Ammersbek. Ein Ehepaar pflegt Grundstück der Gemeinde seit vier Jahren. Das Ergebnis ist bei der Aktion „Offener Garten“ zu sehen.

Franziska Hausendorf und Hans-Peter Tscholl haben die Stunden nie gezählt. Seit das Ehepaar vor vier Jahren die Idee hatte, ein verwahrlostes Grundstück der Gemeinde am Moorteich in Ammersbek wieder herzurichten, dürfte es dort zusammengerechnet etliche Monate im Einsatz gewesen sein. „Wenn uns die Gartenarbeit keinen Spaß machen würde, hätten wir das sicherlich nicht übernommen“, sagt Tscholl.

Das Ergebnis des freiwilligen Engagements präsentiert das Paar, dessen Mittelreihenhaus direkt an der neu angelegten Insektenwiese steht, nun in der Aktion „Offener Garten“. In Schleswig-Holstein und Hamburg laden mehr als 200 Hausbesitzer für Sonnabend und Sonntag, 18. und 19. Juni, in ihre grünen Paradiese ein. „Wir sind erstmals dabei“, sagt Franziska Hausendorf, „und freuen uns schon auf die Gespräche mit Besuchern.“

Auf der Wiese wucherte Giersch, Müll lag herum

Die Anwohner erinnern sich noch gut daran, wie die rund 200 Quadratmeter große Wiese am Rundwanderweg um den Moorteich 2018 aussah. „Weil dort zuletzt nicht mehr gemäht wurde, wucherte der Giersch, und es lag Müll herum“, sagt Tscholl, der ursprünglich aus dem Schwarzwald stammt. Sogar Ratten hätten sich breitgemacht.

Nachbarn und Spaziergänger können sich auf Bänken niederlassen.  
Nachbarn und Spaziergänger können sich auf Bänken niederlassen.   © Harald Klix | Harald Klix

Als Mitglied im Naturschutzbund Deutschland (Nabu) beobachtete Franziska Hausendorf zudem aufmerksam, dass in der Umgebung immer weniger Vögel, Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten zu beobachten waren. Der Vorschlag, mit weiteren Mitstreiterinnen und der Nabu-Ortsgruppe eine Patenschaft für die Fläche zu übernehmen, sei im Rathaus sofort auf offene Ohren gestoßen. Bei Fragen helfe die Umweltbeauftragte der Verwaltung unbürokratisch weiter.

Für Nachbarn und Spaziergänger wurden Bänke aufgestellt

„Am Anfang stand Schwerstarbeit“, sagt Hans-Peter Tscholl. Geäst, Steine und Müllreste mussten eingesammelt, der fette Lehmboden erst einmal umbrochen und das Dreiblatt entfernt werden. Dann säte und pflanzte die Gruppe insektenfreundliche Wildpflanzen. Der Erfolg habe nicht lange auf sich warten lassen. „Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und andere Insekten waren plötzlich wieder sicht- und hörbar.“ Zudem seien im Umfeld mehr Vögel zu sehen gewesen.

„Wir haben auch ständig dazugelernt, beispielsweise haben sich Mohn- und Kornblumen auf dem Boden nur ein Jahr lang gehalten“, sagt Tscholl. Heute wachsen auf dem Areal unter anderem Fingerhut und Baldrian, Margeriten, Storchenschnabel und der gelbe Scheinalant.

Ammersbeker Bürgerverein übernahm die Patenschaft

Gartenliebhaberin Franziska Hausendorf, die aus England kommt und sich gerade von der Großausstellung Chelsea Flower Show in London hat inspirieren lassen, ergänzt: „Unser Ziel war es auch immer, dass das Grundstück nicht abgesperrt wird, sondern für alle Bürger zugänglich bleibt.“ Die Menschen sollen selbst erleben können, wie viele Insekten und Kleintiere sich auf der Wiese tummeln. Mittlerweile fühlten sich dort unter anderem Frösche wieder wohl. Ein Stein- und ein Asthaufen bieten Kleintieren Schutz und Überwinterungsplätze, im Insektenhotel herrscht inzwischen reger Betrieb.

Vor zwei Jahren wurde die Patenschaft für das Projekt schließlich auf den Ammersbeker Bürgerverein übertragen. Der förderte die Ehrenamtler mit Sachleistungen, stiftete im vergangenen Sommer eine hölzerne Sitzbank. Die Eheleute Hausendorf/Tscholl stellten dazu einen Tisch und weitere Bänke auf. „Das Angebot wird von Anwohnern und Besuchern zunehmend angenommen“, sagt Tscholl. Probleme gebe es bisher nicht, die Spaziergänger blieben auf den gekennzeichneten Wegen.

Kindergarten hat ein eigenes Beet bekommen

Seit Kurzem ist auch eine Gruppe aus dem nahen Kindergarten regelmäßig zu Gast. Die Mädchen und Jungen waren zu Corona-Zeiten öfter vorbeigekommen. Nun haben sie ein eigenes Beet angelegt, um das sie sich kümmern.

Für die künftige Pflege können die Initiatoren helfende Hände gebrauchen. „Wer das Projekt unterstützen möchte, ist jederzeit willkommen“, sagt Hans-Peter Tscholl. „Vielleicht hat ja jemand aus der Umgebung Zeit und Interesse.“ Besonders in längeren Trockenperioden wie jüngst im April ist reichlich zu tun. So hat er allein in diesem Jahr schon 500 Gießkannen voller Wasser aus dem etwa 60 Meter entfernten Moorteich per Schubkarre zur Wiese transportiert.

Beim „Offenen Garten“ kommen auf dem Einsatzkonto von Franziska Hausendorf und Hans-Peter Tscholl die nächsten Stunden hinzu: Am Sonntag, 19. Juni, informieren sie von 10 bis 17 Uhr über das Projekt. Wer seine Beete zu Hause bienenfreundlicher gestalten möchte, bekommt Tipps. Besucher sollten nach Möglichkeit per Rad oder zu Fuß vorbeischauen.

Infos und Kontakt: www.offenergarten.de

Ammersbek: Franziska Hausendorf und Hans-Peter Tscholl, Moorweg 8e (Zugang auch über Rundwanderweg am Moorteich): Insektenwiese mit Sitzbänken, 19. Juni 10 bis 17 Uhr;

Bargfeld-Stegen: Bettina Möck, Im Kamp 6, drei Gartenteiche, Beete, Pizza- und Räucherofen, Sitzecken, 18. und 19. Juni 9 bis 18 Uhr;

Bargteheide: Christina und Baldur Müggenburg, Hammoorer Weg 2, Rosen, Stauden, Sträucher plus Wildgarten und Naturteich, 18. und 19. Juni 10 bis 17 Uhr (Spende für Tierheim);

Bargteheide: Elke und Jürgen Finnern, Theodor-Storm-Straße 13, mediterraner Palmengarten, 18. und 19. Juni 12 bis 18 Uhr;

Großhansdorf: Petra Jonas, Up de Worth 5, naturnaher Garten mit Staudenbeeten und Gewächshaus, 18. und 19. Juni 10 bis 18 Uhr;

Heilshoop: Annette Matthiesen, Hauptstraße 60, Cosy Cottage Garden mit Bereichen im englischen Stil, 18. und 19. Juni 11 bis 17 Uhr (Eintritt 3 Euro);

Reinbek: Marlitt Quistorf, Schulstraße 15, wilder Garten mit Naturteich, Barfußpfad, Weidentipi und Lehmofen, 18. Juni 15 bis 18 Uhr;

Todendorf: Antje und Nicole Kirchhoff, Niekoppel 9, Staudenbeete, Gemüse- und Beerengarten mit kleinem Teich und Sitzgelegenheiten, 18. und 19. Juni 10 bis 17 Uhr.