Großhansdorf. Grund sind Lieferengpässe bei Baumaterial. Einsturzgefährdetes Gebäude der U-1-Station in Großhansdorf war 2020 abgerissen worden.

Seit mittlerweile dreieinhalb Jahren ist der Zugang zum U-Bahnhof Kiekut in Großhansdorf ein Provisorium. Nach mehreren Verschiebungen sollte die neue Schalterhalle samt Zuwegung in diesem Frühsommer endlich fertig sein. Doch auch dieser Termin ist geplatzt. Wie die Hamburger Hochbahn jetzt mitteilt, ist die Fertigstellung des Neubaus nun erst für Herbst vorgesehen.

„Aufgrund aktueller Lieferengpässe von Baumaterialien verzögern sich die Arbeiten“, sagt Unternehmenssprecherin Lena Steinat. Konkret verzögere sich die Lieferung sogenannter Klinkerriemchen. Dabei handelt es sich um Verkleidungselemente in Backsteinoptik, die laut Steinat zur Verblendung der Innen- und Außenfassade eingesetzt werden sollen.

Gutachter stellten 2018 Risse im Mauerwerk des Gebäudes fest

Die bisherige, mehr als 100 Jahre alte Schalterhalle war im Frühjahr 2018 wegen Einsturzgefahr gesperrt worden. Zuvor hatten Gutachter bei einer Routinekontrolle im Sommer 2017 Risse im Mauerwerk und abgesenkte Pflastersteine im Inneren des bis 1915 fertiggestellten Gebäudes entdeckt. Der Zugang zum Bahnsteig erfolgt seitdem über ein Gerüst mit überdachter Treppe von der Straße Bei den Rauhen Bergen aus. Im Frühjahr 2020 wurde der Eingangsbereich der Haltestelle, an der täglich rund 1200 Passagiere ein- und aussteigen, abgerissen.

Nach umfangreichen Untersuchungen der Schäden war die Hochbahn zu dem Schluss gekommen, dass eine Sanierung nicht mehr wirtschaftlich gewesen wäre. Erhalten blieb der Treppenaufgang. Der Neubau war zunächst für 2021 geplant. Doch die Hochbahn hatte ihre Planungen zwischenzeitlich noch einmal überarbeitet. Letztlich begannen die Arbeiten erst in diesem Januar.

Der Neubau gestaltet sich aus verschiedenen Gründen schwierig

Der Bau gestaltete sich aus verschiedenen Gründen schwierig. „Die Schalterhalle ist in einen größeren Gebäudekomplex integriert, was für die Bauarbeiten eine besondere Herausforderung darstellt“, sagt Steinat. Der Eingang ist als Passage in einem Wohn- und Geschäftshaus an der Straße Barkholt angelegt.

Um den Lärm für die Anwohner zu reduzieren, arbeiten die Handwerker zudem nur an Wochentagen und tagsüber. Darüber hinaus werden laut Steinat nur moderne Maschinen eingesetzt, um die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Der U-Bahn-Betrieb läuft während der gesamten Baumaßnahme uneingeschränkt weiter.

Bodenbelag, Deckenbekleidung und Innenausbau fehlen noch

Das Erscheinungsbild des Neubaus soll im schlichten Stil der vorherigen Schalterhalle gehalten und an den Treppenaufgang angebunden werden. Der Rohbau steht inzwischen. „Bis zur vorgesehenen Fertigstellung im Herbst erfolgt noch der Bodenbelag, die Deckenbekleidung sowie der letztendliche Innenausbau“, sagt Hochbahn-Sprecherin Steinat. Zu Letzterem zähle auch die Ausstattung mit Fahrkartenautomaten und Vitrinen.

In der Passage am Barkholt entsteht die neue Schalterhalle.
In der Passage am Barkholt entsteht die neue Schalterhalle. © HA | Filip Schwen

Nicht Teil des Projektes ist ein von einigen Anwohnern angeregter barrierefreie Ausbau der Haltestelle mit einem Fahrstuhl. Der Bahnhof Kiekut zählt laut Hochbahn von allen Stationen im gesamten U-Bahn-Netz die wenigsten Passagiere. Das Unternehmen verweist zudem darauf, dass mit den Haltestellen Großhansdorf und Schmalenbeck zwei jeweils nur einen guten Kilometer entfernt gelegene Bahnhöfe in der Gemeinde barrierefrei zugänglich seien. Schmalenbeck war erst 2016 für 2,4 Millionen Euro mit zwei Aufzügen ausgestattet worden.

Der Bahnhof feiert in diesem Sommer sein 100-jähriges Bestehen

Bereits fertiggestellt sind am Kiekut zwei Bike-and-ride-Anlagen. Ein überdachtes Radparkhaus mit 24 Plätzen steht direkt am Eingang zur Schalterhalle, eine Doppelstockanlage mit 48 Plätzen auf der gegenüberliegenden Straßenseite am Rathaus. Auch die anderen beiden Großhansdorfer U-Bahn-Stationen waren bis Dezember 2020 mit neuen Anlagen für Fahrräder ausgestattet worden, um sie fahrradfreundlicher zu machen.

Der Bahnhof Kiekut feiert in diesem Sommer sein 100-jähriges Bestehen. Auch deshalb wollte die Hochbahn gern bis zum Frühsommer alle Arbeiten abschließen. Die Walddörferbahn bis Großhansdorf – heute Teil der U 1 – wurde nach der Elektrifizierung Ende 1921 in Betrieb genommen. An der Station Kiekut hielt der erste Zug 1922, rund sieben Jahre nach der Fertigstellung des Bahnhofs.

Hochbahn investiert bis 2023 1,8 Milliarden Euro in Infrastruktur

Wie viel der Neubau der Schalterhalle die Hochbahn kostet, dazu äußerte sich das Unternehmen nicht. Die Maßnahme zählt mit Blick auf das gesamte U-Bahn- und Bus-Netz aber zweifelsfrei zu den kleineren Projekten. Insgesamt investiert die Hochbahn zurzeit massiv in den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs.

Zwischen 2021 und 2023 sind für den barrierefreien Ausbau der Haltepunkte und die Erneuerung des Fuhrparks Rekordinvestitionen in Höhe von rund 1,8 Milliarden Euro vorgesehen. Dazu kommen die Weiterführung der Linie U 4 auf die Horner Geest und bis 2028 der Bau der neuen U 5 von Bramfeld zu den Arenen am Volkspark.