Ahrensburg. Sänger Daniel Malheur und Pianist Dirk Bewig waren am Heimgarten-Gymnasium in der Schulband. Jetzt gibt’s ein Heimspiel.

Eine rasante Achterbahnfahrt der Gefühle durch die Irrungen und Wirrungen außergewöhnlicher Zeiten: Die Zusammenfassung des neuen Programms „Es geht auch anders“, mit dem das Trio Malheur jetzt nach Ahrensburg kommt, klingt brandaktuell – und nimmt das Publikum doch mit auf Zeitreise in die Weimarer Republik (1918 bis 1933).

Für Daniel Malheur(Gesang) und Dirk Bewig (Klavier), die Agata Gromek (Geige, Säge und Gesang) an ihrer Seite haben, ist der Auftritt zugleich eine Reise in die eigene Kindheit. Die beiden Musiker sind in Ahrensburg aufgewachsen, haben am Heimgarten-Gymnasium (heute Eric-Kandel-Gymnasium) Abitur gemacht und dort bereits in der Schülerband miteinander gespielt.

Daniel Malheur und Dirk Bewig sind in Ahrensburg zur Schule gegangen

„Das wird ein Heimspiel mit anschließendem Treff von Familie, Freunden und Bekannten“, sagt Salontenor Malheur voller Vorfreude auf das Konzert am Sonnabend, 26. November, im Eduard-Söring-Saal der Stormarnschule. Daniel Neubauer, wie der Künstler mit bürgerlichem Namen heißt, zelebriert seinen von ihm erfundenen „Monokel-Pop“ seit Langem in Berlin. Dort hat auch Dirk Bewig, der mittlerweile in Bargteheide wohnt, etliche Jahre verbracht.

Der Verein „Theater und Musik in Ahrensburg“ mit den Vorsitzenden Angelika Möller und Michael Klaue organisiert das Konzert im Eduard-Söring-Saal.
Der Verein „Theater und Musik in Ahrensburg“ mit den Vorsitzenden Angelika Möller und Michael Klaue organisiert das Konzert im Eduard-Söring-Saal. © Elvira Nickmann

Das Programm ist in der auftrittsarmen Corona-Zeit entstanden. Es bietet Chansons von Bertolt Brecht und Kurt Weill, Friedrich Holländer („Berlin, dein Tänzer ist der Tod“), Edmund Nick, Fritz Grünwald, Willy Rosen („Komm ins Weekend Häuschen“) und Bronislaw Kapper sowie Texte von Joachim Ringelnatz und Erich Kästner. „Es ist bunt und lustig, aber an vielen Stellen auch tiefsinnig“, sagt Daniel Malheur. So erzählt er über die damalige Frauenbewegung und wie sie sich das Wahlrecht erkämpfte.

Blick hinter die Kulissen der glitzernden Metropole Berlin

Bei einigen Stücken hat der Tenor Pause. Dann spielen Pianist und Geigerin Musik des argentinischen Komponisten Astor Piazzolla. Und die aus Polen stammende Agata Gromek, die in Dresden studiert hat, kann zeigen, dass sie auch solo singen kann.

Berlin galt in den wilden 1920ern als das New York Europas. „Das Tempo ist auf Anschlag, der Kaiser hat abgedankt, und die neue Freiheit bricht sich Bahn“, so fassen es die Künstler zusammen. Das Trio Malheur möchte mit „keckem Witz, hintergründiger Conférence und raffinierten Arrangements“ ein Gesellschaftsbild jenseits der großen Revuetheater und Operettenhäuser zeichnen. Und verspricht einen Blick hinter die Kulissen der glitzernden Metropole, in der das Leben deutlich nüchterner aussieht.

Das neue Programm hatte in Finnland Premiere

Premiere hatte „Es geht auch anders“ in Finnland im Deutschen Kulturzentrum Tampere. „Dort sollten wir eigentlich schon 2020 spielen, doch wegen der Pandemie wurde der Termin immer wieder verschoben“, sagt der Sänger. So kam die neue Trio-Besetzung – Dirk Bewig hat den vorherigen Pianisten abgelöst – unverhofft zu einem außergewöhnlichen ersten Auftritt. „In der Gegend leben auch viele deutsche Auswanderer, das war ein toller Abend“, sagt Malheur.

Die Musiker hoffen, dass auch viele Stormarner den Weg ins vom Verein „Theater und Musik in Ahrensburg“ organisierten Konzert finden. Denn Corona habe auch das Verhalten der Zuschauer verändert, so Malheur. „Sie legen sich nicht mehr lange im Vorverkauf fest, entscheiden spontaner“, sagt er. „Da können alle Künstler in diesen auch für sie besonders schwierigen Zeiten nur appellieren, nicht auf dem heimischen Sofa kleben zu bleiben.“

Freunde stehen mit dem Salon Morpheus in der Schweiz auf der Bühne

Bei einem weiteren Projekt stehen die Schulfreunde aus Ahrensburg in diesen Wochen ebenfalls gemeinsam auf der Bühne: in der Revue „Feuerspiele“ vom Salon Morpheus in der Schweiz. Daniel Malheur ist Conférencier, Dirk Beweg musikalischer Leiter. Die ersten beiden Shows in Baden (bei Zürich) waren ausverkauft, weitere Gastspiele folgen in Basel, Zürich und Bern.

Auch wenn sich die Situation für Künstler im Laufe dieses Jahres etwas normalisiert habe, ist Daniel Malheur mit Blick auf 2023 zurückhaltend. „Es bleibt schwierig“, sagt er. Doch nun steht ja erst mal das musikalische „Heimspiel“ in Ahrensburg an. Eine wahrlich rasante Achterbahnfahrt in außergewöhnlichen Zeiten.

Trio Malheur Sa 26.11., 20 Uhr, Eduard-Söring-Saal der Stormarnschule, Waldstraße 14 in Ahrensburg; Karten 20 bis 30 Euro, Vvk: Buchhandlung Stojan, Hagener Allee 3a, Tel. 04102/504 31