Bargteheide hat sogar zehn Millionen Euro in der Rücklage. In Reinfeld hat der Bau der Gesamtschule das Minus nach oben getrieben.

Ahrensburg. Während auf Bundesebene über eine Schuldenbremse debattiert wird, geht auf kommunaler Ebene das Leben auf Pump munter weiter. Nach einer Umfrage der Ahrensburger Zeitung unter den Stormarner Städten und Gemeinden mit mehr als 4000 Einwohnern rechnen fünf Kommunen für dieses Jahr mit einer wachsenden Verschuldung, nur vier bauen Schulden ab. Bei drei Kommunen gibt es voraussichtlich keine Veränderungen.

Negativer Spitzenreiter im Kreis Stormarn ist Reinfeld. Mit 1476 Euro pro Einwohner stand die Stadt Ende 2008 in der Kreide. Im Jahr 2007 waren es nur 97 Euro. Die Erklärung für den schwindelerregenden Anstieg: Der Neubau der kooperativen Gesamtschule kostete die Stadt inklusive Finanzierung rund 9,8 Millionen Euro. Hans-Peter Lippardt (CDU), Reinfelds Bürgervorsteher, ist der Ansicht, dass es gut angelegtes Geld ist. "Wir sind in Reinfeld jahrelang nicht weitergekommen, weil wir im Rathaus nur Pessimisten sitzen hatten", sagt er. "Jetzt können wir endlich anbieten, wonach uns Investoren immer gefragt haben: Ja, man kann in Reinfeld das Abitur machen."

Die hohe Verschuldung mache ihm keine Sorgen. "Unser Haushalt ist ausgeglichen", sagt er. Es sei auch noch Geld da, um den kommunalen Eigenanteil für Maßnahmen aus dem Konjunkturpaket zu finanzieren. Allerdings wolle man nicht die vollen 25 Prozent tragen, sondern nur einen reduzierten Teil - "wegen Bedürftigkeit", so Lippardt.

Für Bargteheide kommt das sicher nicht in Frage: Die Stadt ist seit 2007 schuldenfrei - und damit zusammen mit Oststeinbek Musterschüler im Kreis. "Wir haben einen hervorragenden Mix an Firmen, da haben wir wirklich Glück", sagte Bargteheides Bürgermeister Henning Görtz. Folge: hohe Gewerbesteuereinnahmen. Ein Zweites kommt hinzu. "Wir haben von Anfang an die Grundstücksvermarktung selbst gemacht - ohne Investoren und weitestgehend ohne Makler", so Görtz. Alle Erträge wandern in die Stadtkasse. Diese Quelle wird irgendwann versiegen - man kann schließlich nicht endlos Baugebiete ausweisen. Doch vorerst ist die Lage noch rosig. Bargteheide hat nicht nur keine Schulden, sondern ein mit zehn Millionen Euro prall gefülltes Sparkonto. "Andere Kommunen müssen Zinsen für ihre Kredite zahlen, wir bekommen Zinsen fürs Guthaben", sagt der Bürgermeister.

Verbessert hat sich die finanzielle Situation in Barsbüttel. Die Gemeinde wies im Jahr 2006 die höchste Verschuldung in Stormarn auf, ja sogar die höchste Pro-Kopf-Verschuldung aller schleswig-holsteinischen kreisangehörigen Kommunen mit mehr als 10 000 Einwohnern. Damals waren es 1406 Euro, heute sind es 854 Euro. Ende 2009 sollen es 895 Euro sein. Zu der seit Entwicklung haben unter anderem erfreulich hohe Gewerbesteuereinnahmen geführt. So schnell kann sich das Blatt also wenden.

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Wo immer man als Stormarner auch wohnt: Gänzlich schuldenfrei ist natürlich niemand - selbst der Bargteheider nicht. Denn der Kreis Stormarn hat natürlich auch noch Schulden - ganz abgesehen vom Land und Bund. Jeder Stormarner ist mit 189 Euro pro Kopf belastet. Aber der Kreis ist auf dem richtigen Kurs. 2007 waren es noch 220 Euro pro Kopf, Ende 2009 sollen es 172 Euro sein.