Ahrensburg. Gebäude, Parkplatz und Tankstelle stehen seit März leer. Kauf des Areals für Bau einer Nordtangente ist für die Stadt nicht akut.

Wo Anfang des Jahres täglich Tausende Autos ihre Runden drehten und noch einmal deutlich mehr Menschen ihren Einlauf erledigten, hüpft jetzt einzig eine kleine Spatzenschar über den Asphalt. Das alte Famila-Gelände am Ahrensburger Kornkamp mit Großparkplatz und Tankstelle ist mit einem Bauzaun abgesperrt. Seit dem Umzug des Verbrauchermarktes Anfang März dichter ans Stadtzentrum heran ist es am Ende der Sackgasse ruhig geworden.

Das könnte sich möglicherweise bald ändern. „Bezüglich der Weiternutzung des Gebäudes prüfen wir derzeit verschiedene Möglichkeiten und führen vielversprechende Gespräche“, sagt Solveig Hannemann, Pressereferentin bei Famila Nordost in Kiel. Zum aktuellen Stand der Verhandlungen können sie keine weitere Auskunft geben.

Einzelhandel ist auf dem Grundstück künftig weitgehend ausgeschlossen

Als der Famila-Markt 1984 am äußersten Rand des Gewerbegebiets eröffnet wurde, zählte er zu den modernsten Einkaufsstätten landesweit. Künftig ist an dem Standort kein innenstadtrelevanter Einzelhandel mehr erlaubt. Dazu zählen unter anderem Nahrungsmittel, Drogeriewaren, Bekleidung, Blumen und Elektroartikel. Das haben die Stadtverordneten in einer Änderung des Bebauungsplans 65 beschlossen. „Nur ausnahmsweise können bestimmte, nicht zentrenrelevante Einzelhandelsnutzungen dort zugelassen werden und bedürfen daher auch einer baurechtlichen Einzelfallentscheidung, die im Bau- und Planungsausschuss vorab beraten und entschieden wird“, sagt Rathaussprecher Fabian Dorow.

Die Stadt Ahrensburg zählt offenbar nicht zu den Kaufinteressenten, obwohl das Famila-Grundstück als wichtiger Teil einer Umgehungsstraße vom Gewerbegebiet bis zur Landesstraße 82 (früher B 75) am Kremerberg im Gespräch war. „Derzeit finden keine Gespräche für einen möglichen Ankauf der Fläche des ehemaligen Famila-Geländes statt“, sagt Dorow.

Planung für die Umgehungsstraße wird derzeit nicht weiter verfolgt

Im Entwurf für den neuen Flächennutzungsplan ist dieser mögliche Verlauf der sogenannten Nordtangente zwar enthalten. Der Bau- und Planungsausschuss hatte allerdings im April 2018 einen Antrag der SPD-Fraktion mehrheitlich abgelehnt, Vertragsgespräche mit dem Eigentümer hinsichtlich der Sicherung eines Vorkaufsrechts für die Realisierung einer Tangente über dieses Gebiet zu führen.

„Die Planung für eine Nordtangente wird aktuell in den städtischen Gremien nicht weitergeführt“, sagt Fabian Dorow. Die Aufnahme im Flächennutzungsplan bedeute nach derzeitiger Sachlage nicht, dass die Umgehungsstraße allein aufgrund der einseitigen Planungen überhaupt kommen könne.

Trasse führt zum großen Teil über Delingsdorfer Gebiet

Denn direkt hinter dem Famila-Areal beginnt das Gemeindegebiet von Delingsdorf, über das die Trasse unweigerlich führen müsste. Der Nachbarort lehnt diese weit vom Ahrensburger Stadtteil Gartenholz entfernte Variante allerdings bisher kategorisch ab.

Die Diskussion über eine nordöstliche Umfahrung von Ahrensburg läuft seit bald zwei Jahrzehnten. 2012 schien der Bau schon sicher, doch die Stadtverordnetenversammlung lehnte mit einer Stimme Mehrheit einen mit Delingsdorf bereits ausgehandelten Gebietstausch ab. In den Jahren danach folgten mehrere vergebliche Anläufe, die Planung mit unterschiedlichen Varianten wieder aufzunehmen.