Ahrensburg. Erneut gibt es viele Fälle in Stormarn. Schon ein Anruf unter der bekannten Nummer der Angehörigen kann die Identität klären.

In Stormarn kommt es wieder verstärkt zu Betrugsfällen über den Messengerdienst WhatsApp. Trotz etlicher Warnkampagnen überweisen zumeist ältere Menschen weiterhin häufig vierstellige Beträge an falsche Familienangehörige. „Die Masche funktioniert leider immer noch“, sagt Sandra Kilian, Sprecherin der für den Kreis zuständigen Polizeidirektion Ratzeburg. Landesweit beträgt der Schaden hunderttausende Euro.

„Hallo Mama, mein altes Handy ist kaputt, hier ist meine neue Nummer“: So oder ähnlich beginnen die in betrügerischer Absicht formulierten Chats. Dann folgen ein paar allgemeine Fragen, bevor es zum eigentlichen Anliegen kommt: „Habe noch kein Onlinebanking und muss dringend eine Rechnung bezahlen, kannst du das für mich machen?“ Emojis und ein vertraulicher Ton suggerieren eine enge Beziehung, auch wenn keine Namen genannt werden und häufig nur „Dein Sohn“ oder „Deine Enkelin“ unter den Texten steht.

Falsche Angehörige verlangen meist Überweisung vierstelliger Beträge

Typisch für die Straftäter ist die Aufforderung, die alte, vermeintlich nicht mehr gültige Mobilnummer zu löschen. So soll verhindert werden, dass die Geschädigten Kontakt zu Familienangehörigen unter deren echten Nummern aufnehmen. Denn das wäre die einfachste Möglichkeit, den Betrug zu verhindern. „Freunde oder Familie in Not sind es wert, angerufen zu werden. Und ein kurzer Anruf oder die Bitte um eine Sprachnachricht ist der schnellste Weg, die Identität zu überprüfen“, sagt Sandra Kilian.

Von den angeblichen Angehörigen erfundene Szenarien rund um die Notlage variieren. Sie reichen von Rechnungen, die schnell bezahlt werden müssen, bis hin zu Problemen beim Online-Banking. „In der Regel bitten die Betrüger um Überweisung von bis zu vierstelligen Geldbeträgen auf Konten einschlägiger Onlinebanken“, sagt Polizeisprecherin Kilian. Wegen der „zeitlichen Dringlichkeit“ werde auf eine Echtzeitüberweisung gedrängt. „Damit ist das Geld verloren und eine spätere Rückholung aussichtslos“, so Kilian.

Eine 80 Jahre alte Oldesloerin überwies 4400 Euro

Alternativ versuchten die Täter, durch konstruierte Geschichten und geschickte Fragen an Informationen zu gelangen, die ihnen am Ende Zugriff auf das Onlinebanking oder den WhatsApp-Account der Geschädigten ermöglichen.

In Stormarn wurden bereits etliche Fälle von Opfern angezeigt. Unter anderem überwies eine 80 Jahre alte Oldesloerin rund 4400 Euro. Sie wurde erst stutzig, als sie eine weitere Zahlung leisten sollte. Eine 71 Jahre alte Barsbüttelerin verlor 1300 Euro. In Glinde wiesen ein 67 Jahre alter Mann und eine 64 Jahre alte Frau jeweils geringe vierstellige Geldbeträge an. Die Dunkelziffer dürfte groß sein, da etliche Taten und Versuche gar nicht erst angezeigt werden.

Das Geld wird zügig ins Ausland weitertransferiert

Die Mobilfunknummern, die die Täter anschreiben, stammen nach den Erkenntnissen der Polizei überwiegend aus Datendiebstählen im Internet, aber auch aus öffentlichen Verzeichnissen. Wer auf die Betrüger hereinfällt, sollte sich schnellstmöglich an seine Bank wenden und eine Rückbuchung prüfen lassen. Die Suche nach dem Betrüger gestaltet sich für die Ermittler schwierig, da sie häufig anonyme Rufnummern nutzen, die im Darknet oder in Geschäften erworben werden können. Zum Teil werden auch SIM-Karten mit falschen oder Fantasie-Personalien gekauft.

Das Geld bleibt nur kurzzeitig auf dem ersten Konto und wird zügig ins Ausland überwiesen. Dort kann die Polizei nur dann ermitteln, wenn ein Rechtshilfeersuchen über die Staatsanwaltschaft gestellt und von dem Staat bestätigt wird.