Bargteheide/Bad Segeberg. Männer flüchten mit deutlich über Tempo 200 und bauen mehrere Unfälle. Bei der Festnahme machen Beamte überraschende Entdeckung.
Die Polizei hat in Schackendorf bei Bad Segeberg zwei mutmaßliche Menschenschleuser festgenommen. Die beiden Männer, ein 34-Jähriger und ein 28-Jähriger aus dem Irak, hatten sich zuvor mit mehreren Streifenwagen eine lebensgefährliche Verfolgungsjagd durch die Kreise Stormarn und Segeberg geliefert.
Wie die Staatsanwaltschaft und die Bundespolizei in Kiel jetzt informierten, kam es bereits am Montag, 4. September, zu der spektakulären Festnahme. Demnach waren die Männer mit einem 5er-BMW mit britischem Kennzeichen auf der A1 in Richtung Lübeck unterwegs, als das Auto gegen 10.55 Uhr ins Visier einer Zivilstreife der Gemeinsamen Fahndungsgruppe Schengen Süd (GFGS) geriet.
Nach Verfolgungsjagd auf A21: Polizei nimmt zwei Schleuser fest
Noch bevor die Polizisten den BMW kontrollieren konnten, fuhr dieser am Autobahnkreuz Bargteheide ab auf die A21 in Richtung Kiel. Die Beamten folgten dem Wagen und gaben sich kurz hinter der Anschlussstelle Tremsbüttel als Polizei zu erkennen. Der Streifenwagen setzte sich vor den BMW.
Anstatt dem Polizeifahrzeug zu folgen, beschleunigte der Fahrer des BMW stark, überholte die Streife und versuchte, mit deutlich über 200 km/h zu flüchten. Die Polizisten nahmen mit Blaulicht und Martinshorn die Verfolgung auf.
Entgegenkommende Fahrzeuge müssen mit Notmanövern ausweichen
Während der Flucht seien die Männer äußerst skrupellos vorgegangen, hätten keine Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer genommen und bewusst Menschenleben aufs Spiel gesetzt, sagt Michael Hiebert, Sprecher der Bundespolizei Kiel. Mehrfach hätten sie die Vorfahrtsregeln missachtet. Entgegenkommende Fahrzeuge hätten Notmanöver einleiten, stark abbremsen und ausweichen müssen, um Zusammenstöße zu vermeiden.
An der Anschlussstelle Bad Segeberg Nord verließ der BMW die A21 und bog auf die B206 Richtung Bad Segeberg ab. Als in Höhe des Abzweigers Schackendorf Streifenwagen der Landespolizei aus Bad Segeberg die B206 versperrten, setzen die Männer ihre Flucht nach Schackendorf über die Hauptstraße fort. Im Bereich einer Baustelle kollidierte der BMW mit einem VW Tiguan auf der Gegenfahrbahn und fuhr anschließend auf einen vor ihm fahrenden VW Golf auf.
Auf der Rückbank entdecken beamte vier Männer aus dem Irak
In dem Moment konnte die Polizei die Flucht beenden. Die Iraker schlossen sich zunächst im Auto ein und öffneten erst nach mehrmaliger Aufforderung. Fahrer und Beifahrer wurden zu Boden gebracht. Beide wurden positiv auf Drogen getestet.
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„Hinzukommende Kräfte der Landespolizei Bad Segeberg konnten zur Überraschung aller noch vier weitere total verängstigte Männer auf der Rückbank des Fluchtfahrzeugs feststellen“, sagt Hiebert. Diese seien zuvor aufgrund abgedunkelter Scheiben nicht zu sehen gewesen.
Amtsgericht Neumünster erlässt Haftbefehl gegen Fahrer und Beifahrer
Es handelte sich um vier Iraker im Alter von 18 bis 27 Jahren. Die Männer gaben an, den Fahrer mehrfach zum Anhalten aufgefordert zu haben. Doch dieser und sein Beifahrer hätten mit Gewalt gedroht, falls sie sich nicht ruhig verhielten.
Bei der Feststellung der Personalien habe sich der Verdacht eines Schleuserdeliktes erhärtet, so Hiebert. Der 34-Jährige und der 28-Jährige seien deshalb für weitere Ermittlungen an die Bundespolizei in Kiel übergeben worden. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Kiel erließ der Haftrichter des Amtsgerichtes Neumünster Haftbefehl.
Geschleuste an Landesamt für Flüchtlinge in Neumünster überstellt
Die anderen vier Insassen seien zunächst in Lübeck befragt und anschließend an das Landesamt für Zuwanderung und Flüchtlinge in Neumünster überstellt worden. Gegen den Fahrer und den Beifahrer wird wegen Schleusung und diverser Verkehrsdelikte ermittelt.
Staatsanwaltschaft und Bundespolizei suchen Zeugen, die die Verfolgungsjagd beobachtet haben oder dadurch gefährdet wurden. Hinweise nehmen die Bundespolizei Kiel unter Telefon 0431/98 07 12 10 und jede andere Polizeidienststelle entgegen.