Ahrensburg. BUND-Ortsgruppe fordert naturverträglichere Lösung. Stadt bereitet Einwohnerversammlung zu Gleisen und Lärmschutzwänden vor.
Die Stadt Ahrensburg hat für die Einwohnerversammlung zum Bau der S-Bahn-Linie 4 mehrere Termine reserviert. Die Infoveranstaltung zu Themen wie Lärmschutzwänden, neuen Bahnsteigen und Brücken könnte am Dienstag oder Mittwoch, 27./28. Juni, oder am Montag/Dienstag, 3. und 4. Juli, abgehalten werden. „Wir brauchen einen großen Raum und fachkundige Referenten, deshalb haben wir die Termine jetzt schon geblockt“, sagte Bürgermeister Eckart Boege bei der Stadtverordnetenversammlung. Die beschloss einstimmig auf Antrag sämtlicher Fraktionen (CDU, Grüne, SPD, FDP, Linke und Wählergemeinschaft WAB), die Versammlung möglichst schnell nach Eröffnung des Planfeststellungsverfahrens einzuberufen.
Der Planfeststellungsabschnitt (PFA) 3 umfasst die etwa acht Kilometer lange Bahnstrecke von der Hamburger Landesgrenze bis Delingsdorf. Die Deutsche Bahn AG (DB) hatte die Auslegung mehrfach verschoben und zuletzt das zweite Quartal dieses Jahres anvisiert. Der genaue Zeitpunkt steht nicht fest. „Wir befinden uns dazu noch im Austausch mit den Anhörungsbehörden“, sagt Peter Mantik, Bahnsprecher für Großprojekte.
S 4 soll vom Hauptbahnhof nach Ahrensburg im Zehn-Minuten-Takt fahren
„Es ist sinnvoll, die Offenlegung abzuwarten, weil wir uns erst dann mit der genauen Faktenlage beschäftigen können“, sagte der Stadtverordnete Benjamin Stukenberg (Grüne). Beispiele seien die Länge und Höhe von Lärmschutzwänden oder die genaue Gestaltung von Brücken. In dem Verfahren könnten die Ahrensburger dann ihre Vorschläge einbringen. „Das ist das, was wir beeinflussen können“, so Stukenberg.
Die S 4 soll 2029 von Bad Oldesloe über Bargteheide und Ahrensburg bis zum Hamburger Hauptbahnhof und Altona fahren. Die jüngste Schätzung der Gesamtkosten lag bei 1,85 Milliarden Euro. Rund 84 Prozent übernimmt der Bund. Den Rest zahlen die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein. Werktäglich sind voraussichtlich 100.000 Menschen auf der Linie unterwegs. In der Hauptverkehrszeit fahren die Züge bis Ahrensburg im Zehn-Minuten- und bis Bargteheide im 20-Minuten-Takt.
Naturschützer bemängeln Brückenbau und Baustraßen
Bis zum Ahrensburger Regionalbahnhof werden zwei neue Gleise verlegt, bis zur Station Gartenholz ein Gleis. Beide Bahnhöfe werden umgebaut. Zudem bekommt die Stadt eine zusätzliche S-Bahn-Haltestelle auf Höhe des U-Bahnhofs West. Viel Kritik gab’s bereits an bis zu sechs Meter hohen Lärmschutzwänden. Diese würden den Ort zerteilen.
Für den Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Ahrensburg ist die S 4 ein wichtiger Schritt zur klimagerechten Mobilität der Zukunft, er hat aber bereits jetzt zwei massive Kritikpunkte entdeckt: Zum einen ist es die neue Brücke in Höhe des Übungsplatzes vom Gebrauchshundesportverein Ahrensburg, zum anderen sind es die Baustraßen für die Lärmschutzwände. Die BUND-Ortsgruppe stellt dem eigene Ideen für eine möglichst naturverträgliche Umsetzung des Projekts entgegen.
BUND schlägt Wildtiertunnel unter Bahndamm und Straße vor
Die neue, etwa 24 Meter lange und 7,80 Meter breite Straßenbrücke ersetzt die jetzigen Bahnübergänge Kuhlenmoorweg (zum Baustoffhandel Brinckmann) und Grävinghorst. Letzterer führt zu einem einzelnen bewohnten Haus und ins Naturschutzgebiet Tunneltal. Um das Gebäude erreichen zu können, ist eine sechs Meter breite Straße vorgesehen, zudem eine Verbindung zum Moorwanderweg. „Das zieht mehr Menschen und Verkehr ins Tunneltal und läuft dem Naturschutz zuwider“, sagt BUND-Sprecher Markus Kilian. Es sollte eine Lösung zu finden sein, die die Interessen des Hauseigentümers berücksichtigt, aber Brücke und Straße überflüssig macht.
Um die Lärmschutzwände aufzustellen, seien massive Baustraßen auf der Seite des Naturschutzgebiets geplant. „Diese Baustraßen lehnen wir ab, da die sehr wichtigen Lärmschutzwände auch vom Gleis aus oder von der Baustraße im Westen der Gleise errichtet werden können“, sagt Kilian. Die Vereinigung schlägt vor, den S-4-Bau zu nutzen, um unter dem Bahndamm sowie unter der Hamburger Straße eine wildtiergerechte Unterführung zur Vernetzung der Wulfsdorfer Biotope zu schaffen. Diese Verbindung vom Tunneltal zum Bredenbeker Teich sei auch im Flächennutzungsplan der Stadt vorgesehen.
„Die Umsetzung muss jetzt erfolgen, denn die Planung der Bahn für vier neue Gleise würde die bisherige Barrierewirkung von Bahndamm und Straße massiv verstärken“, sagt Markus Kilian. Laut Gutachten reiche ein Tunnel von 1,50 Meter Höhe und drei Meter Breite für den Fischotter aus. Auch für Kammmolche und anderen Kleintiere werde die Wanderung erleichtert. Und die Bahn habe die Chance auf ein Vorzeigeprojekt.