußern sich Stormarner Kreispolitiker zu der geplanten Reform der Reform.
Für Claus Brandt, den Vorsitzenden der CDU Stormarn, ist die Kurskorrektur ein Schritt in die richtige Richtung, damit an den Gymnasien wieder Ruhe einkehrt. Die Reduzierung der Prüfungsfächer und die Senkung der wöchentlichen Stundenzahl von 34 auf 32 seien "das Ergebnis der Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre", sagt Brandt. "Die zeitliche Belastung von Schülern und Lehrern wird so abgefedert. Es bleibt mehr Luft für die intensive Beschäftigung mit dem gewählten Profil."
Es seien aber weitere Schritte notwendig, um die Lehr- und Lernsituation und die Akzeptanz von G8 zu verbessern, so Brandt. Dazu gehörten unter anderem, die Unterrichtsbelastung in der Orientierungsstufe zu verringern und die Ganztagsbeschulung auf einen Tag pro Woche zu reduzieren. Außerdem müssten laut Brand zum kommenden Schuljahr 180 zusätzliche Lehrerstellen geschaffen werden. Dann könne G8 ein Erfolg und bundesweit konkurrenzfähig werden, sagt der CDU-Politiker. Eines steht für ihn schon jetzt fest: "Ein Zurück zum alten Abitur nach neun Jahren kann und wird es nicht geben."
"Die Schulreform war nicht gut, deshalb müssen wir dringend daran arbeiten", sagt auch Anita Klahn, Vorsitzende der Stormarner FDP. Die Profiloberstufe biete den Jugendlichen zu wenige Möglichkeiten, sich gemäß ihren Interessen zu spezialisieren. "Es nützt doch keinem Schüler etwas, wenn er irgendein Profil wählt, das seine Schule zufällig anbietet", sagt Klahn. "Die Verbesserungen müssen jetzt wesentlich differenzierter angegangen werden." So sei es sinnvoll, wenn die Stundenzahl für die Kernfächer aufgestockt würde. "Dann können sich die Schüler wieder auf ihre Kerninteressen und ihre Prüfungsfächer konzentrieren." Die Reform der Reform bringe aber auch Probleme mit sich, zum Beispiel die erneute Anpassung der Unterrichtsräume. Die müssten statt für die Klassenverbände der Profiloberstufe nun wieder für kleinere Lerngruppen geeignet sein. Klahn: "Das ist eine Rolle rückwärts." In Bezug auf die Änderungen bei G8 weist sie darauf hin, dass die Gesamtstundenzahl bis zum Abitur nicht ohne weiteres verringert werden könne, weil der Abschluss dann nicht bundesweit anerkannt sei. "Deshalb dauert es wohl noch etwas, bis G8 in einem anderen Zeitumfang angeboten werden kann." Dass Änderungen nötig seien, bezweifelt sie jedoch nicht. "Zurzeit stehen viele G8-Kinder unter einem extremen Leistungsdruck", sagt Klahn. Die Reform sei trotzdem richtig gewesen. "Wir halten daran fest, G8 auf den Weg zu bringen", sagt die Politikerin. Aber Eltern und Schüler müssen die Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 haben. Beide Angebote müssten in zumutbarer Entfernung erreichbar sein."
Aus Sicht des SPD-Kreisvorsitzenden Martin Habersaat ist es wichtig, die Profiloberstufe zu einem differenzierten Kurssystem weiterzuentwickeln. "Der Bildungsminister geht in einigen Punkten denselben Weg, indem er mehr Wahlmöglichkeiten schafft und den Prüfungsdruck reduziert", sagt Habersaat. "Allerdings würden zu viele und zu kleine Kurse zu Raumproblemen in den Schulen führen und auch zu viele Lehrkräfte binden." Gerade seien in vielen Schulen die Räumlichkeiten der neuen Profiloberstufe angepasst worden. "Jetzt werden wieder Umbauten nötig", sagt Habersaat. "Im Interesse der Schulen und Schulträger halte ich auch in Schleswig-Holstein einen 'Schulfrieden' für geboten, ähnlich dem, auf den sich alle Parteien gerade in Hamburg geeinigt haben." Den Weg, acht- und neunjährige Gymnasien gleichzeitig anzubieten, will die Stormarner SPD nicht mitgehen. "Wir lehnen es ab, das Schulsystem erneut kompliziert und damit undurchsichtig zu gestalten, indem drei Formen von Gymnasien eingeführt werden: solche mit G8, solche mit G9 und solche mit einer Kombination." Denn dann müssten zwangsläufig Lehrerstellen und andere Ressourcen aus anderen Schulen in die Gymnasien umgeleitet werden. Das Ministerium müsse vielmehr ein Konzept entwickeln, um in den Lehrplänen über die gesamte Schulzeit Entlastungen einzuarbeiten. Die Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 hätten die Schüler im Land trotzdem, so Martin Habersaat. "Die Gemeinschaftsschule führt in neun Jahren zum Abitur, das Gymnasium in acht Jahren."