28 Prozent der Bäume in Stormarn sind kaum zu retten. Kiefern und Fichten geht es noch schlechter als im Vorjahr. Buchen und Eichen haben sich dagegen etwas erholt.

Trittau. Dem Wald in Stormarn geht es etwas besser. Das ist die Kernaussage des neuen Waldzustandsberichts, der jetzt erschienen ist. Zur Entwarnung besteht aber kein Anlass. Nach wie vor sind zwei Drittel aller Bäume geschädigt. 28 Prozent werden in die Schadstufen zwei bis vier eingeordnet: Sie weisen deutliche Schäden auf, ihre Chancen aufs Überleben sind damit nur sehr gering. Während sich der Zustand der Buchen klar und der der Eichen leicht verbessert hat, sind Kiefer und Fichte schlechter dran als im Vorjahr.

"Die Bäume leiden noch immer unter den Folgen der großen Trockenheit im Jahr 2003", sagt Landesinventurleiter Rene Rudolphi vom Landwirtschaftsministerium. Bis sich die Äste und die Blattmasse nach solchem Stress wieder vollständig erneuerten, gingen fünf bis sieben Jahre ins Land. "Das ist mit einer menschlichen Lunge vergleichbar", sagt der Forstexperte.

Der Waldzustand wird in einem Raster von zwei mal zwei Kilometern erhoben. "Dort sind Messpunkte, an denen jeweils 24 Bäume genau unter die Lupe genommen werden", sagt Förster Michael Hansen aus der Hahnheide. Speziell geschulte Fachleute begutachten dabei vor allem die Baumkronen. An einigen Punkten wird auch in der Hahnheide der Zustand so überprüft.

Die Erholung der am stärksten geschädigten Baumart Buche fällt besonders auf. Der Anteil mit deutlichen Schäden ging von 49 auf 28 Prozent zurück. Bei den Kiefern verdoppelte er sich hingegen von vier auf acht Prozent. Bei den Eichen gibt es einen Rückgang um vier Punkte auf 27 Prozent. Bei den sonstigen Baumarten stieg der stark geschädigte Anteil von 16 auf 26 Prozent. Die Situation ist also nach wie vor kritisch.

Dabei steht der Südosten Schleswig-Holsteins noch am besten da. Im Norden und Westen des Landes sind die Bäume stärker geschädigt. Der Südosten und damit Stormarn liegt hier fünf Prozent unter dem Landesschnitt und hat auch die meisten gesunden Bäume. "Das liegt an dem höheren Anteil von Laubbäumen im Südosten", sagt Rudolphi. Während hier zwei Drittel des Waldes aus Laubbäumen bestehen, sind es weiter nördlich nur etwa 50 Prozent.

Es sind viele Faktoren, die dem Wald zusetzen. Saurer Regen, Stickstoffeinträge aus Landwirtschaft und Verkehr und der unter dem Einfluss von Sonnenlicht gebildete Sommersmog schädigen die Pflanzen direkt. Auch indirekt verursachen sie eine Versauerung der Böden und die Auswaschung von Nährstoffen. Die Politik zur Luftreinhaltung zeigt durchaus Erfolge. Der Ausstoß von Schwefeldioxid ist deutlich und der von Stickoxiden spürbar zurückgegangen. Der Anteil von Ammonium-Stickstoffverbindungen ist jedoch nahezu gleich geblieben. Sie stammen vor allem aus der Viehhaltung und aus dem Eintrag von Dünger und Gülle auf die Felder. Von dort entweicht das Gas in die Luft.

Ein Zeichen, dass es um die Bäume nicht gut bestellt ist, ist die Häufung von Mastjahren. Darunter versteht man die Jahre in denen die Laubbäume wie Eiche und Buche verstärkt Samen produzieren. "Früher gab es alle fünf bis sechs Jahre ein Mastjahr", sagt Hansen, "heute gibt es alle zwei oder drei Jahre eins." Durch vermehrte Samenproduktion versuchen die Bäume, ihre Art unter dem Umweltstress am Leben zu erhalten. "2007 war das letzte Mastjahr, und 2009 könnte wieder eines werden", sagt Hansen. Anzeichen dafür sind die dicken Knospen in den Buchenkronen, die voraussichtlich im Sommer Blüten bilden werden. "Die Öffentlichkeit nimmt die Waldschäden heute kaum noch wahr", bedauert Hansen, "die Klimadiskussion hat das Problem inzwischen komplett überlagert."