Eine Schweizer Delegation hat die Großhansdorfer Park-Klinik Manhagen besucht. Die aus verschiedenen Kantonen angereisten Krankenhauschefs wollten vom Management-Wissen ihrer Stormarner Kollegen profitieren.

Großhansdorf. Thema des Seminars: das DRG-System, das bis 2012 in der Schweiz eingeführt werden soll. Die Deutschen haben in diesem Bereich die Nase vorn: Hier gilt das pauschale Abrechnungssystem mit den Krankenkassen bereits seit 2004.

Die Park-Klinik war für das Fortbildungsseminar ausgewählt worden, weil sie an der Entwicklung des Abrechnungssystems erheblichen Anteil hatte. "DRG steht für Diagnosis Related Group. Aber letztlich handelt es sich dabei um das, was man früher Fallpauschalen genannt hat", sagt Jan Zabel, der Leiter der Park-Klinik. Die hatte bei ihrer Gründung vor 19 Jahren eine Vorreiterrolle übernommen und als erstes Krankenhaus in Deutschland das System der Pauschal-Bezahlung für eine Behandlung eingeführt. Mittlerweile ist diese Art der Abrechnung mit den Krankenkassen bundesweit bindend. Die Park-Klinik gehört auch zu den fallzahlstärksten Krankenhäusern in Deutschland: Im vergangenen Jahr zählte die Großhansdorfer Klinik 16 869 Fälle.

"Früher lief es im Krankenhaus wie im Hotelbereich. Ein Tag kostete 400 Euro. Je länger der Patient verweilte, umso mehr hat das Krankenhaus verdient", sagt Christian Rotering, Geschäftsführer und Partner der Betreibergesellschaft der Großhansdorfer Klinik. Deswegen seien die Krankenhäuser von der Änderung auch nicht gerade begeistert gewesen. Jetzt gilt: Die Krankenkassen zahlen für eine bestimmte Operation nur das, was vorher festgelegt wurde - egal wie lange der Patient dann tatsächlich behandelt wird. Rotering: "Das birgt natürlich auch ein unternehmerisches Risiko und kann auch mal schief gehen. Aber in der großen Summe funktioniert's. Wir haben mittlerweile Sicherheit gewonnen."

Die Schweizer Kollegen stehen im Vergleich dazu ganz am Anfang. "Da gibt es natürlich viele Ängste. Neues löst immer Unsicherheit aus", sagt Willy Oggier aus Küsnacht, der als Gesundheitsökonom den Kontakt der Schweizer Chefärzte mit der Großhansdorfer Park-Klinik hergestellt hatte. Für den Ablauf der Besuchsreise der Schweizer war Peter Rowohlt von der DAK zuständig: "Solche Seminare in Deutschland zu organisieren, gehört inzwischen zum Standardprogramm. Die Polen sind bereits dem deutschen Modell gefolgt, jetzt kommt die Schweiz."

Es herrsche gegenüber dem DRG-System "Skepsis mit einer positiven Grundhaltung", meint Willy Oggier: "Aber die Deutschen machen alles sehr gründlich. Da werden viele erkennen, welche Verbesserungen das System bringt. Vor allem mehr Transparenz. Meine Frau ist Deutsche. Ich darf dieses positive Vorurteil pflegen." In puncto Verweildauer ist die Schweiz den Deutschen allerdings schon um eine Nuance voraus: Im Schnitt bleiben die Patienten 8,1 Tage im Krankenhaus. In Deutschland sind es 8,3 Tage.