“Ich bin hier genauso aufgeregt wie bei den anderen Premieren“, sagt David Kross. Spätestens seit er in dem Film “Der Vorleser“ mit Kate Winslet vor der Kamera stand und auf der Berlinale als “Shooting Star“ geehrt wurde, ist der talentierte Jungschauspieler auch außerhalb Deutschlands bekannt.
Bargteheide. In der vergangenen Woche hat er seinen neuen Film bereits in Hamburg und Berlin vorgestellt. Am Sonntag früh flog er nach Madrid, dann nach Wien und Zürich.
David Kross ist müde. Trotzdem nimmt er sich Zeit für ein Gespräch. "Das Tolle an meinem Beruf ist, dass ich viel reisen kann", sagt der 19-Jährige. "Ich komme an Orte, die ich sonst nicht sehen würde." So wie Kambodscha, wo "Same Same But Different" gedreht wurde. "Da ist es wuselig und laut", sagt David Kross. Er bekam einen Einblick in ein ihm bis dahin unbekanntes Land. "Das war manchmal ziemlich traurig." Zum Beispiel, als das Team auf einer Müllkippe drehte. "Dort haben Menschen gelebt, gegessen und gespielt. Das war ein sehr emotionaler Drehtag." Aber es gab auch viele schöne Momente, erzählt der Schauspieler. So wie der Besuch in der berühmten Tempelanlage Angkor Wat. "Der Film spielt gar nicht dort. Aber wir wollten unbedingt dahin. Also haben wir das mit den Proben verbunden." Die Erlebnisse hat er vor allem in seinem Kopf gespeichert. "Ich bin leider wahnsinnig schlecht mit Fotos", erzählt er und lacht. "Ich komme nie dazu, sondern gucke immer eher." Das ist wohl der Blick mit den großen Augen, den Detlev Buck an David Kross so schätzt. "Wenn ich einen Film drehe, dann bin ich mit dem Kopf ganz bei der Geschichte und bei den Leuten", sagt David Kross.
Trotzdem habe er manchmal Heimweh. "Heimweh bedeutet ja auch, dass man das, was man erlebt, mit anderen Menschen teilen will, mit der Familie oder den Freunden." Zum Glück gebe es dafür heutzutage Skype, sodass er über das Internet immer Kontakt zu seiner Familie und Freunden halten kann. "Aber manche Dinge kann man nicht in Worte fassen", sagt David Kross. "Deshalb war es sehr schön, dass mein größerer Bruder mich in Kambodscha besucht hat und erlebte, wie es dort wirklich ist."
In dem Film spielt David Kross den Rucksackreisenden Ben, der sich auf einer Asienreise in die Kambodschanerin Sreykeo verliebt. Sie arbeitet als Prostituierte und ist HIV-positiv. Trotzdem hält Ben zu seiner Freundin, kämpft um die Beziehung. "Die Geschichte hat mich fasziniert", sagt David Kross. Anfangs sei es zwar schwierig gewesen, zu der thailändischen Hauptdarstellerin Apinya Sakuljaroensuk eine echte Freundschaft aufzubauen, erzählt David Kross. "Als es dann mit der Sprache besser klappte, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Denn der ganze Film basiert darauf, was zwischen den beiden vor sich geht. So eine Liebesgeschichte hatte ich noch nicht gemacht." Die wahre Geschichte, die hinter dem Film steckt, hat David Kross, der zurzeit keine Freundin hat, besonders beeindruckt. "Es berührt mich, dass es das Paar wirklich gibt." Bei den Dreharbeiten habe er sich gefragt, ob er selbst so reagieren würde wie Ben. "Würde ich das genauso durchziehen, wenn ich meine große Liebe träfe? Ich weiß es nicht, ich bin noch nie in so einer Situation gewesen."
Hat er denn schon mal etwas geschafft, das er sich vorher nicht zugetraut hatte? David Kross fährt sich mit der Hand durch die Haare. Das macht er fast jedes Mal, wenn er über eine Antwort nachdenkt. "Beim Film ist es immer ein bisschen so, dass man eine Herausforderung meistern muss", sagt er dann. Sein Ziel sei es deshalb auch, dass er nach jedem Film sagen könnte: "Ich bin über mich hinausgewachsen."
Für die Dreharbeiten zum "Vorleser" habe er richtig Englisch lernen müssen, erzählt der ehemalige Eckhorst-Schüler, der sein Schauspielstudium in London nach einem Semester abgebrochen hat. Aber auch die Dreharbeiten zu "Same Same But Different", "Krabat" oder "Knallhart" hätten ihn geprägt. "Ich musste bis jetzt immer über eine gewisse Angst hinwegkommen. Ich glaube aber, dass das eine gute Sache für den Film ist. Man darf sich nicht zu sicher fühlen."
Sein Beruf habe viele schöne Seiten, sagt David Kross. Reisen, Menschen kennenlernen, interessante Geschichten lesen. Aber es gebe auch nicht so schöne Aspekte. Zwar könne er noch ein normales Leben führen, sagt der Schauspieler, der zurzeit wieder bei seinen Eltern in Bargteheide wohnt. "Aber wenn man eine öffentliche Person ist, muss man lernen, damit umzugehen. Das ist manchmal schwierig."