Großhansdorf. Peter Wüst ist im Alter von 77 Jahren verstorben. Er hat die Medienlandschaft im Norden mit Bildern und Reportagen geprägt.

Er war jahrzehntelang nahezu rund um die Uhr im Einsatz und hatte dabei immer eine Mission: die Geschichte, die er gerade im Kopf hatte, die er erzählen wollte und musste. Die Fotokamera umgehängt, die Videokamera auf der rechten Schulter, oft eine kleine Wollmütze auf dem Kopf, ernst und doch freundlich der Blick. So kannten wir unseren Kollegen Peter Wüst.

Nun ist er, der schon zu Lebzeiten zu Recht als Reporter-Legende bezeichnet worden ist, im Alter von 77 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben.

Ich bin seit 33 Jahren journalistisch tätig und hatte gerade während meiner Zeit als Polizeireporter beim Hamburger Abendblatt im Kreis Stormarn in den 90er-Jahren viel mit Peter Wüst zu tun. Mitunter war er schneller am Einsatzort als die Polizei und die Rettungskräfte. Als der Polizeifunk noch analog war, kam das schon mal vor.

So etwa bei einem schweren Unfall auf der Autobahn 1. Er mag schnell gewesen sein und seine Geschichte im Kopf gehabt haben – als Peter Wüst das schwer verletzte Unfallopfer sah, half er erst mal mit der Erstversorgung. Und danach fiel ihm ein, dass er Reporter war und auch über diesen Unfall berichten musste.

Peter Wüst: Feuerwehrleute sahen ihn als „einen von uns“

Ich erinnere mich auch noch an einen Termin im Landgericht Lübeck, als Peter Wüst mit seiner Videokamera einen Prozessbeginn filmte und der nicht gerade groß gewachsene Richter vor ihm herumsprang, um den Dreh zu stoppen. Aber den Journalisten mit der markanten, tiefen Stimme konnte praktisch nichts aus der Ruhe bringen. Auch der Auftritt des Richters nicht.

Die Rettungskräfte haben ihn nie als Störenfried empfunden, sondern als Partner. Tom Reher von der Glinder Feuerwehr ist einer von vielen, die sich in den sozialen Medien tieftraurig äußern. Er schreibt bei Facebook: „Er war einer von uns; außer, dass er anstelle eines Blaulichts eine rote Wollmütze ‚on top‘ hatte…“ Für seine Berichterstattung bekam Peter Wüst unter anderem im vergangenen Jahr die Ehrenmedaille der Feuerwehr des Kreises Stormarn.

Umstritten bleibt der Einsatz beim Geiseldrama von Gladbeck

Umstrittene Szene: Entführer Hans-Jürgen Rösner gibt am 17. August 1988 während der Irrfahrt im Fluchtwagen dem Reporter Peter Wüst bei Bremen ein Interview.
Umstrittene Szene: Entführer Hans-Jürgen Rösner gibt am 17. August 1988 während der Irrfahrt im Fluchtwagen dem Reporter Peter Wüst bei Bremen ein Interview. © dpa | Thomas Wattenberg

Peter Wüst lebte zuletzt in Großhansdorf im Kreis Stormarn. Er hatte vor mehr als 20 Jahren die Agentur RTN (Radio-Tele-Nord gegründet) und die Menschen im nördlichsten Bundesland mit seinen Fotos und Reportagen erfreut, aber eben auch zahlreiche Bilder und Fernsehbeiträge von Unfällen und Katastrophen gemacht. Genauso war er als Gesellschaftskorrespondent auf den roten Teppichen von Galas und auch als Berichterstatter großer Fernsehshows unterwegs.

Er hatte in den 80er-Jahren als Fotoredakteur bei der „Bild“-Zeitung begonnen, später wurde er Nachrichtenchef beim damals neuen Radiosender R.SH und dann Chefreporter bei RTL. Er berichtete unter anderem aus dem Jugoslawienkrieg. Legendär, wenn auch nicht unumstritten ist das Interview, das er im Sommer 1988 in Gladbeck mit den Geiselgangstern Hans-Jürgen Rösner und Dieter Degowski in deren Fluchtwagen führte, obwohl beide bewaffnet waren.