Großhansdorf. Neue Schalterhalle ist nach fünf Jahren Sperrung fertig. Doch nun muss auch das Übergangsgebäude saniert werden.

Knapp fünf Jahre nach der Sperrung wegen Rissen im Mauerwerk ist die neue Schalterhalle am U-Bahnhof Kiekut in Großhansdorf weitgehend fertig. Die 800 Menschen, die an der am wenigsten frequentierten Station im gesamten Netz der Hamburger Hochbahn AG (HHA) täglich ein- und aussteigen, müssen nicht mehr den Umweg über die provisorische Gerüstbrücke nehmen. Die bleibt allerdings zunächst stehen – „als Back-up“, wie Hochbahn-Projektleiterin Sophia Hofmann sagt. Denn das Übergangsgebäude, das von der Schalterhalle zum Treppenhaus führt, ist ebenfalls marode und muss als Nächstes teilweise erneuert werden.

Vom „neuen Deutschland-Tempo“, das Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) jüngst bei der Eröffnung des ersten Flüssiggasterminals gelobt hatte, ist die mehr als 100 Jahre alte Haltestelle Kiekut damit weit entfernt. Während die LNG-Infrastruktur vor Wilhelmshaven innerhalb von zehn Monaten aus dem Nichts aufgebaut war, gestaltet sich die Renovierung in Großhansdorf weit komplizierter.

Neue Schalterhalle am U-Bahnhof Kiekut kostet 1,5 Millionen Euro

„Das ist wegen der Rahmenbedingungen eine große Herausforderung“, sagt David Nicklaus, Projektleiter der Hochbahn für den 1,5 Millionen Euro teuren Schalterhallen-Neubau. Da der Eingang inmitten der Ladenzeile vom Kiekut-Center liegt, ist nicht viel Platz für Baumaschinen und Handwerker. „Wir brauchten extra eine Pfahlgründung, mussten auf die Keller nebenan achtgeben“, so Nicklaus. Der Innenraum wurde in Klinkeroptik neu gestaltet, bekam ein modernes Self-Service-Terminal. Trafo und Elektrik wurden ebenfalls ausgetauscht.

Sophia Hofmann, Projektleiterin der Hamburger Hochbahn, zeigt im Übergang zum Treppenhaus ein Bild der verrosteten Stahlträger.
Sophia Hofmann, Projektleiterin der Hamburger Hochbahn, zeigt im Übergang zum Treppenhaus ein Bild der verrosteten Stahlträger. © Harald Klix

Bei Abriss entdeckten Arbeiter zudem alte Buchstaben des Haltestellennamens aus den 1960er-Jahren. Sie wurden aufgearbeitet und hängen jetzt senkrecht am Eingang. „Jetzt müssen einige Restarbeiten an der Deckenverkleidung erledigt werden, für die es derzeit zu kalt ist“, sagt Nicklaus. Das werde aber noch in diesem Quartal erfolgen.

Stahlträger an der Übergangsbrücke zum Treppenturm sind stark verrostet

Baustelle bleibt der U-Bahnhof weiterhin. „Beim Austausch von Fenstern sind starke Verrostungen an den Stahlträgern im Übergangsgebäude entdeckt worden“, sagt Sophia Hofmann. Eingehende Kontrollen an mehreren Stellen ergaben: Der Brückenbau, der zum sogenannten Treppenturm führt, muss ebenfalls saniert werden. „Bodenplatte und Dach sind in gutem Zustand, aber tragende Teile auf dem Betonsockel nicht mehr“, so Hofmann. Ihr Fazit: „Alles oberhalb des Bodens muss weg.“

Baustart und -umfang hängen allerdings nicht von der Hochbahn ab, sondern vom Landesamt für Denkmalpflege in Kiel. Denn der 1922 eröffnete U-Bahnhof Kiekut zählt zu den ehemals rund 1400 einfachen Kulturdenkmalen in Stormarn. Da mit einer Gesetzesänderung 2015 die Unterscheidung zwischen einfachen und besonderen Kulturdenkmalen wegfiel, sollte die erste Gruppe neu bewertet werden. Diese Aufgabe ist bei rund 16.000 Objekten landesweit längst nicht erledigt und die aktuelle Denkmalliste nicht komplett.

Weitere Planung hängt an der Einstufung der Denkmalschützer

„Ohne ein Ja oder Nein aus Kiel können wir wenig planen“, sagt Sophia Hofmann. Sollte die Haltestelle unter Denkmalschutz gestellt werden, gebe es wesentlich strengere Vorgaben. Alle Bahnhöfe der früheren Walddörferbahn hatte der Hamburger Architekt Eugen Göbel im ähnlichen Stil entworfen.

Die Behelfsbrücke ist gesperrt, bleibt aber zunächst noch stehen.
Die Behelfsbrücke ist gesperrt, bleibt aber zunächst noch stehen. © Harald Klix

„Wir hoffen, das Übergangsgebäude im laufenden Betrieb sanieren zu können“, sagt Projektleiterin Hofmann. Der Charakter des Altbaus solle auf jeden Fall erhalten bleiben, möglicherweise mit einer leichteren Konstruktion als jetzt. Zu Zeitplan und Kosten lasse sich vor einer Entscheidung der Denkmalpfleger nichts sagen.

Die provisorisch aufgestellte Gerüstbrücke, die von der Straße Bei den Rauhen Bergen zum Bahnsteig führt, bleibt sicherheitshalber zunächst stehen. Sie wird erst abmontiert, wenn sicher ist, dass sie im Zuge weiterer Bauarbeiten nicht mehr gebraucht wird. Die direkten Nachbarn werden sie bestimmt nicht vermissen: So gab’s im Rathaus durchaus Beschwerden über Kinder- und auch Männergruppen, die ausprobierten, wie viel Lärm sich mit der Metallkonstruktion erzeugen ließ.

Bürgermeister schlägt Spur für Kinderwagen oder Fahrräder vor

Bürgermeister Janhinnerk Voß ist jedenfalls froh „über jeden Euro, den die Hochbahn in unsere Bahnhöfe steckt“. Der 9000-Einwohner-Ort sei mit drei Haltestellen sehr gut ausgestattet. Da die beiden anderen U-1-Bahnhöfe Schmalenbeck und Großhansdorf bereits mit Fahrstühlen barrierefrei ausgebaut wurden, sei dies für Kiekut nicht zu erwarten. „Aber es sollte geprüft werden, ob eine Kinderwagen- oder Fahrradspur an der Treppe möglich wäre“, sagt Voß.

Bürgermeister Janhinnerk Voß und Hochbahn-Projektleiterin Sophia Hofmann zeigen einen Plan für die Haltestelle aus dem Jahr 1916.
Bürgermeister Janhinnerk Voß und Hochbahn-Projektleiterin Sophia Hofmann zeigen einen Plan für die Haltestelle aus dem Jahr 1916. © Harald Klix

Mit der Freigabe des regulären Eingangs werden auch die beiden Bike-and-ride-Anlagen verstärkt genutzt. Ein überdachtes Radparkhaus mit 24 Plätzen steht direkt vor der Schalterhalle, eine Doppelstockanlage mit 48 Plätzen auf der gegenüberliegenden Straßenseite am Rathaus.