Ahrensburg. „Emotionale Amnesie“ von Moritz Ley erscheint am 16. September. Die meisten Songs hat er in seinem WG-Zimmer aufgenommen.

Nach dem Abitur hinaus in die weite Welt: Für den Ahrensburger Musiker Moritz Ley ist das rund 250 Kilometer entfernte Osnabrück im Westen von Niedersachsen zum Ziel geworden. In dem 165.000-Einwohner-Ort, der für sich selbst mit dem Beinamen „Die Friedensstadt“ wirbt, studiert der 23-Jährige am Institut für Musik der Hochschule mit dem Schwerpunkt Musikproduktion. Parallel hat der Gitarrist und Sänger seine erste Solo-EP mit sieben Songs aufgenommen. Das Debüt mit dem Titel „Emotionale Amnesie“ erscheint am Freitag, 16. September.

Genau die Mischung aus innerer Harmonie und Fernweh hat Moritz Ley zum Lied „Bei mir“ inspiriert. „Ich verlier’ so oft das Gleichgewicht. Will alles haben, doch ich brauch gar nichts“ lautet die erste Zeile. Und im Refrain singt er: „An manchen Tagen möcht’ ich nur noch nach Berlin. Als freier Mensch durch unbekannte Straßen ziehen. Doch ich hab alles, was ich brauch, schon hier bei mir.“ Denn für Popmusik sei Osnabrück eine gute Wahl, wie er erkannt hat.

Alle sieben Songs hat Ley selbst komponiert und getextet – auf Deutsch

Der ehemalige Stormarnschüler sagt dazu: „In unserem Alltag geht’s heute ständig ums Immer-schneller-höher-weiter. Doch es gibt auch eine Balance aus Zufriedenheit und Tatendrang.“

Alle sieben Songs hat Ley selbst komponiert und getextet – im Unterschied zu seinen musikalischen Anfängen nicht auf Englisch, sondern auf Deutsch. „In seiner Muttersprache kann man sich noch mal etwas feiner ausdrücken“, sagt er.

Die EP ist für ihn so etwas wie ein Projekt aus dem Corona-Lockdown. Das lässt sich am Titel „Emotionale Amnesie“ ablesen, der aus dem Lied „Fenster“ stammt. „Es handelt davon, in der Isolation die Verbindung zu Freunden und auch zu den eigenen Gefühlen nicht zu verlieren.“ Ein Motiv, das sich auch in „Du fehlst mir“ widerspiegelt. Völlig sorgenfrei baut sich der Musiker in der jüngsten Single-Auskopplung „High“ dagegen eine Rakete, um ins All zu fliegen und die Alltagsprobleme hinter sich zu lassen.

Die meisten Instrumente hat er im WG-Zimmer selbst aufgenommen

Synthesizer lassen die Indie-Popsongs von dramatisch bis leicht klingen. Mit Niklas Herzog (Schlagzeug) und Stanislav Akimov (Bass) hat der Ahrensburger zwei Kommilitonen an seiner Seite, die ihn auch bei den nächsten Konzerten unterstützen. Gitarre, Keyboard und Synthesizer hat Ley selbst aufgenommen, größtenteils in seinem WG-Zimmer. „Das lag sicher mit an der Corona-Zeit, aber ich wollte auch mein eigenes Ding machen.“ Dank seines Studiums konnte er seinem Album im Hochschulstudio den Feinschliff geben, es mixen und produzieren.

Ihm gefällt es, dass er sowohl Musiker sein kann als auch die technischen Abläufe im Studio kennenlernt. Und dass er sich nicht zwischen den beiden Wegen entscheiden muss. „Für mich ist das kein Entweder-oder, sondern geht Hand in Hand“, sagt er.

In den nächsten Wochen will er wieder bei der Familie in Ahrensburg vorbeischauen

In den nächsten Wochen stehen sechs Konzerte mit den neuen Liedern auf dem Programm. Dann wird Moritz Ley auch wieder bei der Familie in seiner Heimat Ahrensburg vorbeischauen. „Natürlich würde es mich freuen, alte Freunde und Bekannte bei den Konzerten am 1. Oktober in Geesthacht oder am 13. Oktober im Grünen Jäger in Hamburg zu sehen“, sagt er. „Das ist ja nicht so weit weg.“

Alles ist das aber noch lange nicht. Denn die Band, in der drei Freunde aus Ahrensburg und Großhansdorf im Frühjahr 2017 zusammenfanden, existiert auch noch. Sie ist sogar größer geworden. Neben den Gründungsmitgliedern Moritz Ley (Gitarre, Gesang), Finn Stezka (Bass) und Emil Büchner (Schlagzeug) sorgt jetzt Linus Spielbauer (Keyboard) für zusätzlichen Funksound.

Mit dem vierten Mann hat sich auch der Name der Gruppe geändert: Sie heißt nicht mehr Ley nach ihrem Singer/Songwriter, sondern kumult. Auch das ein Zeichen für einen Neuanfang und dafür, dass alle vier zwischen „kumulieren“, „Tumult“ und „Kunst“ gleichberechtigt sind.

Mit der Band kumult soll es auf Jahresabschluss-Tournee gehen

„Wir hatten schon lange nach einem Keyboarder gesucht, und Linus passt super zu uns“, sagt Moritz Ley. Der Kontakt war vor zwei Jahren über eine Internetplattform für Musiker entstanden. Linus Spiegelbauer studiert in Lüneburg, stammt ursprünglich aber aus Regensburg (Bayern).

Proben und Auftritte erfordern wegen der unterschiedlichen Standorte der einzelnen Bandmitglieder einige logistische Vorbereitungen. Finn Stetzka wohnt nach einer Tischlerlehre jetzt wie Moritz Ley in Osnabrück, wo er Industriedesign studiert. Und Emil Büchner ist fürs Studium der Musikwissenschaften nach Berlin gezogen.

Auch kumult hat dieses Jahr einige Auftritte absolviert und neue Lieder veröffentlicht, zuletzt „Never Enough“. „Zum Jahresabschluss möchten wir gern noch mal auf eine kleine Tour gehen“, sagt Moritz Ley. Die Planungen dafür laufen. Die weite Welt wartet.

Die EP „Emotionale Amnesie“ von Moritz Ley ist ab 16. September auf Streamingdiensten wie Apple Music, Spotify, iTunes und Deezer zu hören. Die Singles „High“, „Du fehlst mir“ und „Bei mir“ wurden bereits vorab veröffentlicht. Musikvideos dazu sind auf dem Youtube-Kanal von Moritz Ley zu sehen. Die weiteren Titel lauten: „Fenster“, „Droge“, „Alles gut“ und „Ehrlich sein“.

Sechs Konzerte sind bisher mit Bandbegleitung geplant: Donnerstag, 15.9. EP-Release im Grand Hotel Osnabrück; Sonnabend, 17.9. Kulturwiese Aachen; Freitag, 23.9. Kaiserkeller Detmold; Sonnabend, 1.10. Kulturnacht Geesthacht, Donnerstag, 13.10. Grüner Jäger Hamburg; Sonnabend, 22.10. Kiezkultur-Festival Hannover.

Die Band kumult, in der Moritz Ley mit Finn Stetzka (Bass), Emil Büchner (Schlagzeug) und Linus Spiegelbauer (Keyboard) Pop-Funk mit Texten auf Englisch macht, plant weitere Auftritte zum Jahresende.