Siek. 60,57 Prozent stimmten bei dem Bürgerentscheid für Ja. Damit ist die Erweiterung des Gewerbegebiets Bültbek vom Tisch.
Die Sieker Bürgerinnen und Bürger sind mehrheitlich gegen die Erweiterung des Gewerbegebiets Bültbek. Das ist das Ergebnis des Bürgerentscheids, bei dem am Sonntag bei einer Wahlbeteiligung von 43,62 Prozent 871 Siekerinnen und Sieker abstimmten. 527 davon, also 60,57 Prozent, stimmten mit Ja, und 343, also 39,43 Prozent, mit Nein. Damit hat nicht nur die Mehrheit der Siekerinnen und Sieker für Ja gestimmt, sondern es haben auch genug Bürger ihre Ja-Stimme abgegeben, damit der Entscheid als angenommen gilt. Mit dem Abstimmungsergebnis ist die Gewerbegebietserweiterung nun vom Tisch.
Geplant waren auch ein Museum und Raum für Gastronomie und Veranstaltungen
Die genaue Frage des Bürgerentscheids lautete: „Sind Sie dafür, dass der Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan Nr. 8, 5. Änderung, der Gemeinde Siek vom 8.11.2021 aufgehoben wird?“ Hinter der umständlichen Formulierung verbirgt sich die Entscheidung, ob das Gewerbegebiet Bültbek nach Süden erweitert werden kann. Wer mit Ja stimmte, ist gegen das Vorhaben, wer mit Nein stimmte, ist dafür.
Zum Hintergrund: Das Unternehmen ATG Autotechnik wollte seinen Standort in Siek erweitern. Der Unternehmer und frühere Geschäftsführer von ATG, Denis Browne, hatte eine rund vier Hektar große Ackerfläche südlich des Firmengeländes erworben. Neben neuen Verwaltungs- und Produktionsgebäuden wollte er auf dem Areal auch Raum für die Ansiedlung von Start-ups schaffen. Außerdem sollten ein Transportmuseum, ein Museumsshop sowie Gastronomie- und Veranstaltungsmöglichkeiten integriert werden.
Bürgermeister Bitzer hätte sich höhere Wahlbeteiligung gewünscht
Sieks Bürgermeister Andreas Bitzer (CDU) war zwar Befürworter der Gewerbegebietserweiterung. Aber er bedauert das Ergebnis nicht. „Die Bürgerinnen und Bürger haben klar entschieden. Damit werden wir umgehen. Das ist unsere tägliche Aufgabe als Gemeinde“, sagte er.
Eines findet der Bürgermeister dennoch schade: Dass die Wahlbeteiligung nicht höher war. Nicht einmal die Hälfte der 1997 stimmberechtigten Siekerinnen und Sieker hatten ihre Stimme abgegeben. „Ich hätte mir schon gewünscht, dass mehr Bürgerinnen und Bürger sich mit dem Thema auseinandersetzen und ihre Stimme abgeben.“
Bürgerinitiative freut sich über das Ergebnis des Bürgerentscheids
Froh über das Ergebnis ist Sven Hansen, Ortsvorsitzender der Grünen und Initiator des Bürgerbegehrens: „Wir freuen uns, dass sich die monatelange Arbeit ausgezahlt hat und unser langer Atem sich gelohnt hat“, so Hansen. Fest gerechnet habe er mit dem Ergebnis nicht: „Ich habe es gehofft, aber am Ende war trotzdem eine Unsicherheit da.“ Auch mit der Wahlbeteiligung ist Hansen zufrieden: „Am Sonntag war typisch norddeutsches Wetter. Dafür haben sich doch recht viele Wahlbeteiligte aus dem Haus getraut.“
So oder so: Mit dem gesamten Prozess der Entscheidungsfindung ist Hansen ebenfalls zufrieden: „Ich finde es gut, dass die Bürgerinnen und Bürger demokratisch und transparent die Möglichkeit hatten, über ein großes Bauprojekt mitzuentscheiden.“ Nun hoffe er, mit der Gemeindevertretung weitere Pläne für die Bebauung zu schmieden – und wünscht sich auch die Zukunft die Miteinbeziehung der Sieker Bürgerinnen und Bürger.
Investor Denis Browne zeigt sich nach Ergebnis als fairer Verlierer
Doch: Was des einen Freud ist, ist des anderen Leid. Investor Denis Browne trägt die Niederlage aber mit Fassung: „Die Bürgerinnen und Bürger von Siek haben entschieden und sich mit 60 zu 40 Prozent gegen mein Vorhaben ausgesprochen. Das bedauere ich natürlich, aber so ist das eben im Leben“, sagt der Unternehmer und faire Verlierer.
Dass die Siekerinnen und Sieker das Recht zur Mitbestimmung hatten, habe er nichtsdestotrotz als angenehm empfunden. Und: „Ich habe mich auch gefreut, dass so viele Menschen sich die Mühe gemacht haben abzustimmen, und auch darüber, dass 40 Prozent der Wählerinnen und Wähler für mein Vorhaben gestimmt haben“, so Browne. Deshalb lautet sein Statement: „Danke für das Vertrauen und schade, dass es nichts geworden ist.“
Investor will Pläne woanders in die Tat umsetzen
Der Bürgerentscheid ist übrigens für zwei Jahre bindend. Danach könnte das Thema theoretisch neu aufgerollt werden. Doch das wird nicht passieren, machte Denis Browne auf Nachfrage dieser Zeitung deutlich: „Für mich ist die Sache in Siek nun erledigt. Ich werde versuchen meine Pläne woanders in die Tat umzusetzen.“ Wo genau das sein wird, wusste Browne noch nicht. „Ich habe einige Ideen, aber das ist noch nicht konkret. Ich habe bis zuletzt gehofft, dass es in Siek klappt“, sagt der Unternehmer.