Ahrensburg. Beratungsstelle feiert Jubiläum. Angebot wird laufend an Nachfrage angepasst. Schwangerschaftskonflikte sind weiterhin wichtiges Thema.
Pro Familia hat bundesweit mehr als 180 Beratungsstellen für Sexualität, sexuelle Bildung, Verhütung, Schwangerschaft, Partnerschaft und Familie. Diesen Herbst feiert die Ahrensburger Beratungsstelle ihr 40-jähriges Bestehen – wegen der Corona-Krise mit einem Jahr Verspätung.
Bekannt ist Pro Familia unter anderem für das Beratungsangebot bei Schwangerschaftsabbrüchen. Das ist aber nur ein Gebiet der vielfältigen Aufgaben, die die Beratungsstelle übernimmt, erzählt Svenja Mönch, Diplom-Psychologin und kommissarische Leiterin in Ahrensburg. Neben der Schwangerschaftskonfliktberatung kommen aktuell vor allem Menschen mit Fragen zu Sexualität und Partnerschaft, Trennung und Scheidung. Zu ihrem Kernangebot gehöre außerdem das Informieren zu Ansprüchen wie Eltern- und Kindergeld oder die Hilfe bei der Antragstellung für Kostenübernahmen.
Team erhält zunehmend Anfragen zur Transsexualität
Von der Gründung des Vereins 1952, bei der vor allem noch der Zugang zu Verhütung im Fokus stand, bis heute sei ein langer Weg absolviert worden. Die Angebote verändern und entwickeln sich dort weiter, wo die Fachleute Missstände feststellen, sagt Mönch. Die Antragsstellung für die Kostenübernahme von Verhütungsmitteln sei zum Beispiel aus der Hartz-4-Reform hervorgegangen. Auch gesellschaftspolitische Entwicklungen bestimmten das Angebot. So erzählt Mönch, dass das Team zunehmend von Jugendlichen und Erwachsenen zu Transsexualität gefragt werde.
Insgesamt 1054 Menschen hat die Beratungsstelle im vergangenen Jahr erreicht. Um das breitgefächerte Angebot möglich zu machen, braucht es entsprechende Expertise. Aktuell besteht das Team aus sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, so Mönch. Die Beschäftigten haben eine psychologische oder pädagogische Ausbildung. Im Bereich der Transsexualität fehle es aber zum Beispiel an entsprechenden Ressourcen. Die müsse man in der kommenden Zeit aufbauen.
Beratung per Video und Telefon hat sich fest etabliert
Die Arbeit der Beratungsstelle verändert hat in den vergangenen zwei Jahren vor allem die Corona-Pandemie. Vorher habe man praktisch keine Video- oder Telefonieberatung gemacht. „Mittlerweile ist die Beratung per Telefon und Video fest etabliert.“ Vor allem Klienten im Homeoffice, in Quarantäne, mit weiten Anfahrtswegen oder mit kleinen Kindern nutzten das Angebot. Dabei tun sich ganz neue Möglichkeiten auf, so Mönch. „Paare, bei denen ein Partner unter der Woche pendelt, können so regelmäßig zur Beratung.“ Diese Art der Beratung bringe allerdings auch Herausforderungen mit sich. Während sie am Telefon sehr intensive Gespräche haben könne, erweise sich das Herstellen von Nähe bei den Videotreffen auch als schwierig. Vor allem Erstgespräche führe sie deswegen lieber persönlich vor Ort als digital.
In Zukunft aktuell bleibt für Mönch das Thema Schwangerschaftsabbrüche. Die ärztliche Versorgung im Kreis Stormarn und Umgebung spitze sich weiter zu, sagt sie. „Schwangere, die einen Abbruch erwägen, müssen zum Teil über die Kreisgrenze fahren, damit ihre gewählte Methode des Abbruchs umgesetzt werden kann.“ Das liege vor allem daran, dass Ärzte, die Schwangerschaftsabbrüche in der Vergangenheit durchgeführt haben, in Rente gehen und junge Ärzte Methoden teilweise gar nicht mehr lernen oder die Angst vor rechtlichen Konsequenzen groß ist, so Mönch.