Stapelfeld. Daniel Günther überreicht Förderbescheid des Landes. Daten und Fakten zu einer der größten Baustellen in Norddeutschland.
Auf einer der größten Baustellen in Norddeutschland wird am Mittwoch, 9. November, auch groß gefeiert. An der Müllverbrennungsanlage (MVA) Stapelfeld ist Grundsteinlegung für das neue Müllheizkraftwerk (MHKW) und die Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage (KVA). Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) schaut vorbei, um einen Förderbescheid des Landes Schleswig-Holstein zu überreichen.
Wenn der Neubau zum Jahresende 2024 in Betrieb geht, werden laut Projektleiter Felix Ranseder gut 30.000 Kubikmeter Beton verteilt worden sein. Bei einem Einfamilienhaus sind es etwa 35 Kubikmeter. Damit die schweren Gebäude sicher stehen, wurden Pfähle mit einer Länge von mehr als 4100 Metern in die Erde gebohrt. Allein zur Baugrubensicherung des Abfallbunkers waren mehr als 6000 Meter an Pfählen nötig. Knapp 5000 Tonnen Bewehrungsstahl sorgen für Stabilität.
Höchste Gebäude der neuen MVA Stapelfeld bekommt eine Aussichtsplattform
Das höchste Gebäude misst 62 Meter. Auf dem Turm am künftigen Kesselhaus ist eine Aussichtsplattform geplant. Von dort kann der Blick einmal in westlicher Richtung bis nach Hamburg und in östlicher Richtung bis nach Lübeck reichen.
Als der Betreiber EEW Energy from Waste, der zum chinesischen Staatskonzern Beijing Enterprises gehört, vor fünf Jahren die ersten Pläne vorstellte, waren Branchenkenner von 150 bis 200 Millionen Euro Gesamtkosten ausgegangen. Auch aufgrund der drastischen Preissteigerungen in der Baubranche dürfte die Summe mittlerweile deutlich höher liegen. EEW selbst hatte von einer dreistelligen Millioneninvestition gesprochen.
Bei gleicher Verbrennungskapazität wird doppelt so viel Strom produziert
Das Müllheizkraftwerk arbeitet dank moderner Technik bei gleicher Verbrennungskapazität deutlich effizienter als die jetzige MVA auf dem Nachbargrundstück. Die 1979 eingeweihte und mehrfach modernisierte Altanlage wird nach dem Start des Neubaus stillgelegt und abgebaut. Erste Interessenten für eine künftige Nutzung des Areals haben sich bei Geschäftsführer Morten Holpert bereits gemeldet.
Das MHKW wird jährlich mehr als 200.000 Megawattstunden Strom produzieren und damit doppelt so viel wie jetzt. Damit können rund 57.000 Haushalte versorgt werden. Künftig sind außerdem bis zu 400.000 Megawattstunden Fernwärme möglich. Die Energieeffizienz fördert das Land Schleswig-Holstein im Landesprogramm Wirtschaft aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).
Schleswig-Holsteins erste Klärschlammverbrennung hat eine Jahreskapazität von 32.500 Tonnen Trockensubstanz. Sie kann nahezu die Hälfte des landesweit anfallenden Klärschlamms verwerten und den seltenen und wichtigen Rohstoff Phosphor zurückgewinnen. Das ist in zwei Schritten ab 2029 und 2032 auch gesetzlich vorgeschrieben. Bisher landet der mit Schwermetallen, Arzneimittelrückständen und Mikroplastik belastete Schlamm aus den Klärwerken größtenteils ungefiltert als Dünger auf den Feldern.