Bargteheide. Der Erziehungsberater Jan-Uwe Rogge gibt im Kleinen Theater seiner Heimatstadt Tipps für erfolgreiche Kommunikation.
„Muss ich denn immer alles zehnmal sagen?“ „Bei meinem Kind geht es zum einen Ohr rein, zum anderen wieder raus!“ Solche Seufzer von vielen Müttern und Vätern kennt der Bargteheider Erziehungsberater und Buchautor Jan-Uwe Rogge zu Genüge. In seinem Vortragsabend „Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhört und wie Sie zuhören, damit Ihr Kind redet“ möchte er Tipps geben, wie Eltern mit ihrem Nachwuchs eine klare Verständigung finden.
Am Dienstag, 17. Januar, steht der 75-Jährige wieder im Kleinen Theater in seiner Heimatstadt auf der Bühne. „Das fühlt sich für mich wie mein Wohnzimmer an“, sagt Rogge, der mit seiner Frau Regine, einer Familienberaterin und Pädagogin, seit Langem in einem wenige Hundert Meter entfernt gelegenen Reihenhaus lebt. In dem Theater stellte er mit der damaligen Chefin Kirsten Martensen (1941 bis 2013) regelmäßig seine neuen Bücher vor, auch schon seinen 1993 erschienenen Erfolg „Kinder brauchen Grenzen“. Rogge erinnert sich an die Lesungen mit vielen Freunden und bekannten Gesichtern: „Zunächst oben in der proppevollen Bar, später dann im Saal.“
Der Bargteheider Jan-Uwe Rogge erzählt humorvolle Alltagsgeschichten
Etliche Gäste aus alten Zeiten kommen wegen des hohen Unterhaltungswerts immer noch zu den Vorträgen. Doch im Publikum sitzt inzwischen auch die nächste Generation. „Die Kinder, um die es damals ging, sind heute selbst Eltern“, sagt Rogge. Und sie sind mit denselben Erziehungsthemen konfrontiert.
Jan-Uwe Rogge gibt seine Vorschläge nicht bierernst, sondern mit häufig humorvollen Alltagsgeschichten weiter. So kennt wohl jeder die routinemäßige Nachfrage, wie es denn im Kindergarten oder in der Schule gewesen sei. „Bei einfallslosen Fragen verstummen die Kinder“, sagt Rogge. Eine Teenagerin habe ihm mal gesagt, warum das so sei: „Ich komme nach Hause, und die Fragerei geht direkt weiter.“
Beim Gute-Nacht-Ritual fällt das Erzählen leichter
Für gute Gespräche brauche man zum einen Zeit und zum anderen einen geeigneten Raum. „Das kann bei kleineren Kindern das Gute-Nacht-Ritual am Bett sein, aber auch das gemeinsame Frühstück oder Abendessen.“ Nebenbei im „To-go-Rhythmus“ sei vernünftiges Reden kaum möglich. Bei der Themenauswahl sei ebenfalls Fantasie erlaubt. „Für Eltern ist es erfahrungsgemäß eine der schwierigsten Aufgaben, mal eine Woche lang nicht über die Schule zu sprechen“, sagt Rogge.
Klare Standpunkte erleichterten die Kommunikation. Immer wieder beobachtet Rogge, dass Erwachsene heutzutage bloß nicht wie die eigenen Eltern etwas bestimmen wollten, sondern die Kinder immer einbeziehen möchten. „Beim Einkaufen erlebe ich reihenweise solche Situationen“, sagt er. Tatsächlich hätten die Kinder allerdings nur vermeintlich ein Mitbestimmungsrecht. „Sie spüren das ganz genau an der Mimik und Gestik, lassen sich nichts vormachen“, sagt Rogge. Das gelte auch für Fragen wie „Wollen wir nicht mal wieder Oma und Opa besuchen?“, wenn der Termin in Wahrheit bereits feststehe.
Publikum kann in der Pause Fragen einreichen
In der Pubertät verschieben sich die Rahmenbedingungen für Töchter und Söhne deutlich. „Dann sind Gleichaltrige wichtig, mit denen sie über alles viel direkter reden können“, sagt Rogge. „Grundsätzlich sind Klarheit und Offenheit immer die besten Mittel.“
Im Kleinen Theater schildert der Erziehungsexperte zunächst typische Gesprächssituationen in Familien. In der Pause können die Besucher Fragen einreichen, auf die Rogge im zweiten Teil des Abends eingeht.
Als „Pubertäts-Doc“ mit dem Komiker Matthias Jung auf der Bühne
Dem Bargteheider, dessen Erziehungsratgeber in mehr als 20 Sprachen übersetzt wurden, gefällt es, dass er nach den Jahren der Corona-Pandemie mit etlichen Online-Formaten wieder unterwegs sein kann. „Besonders freue ich mich auf den wohl witzigsten Vortragsraum überhaupt“, sagt er. Zum Biikefeuer ist er im Februar auf Einladung des Landfrauenvereins zu Gast auf der Nordseeinsel Pellworm – und darf zum zweiten Mal auf dem Ausflugsschiff MS „Nordfriesland“ lesen.
Ideen für das nächste Buch hat er ebenfalls. „Es wird um den Mut von Müttern und Vätern zur Unvollkommenheit gehen“, sagt Rogge. Und dann ist da noch der Plan, die Zusammenarbeit mit dem Komiker und Autor Matthias Jung (44) aufleben zu lassen. Als „Pubertäts-Docs“ standen die beiden im vergangenen Juli in Mainz mit dem Programm „Chill mal“ auf der Bühne – und bekamen viel Applaus für ihre Kombination aus Witz und Altersweisheit.
Das Buch „Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhört und wie Sie zuhören, damit Ihr Kind redet“ hat Jan-Uwe Rogge mit der Schauspielerin, Regisseurin und Autorin Angelika Bartram geschrieben. Es ist im Verlag Gräfe und Unzer (GU) erschienen (ISBN 978-3-8338-6273-1) und kostet 17,99 Euro.
In Bargteheide tritt Jan-Uwe Rogge am Dienstag, 17. Januar, im Kleinen Theater (Hamburger Straße 3) auf. Der Vortrag „Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhört und wie Sie zuhören, damit Ihr Kind redet“ beginnt um 19.30 Uhr. Kooperationspartner ist die Arkaden-Buchhandlung Bargteheide von Birgit Ristau.
Der Eintritt kostet 10 und ermäßigt 8 Euro. Karten gibt es im Vorverkauf in Bargteheide in der Arkaden-Buchhandlung (Bahnhofstraße 5), der Bargteheider Buchhandlung (Rathausstraße 25) und im KulturServiceBüro im Kleinen Theater, in Ahrensburg in der Buchhandlung Stojan (Hagener Allee 3a), in Bad Oldesloe im Kultur- und Bildungszentrum (Beer-Yaacov-Weg 1) sowie online auf www.kleines-theater-bargteheide.de.
Im Anschluss ist Rogge in Baden-Württemberg und Österreich unterwegs. In Hamburg folgt am Montag, 13. Februar, um 19.30 Uhr der Abend „Pubertät – Loslassen und Halt geben“ in der Komödie Winterhuder Fährhaus (Hudtwalckerstraße 13). Karten für 12 Euro gibt es online auf
komoedie-hamburg.de.