Bis zu 65 Kündigungen im Gespräch. Gewerkschaft appelliert an Verantwortung. Arbeitsagentur sieht erste Signale der Entspannung.

Ahrensburg

Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise planen die ersten Stormarner Unternehmen Entlassungen in erheblichem Umfang. Die Basler AG in Ahrensburg will 20 bis 25 Mitarbeitern betriebsbedingt kündigen, wie Vorstandschef Dietmar Ley der Stormarn-Ausgabe des Abendblattes bestätigt hat. Das sind bis zu zehn Prozent der Arbeitsplätze in der Basler-Zentrale im Gewerbegebiet Nord. Und die ebenfalls in Ahrensburg ansässige BeA Deutschland bereitet nach Informationen der IG Metall den Abbau von 40 der zurzeit 150 Stellen in Ahrensburg vor. Das wäre bereits die zweite Massenentlassung an der Bogenstraße: Bereits im November hat BeA Gewerkschaftsangaben zufolge 30 Jobs gestrichen. Die Geschäftsführung hält sich unterdessen bedeckt. Vorstand Tobias Fischer-Zernin sagte gestern Nachmittag auf Anfrage: "Dazu möchte ich mich nicht äußern. Das Thema gehört nicht in die Zeitung."

Die Entlassungen bei Basler liegen in einem dramatischen Rückgang bei Umsatz und Auftragseingängen begründet. Aus dem gestern veröffentlichten Quartalsbericht des Unternehmens geht hervor, dass der Umsatz in den ersten drei Monaten dieses Jahres mit acht Millionen Euro um 34 Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums gelegen hat. Das Volumen der Auftragseingänge ist im selben Zeitraum um 70 Prozent auf sieben Millionen Euro gesunken. "Wie erwartet, hat sich die weltweite Rezession erheblich negativ auf unsere Kennzahlen ausgewirkt", sagt Vorstandschef Ley.

Seit Anfang des Jahres sei bei Basler ein umfangreiches Paket von "Kostensenkungsmaßnahmen" in Kraft. Ley: "Wir haben Mitarbeiter in der Produktion und den angrenzenden Abteilungen in Kurzarbeit geschickt, wir haben Mitarbeitern Teilzeitarbeit angeboten, das Management hat Gehaltsverzichte akzeptiert." Aber all das reiche nicht aus. "Wir reden jetzt über feste, unbefristete Stellen", sagt Ley.

Er lehnt einen weiteren Ausbau der Kurzarbeit - zurzeit liege sie zwischen 20 und 40 Prozent - ab. "Kurzarbeit ist letztlich eine Wette. Man geht davon aus, dass die Lage besser wird. Doch wenn dieser Umstand später eintritt oder geringer ausfällt als erwartet, laufen die Kosten davon."

Die Mitarbeiter sind in der vergangenen Woche informiert worden. Die Kündigungen sollen im Juni verschickt werden. Die Betriebsratsvorsitzende Dorothea Brandes sagt: "Das schmerzt sehr. Der eine oder andere schläft nicht mehr gut. Schließlich stecken da Existenzen von Familien hinter. Andererseits müssen wir mit dem Unternehmen die Fahrt durch den Nebel schaffen."

Bei BeA, dem Hersteller von Druckluftnaglern und Befestigungsmitteln, stellt sich die Situation offenbar anders dar. Meike Lüdemann, Geschäftsführerin der IG-Metall-Verwaltungsstelle Bergedorf, sagt: "Dort soll ein wesentlicher Teil der Produktion abgebaut werden." Statt in Ahrensburg zu produzieren, wolle das Unternehmen ihrer Kenntnis nach künftig fertige Komponenten aus dem Ausland einführen.

Lüdemann fordert Stormarns Firmenchefs auf, weiterhin auf das Instrument Kurzarbeit zu setzen, statt Mitarbeiter zu entlassen und Abteilungen zu schließen. "Jedes Unternehmen, das jetzt die Reißleine zieht, verschärft die Krise", sagt sie, "Chefs müssen zwar an ihren eigenen Betrieb denken, aber auch die Volkswirtschaft im Auge haben."

Unterdessen sinkt die Zahl der bei der Arbeitsagentur in Bad Oldesloe eingehenden Anmeldungen für Kurzarbeit. Heute veröffentlicht die Behörde aktuelle Zahlen. Klaus Faust von der Geschäftsführung sagt: "Die ersten Firmen denken sogar schon darüber nach, die Kurzarbeit zu reduzieren oder einzustellen, weil sich die Auftragslage bessert." Es gebe "erste Signale, dass es langsam wieder bergauf geht".